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Deutlichkeit

Deutlichkeit. Es gibt eine „diskursive (logische) Deutlichkeit, durch Begriffe, dann aber auch eine intuitive (ästhetische) Deutlichkeit, durch Anschauungen, d. i. Beispiele oder andere Erläuterungen in concreto“, KrV Vorr. z. 1. A. (I 19—Rc 12). Es gibt „eine Deutlichkeit in der Anschauung, also auch der Vorstellung des einzelnen, nicht bloß der Dinge im allgemeinen, welche ästhetisch genannt werden kann, die von der logischen, durch Begriffe, ganz unterschieden ist“, Üb. e. Entdeck. 1. Abs. C 4. Anm. (V 3, 38). Eine noch so deutliehe Sinnlichkeit (s. d.) kann auch nur Erscheinungen (s. d.) erfassen, nicht Dinge an sich, ibid. C (V 3, 41).

„Sind wir uns der ganzen Vorstellung bewußt, nicht aber des Mannigfaltigen, das in ihr enthalten ist, so ist die Vorstellung undeutlich.“ Deutlichkeit ist „eine Wirkung der Ordnung, und Undeutlichkeit eine Wirkung der Verwirrung“, aber es ist nicht jede undeutliche Erkenntnis verworren. „Denn bei Erkenntnissen, in denen kein Mannigfaltiges vorhanden ist, findet keine Ordnung, aber auch keine Verwirrung statt.“ Alle einfachen Vorstellungen werden nie deutlich. Bei den zusammengesetzten Vorstellungen „rührt die Undeutlichkeit oft nicht her von Verwirrung, sondern von Schwäche des Bewußtseins“. Die Deutlichkeit ist eine „sinnliche“ oder „intellektuelle“ („Deutlichkeit in Begriffen“ oder „Verstandesdeutlichkeit“); letztere entsteht durch Analyse der Begriffe in deren Merkmale, Log. Einl. V (IV 37f.). Die Deutlichkeit der Erkenntnis ist „ein höherer Grad der Klarheit“. Sie besteht in der „Klarheit der Merkmale“. Die „logische“ Deutlichkeit beruht auf der objektiven, die „ästhetische“ auf der subjektiven Klarheit der Merkmale; jene ist eine Klarheit durch Begriffe, diese eine Klarheit durch Anschauung, bestehend in einer „bloßen Lebhaltigkeit und Verständlichkeit“. Die „extensive Größe der Deutlichkeit, sofern sie nicht abundant ist“, heißt Präzision. Die Aufgabe der Logik ist es, „klare Begriffe deutlich zu machen“, und zwar durch Analyse. Aber nicht alle Deutlichkeit beruht auf der Analysis eines gegebenen Begriffes. „Diejenige Art der Deutlichkeit, die nicht durch Analysis, sondern durch Synthesis der Merkmale entspringt, ist die synthetische Deutlichkeit. Und es ist also ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Sätzen: einen deutlichen Begriff machen und: einen Begriff deutlich machen“. „Denn wenn ich einen deutlichen Begriff mache, so fange ich von den Teilen an und gehe von diesen zum Ganzen fort. Es sind hier noch keine Merkmale vorhanden; ich erhalte dieselben erst durch die Synthesis. Aus diesem synthetischen Verfahren geht also die synthetische Deutlichkeit hervor, welche meinen Begriff durch das, was über denselben in der (reinen oder empirischen) Anschauung als Merkmal hinzukommt, dem Inhalte nach wirklich erweitert. — Dieses synthetischen Verfahrens in Deutlichmachung der Begriffe bedient sich der Mathematiker und auch der Naturphilosoph. Denn alle Deutlichkeit der eigentlich mathematischen sowie alle Erfahrungserkenntnis beruht auf einer solchen Erweiterung derselben durch Synthesis der Merkmale.“ „Wenn ich aber einen Begriff deutlich mache, so wächst durch diese bloße Zergliederung meine Erkenntnis ganz und gar nicht dem Inhalte nach.“ „Zur Synthesis gehört die Deutlichmachung der Objekte, zur Analysis die Deutlichmachung der Begriffe. Hier geht das Ganze den Teilen, dort gehen die Teile dem Ganzen vorher. — Der Philosoph macht nur gegebene Begriffe deutlich. — Zuweilen verfährt man synthetisch, auch wenn der Begriff, den man auf diese Art deutlich machen will, schon gegeben ist. Dieses findet oft statt bei Erfahrungssätzen, wofern man mit den in einem gegebenen Begriffe schon gedachten Merkmalen noch nicht zufrieden ist“, Log. Einl. VIII (IV 68 ff.). Vgl. Sinnlichkeit, Gewißheit.