Blaue Blume
Blaue Blume, das geheimnisvolle Symbol der Poesie in Novalis’ Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“ (1802), wurde zur vielgenannten Losung der Romantiker. Vergl. Novalis 2, 5, der gleich im ersten Kapitel über diese Sehnsucht seines Titelhelden berichtet: Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir erweckt haben, sagte er zu sich selbst; fernab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anderes dichten und denken". Dann heißt es in der stimmungsreichen Traumvision S. 9: „Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blüten berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstlichste Duft erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit.“
Das Versteckspiel mit diesem märchenhaften Sinnbild reizte den Spott der literarischen Gegner. Besonders boshaft sind Heines Verse 2, 84 f.:
"Was war jene Blume, welche
Weiland mit dem blauen Kelche
So romantisch süß geblüht
In des Ofterdingers Lied?
War’s vielleicht die blaue Nase
seiner mitschwindsücht’gen Base,
Die im Adelsstifte starb?
Mag vielleicht von blauer Farb’
Ein Strumpfband gewesen sein,
Das beim Hofball fiel vom Bein
Einer Dame: — Firlefanz!“
Zugrunde liegt die Vorstellung von der blauen Wunderblume der Sage. Siehe Büchmann S. 116 f.
In eigenartiger Ausdeutung verwertet Schlagwort und Symbol Julius Mosen in der 1840 veröffentlichten phantasievollen Novelle: Die blaue Blume.