Waren der Produktenbörse und Effektenbörse
Sehen wir uns nun zunächst die Waren näher an, welche den Gegenstand des Verkehrs auf der Börse zu bilden pflegen. Man pflegt sie in zwei Hauptgruppen zu scheiden: »Produkten«, Waren im engeren Sinne, einerseits und Geldsorten, sowie Wechsel, »Effekten« und »Fonds«, d.h. Wertpapiere verschiedener gleich zu besprechender Art, andererseits, und man scheidet danach die »Produktenbörse« von der »Effektenbörse«. Die Unterscheidung hat nur dieselbe Bedeutung, als wenn man etwa Fisch-, Fleisch- und Gemüsemarkt unterscheidet. Beide können an einund demselben Orte stattfinden und gemeinschaftlich organisiert sein, so z.B. in Berlin und Hamburg. Oder sie können an verschiedenen Orten stattfinden – so in Paris und London. Es können auch beide Hauptabteilungen wiederum geteilt sein, z.B. die Effektenbörse in eine Börse für Wechsel und eine solche für andre Wertpapiere, so in London, und die Produktenbörse in besondere Märkte für Getreide, Zucker, Eisen, Schmalz usw. – so vielfach in Amerika. Es werden endlich überhaupt nicht an jeder Börse alle oder viele »börsengängigen« Waren und Papiere gehandelt, sondern naturgemäß oft nur oder ganz überwiegend die, welche in der betreffenden Gegend produziert oder durch den betreffenden Hafenplatz hindurch ein- oder ausgeführt werden: – wie in den Seestädten der Fischmarkt; so besteht in Essen, im westdeutschen Kohlenreviere eine Börse, an welcher nur Kohlen und Anteile an Bergwerken gehandelt werden, in Magdeburg, inmitten der Zuckerrüben bauenden Provinz Sachsen eine solche für Zucker. Nur an den großen zentralen Börsen konzentriert sich der Verkehr in allen Haupthandelsartikeln.
An der Produktenbörse begegnen wir zunächst dem Getreide und den Feldfrüchten aller Art, nebst den unmittelbar daraus gewonnenen Produkten, insbesondere Mehl. Der größte Markt dafür ist in Deutschland nächst der Berliner Börse Mannheim, bis wohin das überseeische Getreide rheinaufwärts verschifft wird. Ferner: Zucker – die größten Märkte sind mit Berlin, wie schon erwähnt, Magdeburg und Hamburg (Ausfuhrhafen) und Sprit – Berlin und Hamburg (Ausfuhrhafen) teilen sich in den Markt; Petroleum: Bremen (Einfuhrhafen), teilt sich mit Berlin; Baumwolle: ebenso; – Wollgarne, besonders Kammgarne: Leipzig (Produktionsort) spielt eine erhebliche Rolle; – Kaffee: Für ihn ist Hamburg (Einfuhrhafen) der größte Handelsplatz; – Kohle und Eisen: die Märkte der westlichen Produktionsgegenden sind von entscheidender Bedeutung, – und viele andere nicht so wichtige Artikel, deren Aufzählung zu weit führt. Im Effektenhandel drängt sich der Verkehr natürlich an den Orten zusammen, welche der Sitz der großen Bankhäuser sind: in Deutschland haben neben Berlin nur Frankfurt a. M. und Hamburg große Bedeutung.