Bulletin
Bulletin (aus frz. bulletin) wurde seit Anfang des 19. Jahrhunderts längere Zeit ein beliebtes Schlagwort für einen künstlich aufgebauschten oder verlogenen Heeres-, besonders Schlachtbericht. Dazu gaben die Napoleonischen Bulletins die Veranlassung. Vergl. Scherr, Blücher 2, 50 f.: „Dieses Kind erhielt den Namen „Bulletin", auf welchen es zu Jorea, seiner Geburtsstätte, am 9. Prairial oder 29. Mai des Jahres 1800 getauft ward. In der unscheinbaren Gestalt eines simplen Tagsbefehls an die Reserve-Armee zur Welt gekommen, wuchs das Kleine, mit Glorie aufgepäppelt, binnen Kurzem zu einem ungeheuerlichen Ding heran, zu einem Riesenschlauch sozusagen, außen gleißend von den blendendsten Phrasenfarben, aber innen voll Lüge, Hochmut und Falschheit.“
Ähnlich äußert sich Jahn 1, 528: „Heerzettel (Bulletin), womit er die Kunst verband, sich und die seinen zu vergrößern und die Feinde zu verkleinern. Es gab damals ein Sprichwort in Deutschland: „Er lügt und schneidet auf, wie ein französischer Heerzettel.“ Die Heerzettel haben uns viel Schaden getan.“ Siehe auch 2, 749. Daraus spielt ferner Jul. v. Voß satirisch an, Travestien oder Burlesken (1811) S. 152: „Nebenan sitzt der erhabene Bulletinschreiber, der lügt wie ein Buchhändler, der seine Verlagsartitel empfiehlt.“ Von anderen Belegen sei nur noch erinnert an Görres 1, 340 (1814). Sonst ist zu nennen Sanders, Fremdw. 1, 179, der auch Bulletinismus und verwandte Ableitungen nachweist.