Böse Sieben
Böse Sieben, eine altbeliebte volkstümliche Schelte, deren Ursprung K. Kant ZfdW. 6, 98 f. glücklich aufgehellt hat. Sie führt bis ins 16. Jahrhundert zurück und ist aus einem Kartenbild abgeleitet, das eine zankende Korbmachersfrau darstellte, die von ihrem Mann ein Tracht Prügel erhält. Warum diese gerade dazu kam, zum Typus eines halsstarrigen Weibes, der „bösen Sieben", zu werden, begründet H. Ullrich ebenda S. 379 durch interessante Mitteilungen aus der Schwankliteratur dieser und der folgenden Zeit. Den Inhalt der Geschichte bei Montanus (1565) faßt er wie folgt zusammen: „Ein Korbmacher fordert eines Tages nach der Fertigstellung eines Korbes seine Frau auf, zu sagen: Gott sei gelobt, der Korb ist gemacht; da die Frau sich halsstarrig weigert, erfolgt eine starke Züchtigung derselben. Der gerade vorbeigehende Voigt wird ein Zeuge des Streits, erfährt den Anlaß und muß, als er den Vorfall seiner Frau erzählt, erleben, dass diese erklärt, sie würde jenes Wort ebensowenig sprechen, selbst wenn sie zerrissen würde. Darauf erhält auch sie eine scharfe körperliche Züchtigung. Ihre Magd hat es mit angesehen und überbringt es brühwarm dem Knecht im Stall, indem sie halsstarrig die gleiche Weigerung ausspricht und nun die gleiche Züchtigung empfängt: „Also ward des körbelmachers frau, die vögtin und ir magd, alle drei auf ein tag, eins korbs wegen, dapfer geschlagen.“
Kant verweist für seine obengenannte Erklärung aus Jodocus Ammans Charta lusoria (Nürnberg 1588) wo auf dem Kartenblatt der ersten Sieben die betreffende Streitszene dargestellt und durch zwei darüberstehende lateinische Distichen nebst der darunter gesetzten freien deutschen Übertragung von dem „Kayserlichen Coronirten Poeten Janus Heinricus Schröterus von Güstrow“ erläutert wird:
„Nichts ergers kan auff diser Erdn /
Dann ein böß Weib erfunden werdn /
Welch alle gifft / wie herb die sind /
Mit jrer boßheit vberwind.
Laß ab / der du mit Prügeln starck /
Außtreiben wilst all boßheit argk /
Schlegst du gleich einen Teuffel drauß /
Besitzen zehen dasselbe Hauß.“
Dadurch fällt zugleich Licht auf den frühesten bekannten Beleg für diesen Ausdruck in dem Titel der von Cyriacus Spangenberg verfaßten Schrift „Wider die Böse Siben ins Teuffels Karnöffelspil“ (1562), wo unter der Sieben eine Freikarte zu verstehen ist, die alle anderen stach und auch der Teufel genannt wurde.
Von dem Kartenbild der sogenannten „bösen Sieben“ wurde dann der Ausdruck überhaupt auf zänkische Weiber übertragen und findet sich so bereits bei Joh. Sommer, Ethographia mundi 2, 15 (1609): „Ist denn deine Fraw so eine böse Siebene, vnnd eine solche böse Wettermacherin?“ Andere Zeugnisse tauchen bis auf Rachel, dessen erste Satire (1664) betitelt ist „Das Poetisch-Frauen-Zimmer Oder Böse Sieben“ und sieben verschiedene böse Frauencharaktere schildert, nur sehr sporadisch auf. Erst durch den populären Satiriker scheint dem Ausdruck, nach den sich häufenden Belegen zu urteilen, wirkliche Schlagkraft verliehen worden zu sein, die er bis heute behalten hat. Vgl. vor allem DW., ferner Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon 4, 553, und Büchmann S. 137 f.