Taddeo di Bartolo

Bartolo, Taddeo di, aus Siena, der Schüler seines Vaters Bartolo di Fredi, eines mittelmäßigen Malers, blühte in den beiden ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts und gilt für den Stifter jener eigentümlichen Verschmelzung des Herben und Ernsten, des Idealen und großartig Abgeschlossenen in der älteren Kunstrichtung des Giotto, mit der gemütvollen Auffassung, dem Ausdruck eines tiefen religiösen Sehnens der sich anbahnenden neueren, in einer, die Strenge und Härte des byzantinischen Stils gänzlich verlassenden, weicheren Behandlungsweise, welche das Erbgut der späteren umbrischen Schule wurde. Die ältesten unter seinen beglaubigten Werken befinden sich zu Perugia, woselbst er lang gearbeitet haben soll, namentlich in der dortigen Akademie, wo man, außer zwei Tafeln, jede mit vier Heiligen, ein Bild mit dem Namen des Künstlers und der Jahrszahl 1403, Maria mit dem Kinde und zwei Engeln, daneben den heil. Bernhard, edle würdige Gestalten voll Anmut der Gesichtsformen und anziehender Innigkeit des Ausdrucks, und in der Kirche S. Agostino ebendaselbst ein treffliches Bild der Ausgießung des heil. Geistes sieht. In der Galerie der Sieneser Akademie trifft man ein Altargemälde von 1409, in dessen Hauptbild, der Verkündigung, insbesondere die Gestalt der Jungfrau zu dem Gelungensten seiner Art gehört. Seine bedeutendsten Arbeiten sind jedoch die Wandgemälde, mit welchen er von 1407—1414 die Kapelle des öffentlichen Palastes zu Siena und den davor befindlichen Vorsaal schmückte, jene mit Szenen aus dem Leben der h. Jungfrau, ihrem Abschied von den Aposteln, ihrem stillen Leichenzug, ihrem Begräbnis und ihrer Himmelfahrt, Gemälde, ausgezeichnet durch den Adel und tiefsinnigen Ausdruck, Liebenswürdigkeit der Charaktere, schöne Anordnung und eigentümliche Weichheit der Behandlung; diese mit den Figuren der Götter der alten Welt und den Bildnissen berühmter Redner, Staatsmänner und Helden des Altertums, Bilder, in denen er eine fruchtbare und wunderliche Phantasie entfaltete, die aber durchweg geringeren Wert haben. Andere Bilder von ihm findet man im Museum zu Berlin: Maria, die Verkündigung empfangend, und Gott Vater mit Christus am Kreuz; in der Hauptkirche zu S. Gimignano: Bruchstücke einer Altartafel mit der Jahrszahl 1401, ganz in der Weise des Ugolino behandelt; im Besitz des Königs Ludwig v. Bayern: eine reizende Himmelfahrt der Maria; in der Pinakothek zu München: eine Krönung der Maria (unter dem Namen Gentile da Fabriano im Katalog aufgeführt); im Louvre zu Paris: Maria mit dem Kinde und Heiligen und Maria mit dem Kinde auf dem Throne und den 12 Aposteln; im Privatbesitz zu Siena: ein höchst anmutiges Madonnenbild; in S. Antonio zu Volterra: ein Altarbild mit Heiligen.  

 

Literatur. Vasari, Leben der ausgez. Maler, Bildhauer und Baumeister. — Rumohr, Italienische Forschungen. — Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei.  


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Seite zuletzt aktualisiert: 10.01.2005 
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