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Böse Schwiegermutter

Böse Schwiegermutter erscheint seit Anfang des 19. Jahrhunderts als feste Schlagwortverbindung, die dann nicht nur in Bühnenstücken, sondern vor allem in Witzblättern, zumal den „Fliegenden", eine geradezu unverwüstliche Lebenskraft beweist. Vgl. nur Langbein 9, 98 f. (1808): „Kein Weibergezänk, kein Kindergeschrei, keine böse Schwiegermutter — nichts, in der Welt nichts stört meine häusliche Ruhe. Es lebe der goldene Junggesellenstand!“ Ebenso Wilhelm von Schlegel 2, 176:

"Eselsarbeit, Zeisigfutter,
Eine böse Schwiegermutter,
Dann das Schelten, Lärmen, Pochen,
Hat mir längst das Herz gebrochen.“

Der Begriff der bösen Schwiegermutter ist natürlich uralt. Wie aber O. Schrader in seiner interessanten Studie: „Die Schwiegermutter und der Hagestolz“ (Braunschweig 1904) gezeigt hat, hat er im Laufe der Jahrhunderte eine wichtige Wandlung durchgemacht. Während ursprünglich, in vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit, immer die Mutter des Mannes den viel geschmähten Charakter abgibt, hat sie dann später, infolge einschneidender kulturgeschichtlicher Veränderungen ihre wenig beneidenswerte Rolle, speziell im römisch-germanischen Westen, mit der Mutter der Frau getauscht. Freilich bei den Römern wird, da der Weibesvater so stark dominiert, dieser Übergang nur angedeutet. Erst die Germanen haben den neuen Typus wirklich entwickelt. Seit dem Ausgang des Mittelalters läßt er sich fortdauernd literarisch verfolgen, bis er in modernster Zeit die mannigfaltigsten Spielarten erkennen läßt. Alle westeuropäischen Nationen haben sich seiner mit Eifer bemächtigt, keine wohl unermüdlicher und begieriger als die amerikanische, da ihre eigenartigen sozialen Verhältnisse besonders reichen Stoff bieten.