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Schmalz und Unschlitt

Schmalz und Unschlitt, Axungia et Sevum. Das Fett von den meisten Fleisch fressenden Tieren (Axungia) ist weicher, schmieriger und weniger konsistent, als das von Pflanzen fressenden, welches wir Talg, Unschlitt (Sevum) nennen. In früheren Zeiten machte man einen großen Unterschied in den medizinischen Wirkungen des Fettes verschiedener Tiere; später glaubte man, dass das Schweineschmalz (Axungia porci) alle übrigen weichen Fette entbehrlich mache, und die meisten Fette der Art, selbst die ungesalzene Butter, Wallrath, Hirsch- und Rindstalg, Dachs-, Hunde-, Katzen-, Vipern-, Bären- und Hasenfett u. s. w. zählt Burdach (l. c. I. 234 ff.) zu den obsoleten Dingen. Indessen lehren fremde und eigene Versuche etwas Anderes. Mit Recht sagt Pitschaft in seinen medizinischen Miszellen und Rhapsodien, mitgeteilt vor mehreren Jahren im Hufelandschen Journal, dass es kein Köhlerglaube sei, wenn man meine, Ein Tierfett wirke anders und leiste mehr, als ein anderes. Dies weiß das Volk auch recht gut. Für dieses, nicht für die meisten rezeptschreibenden Ärzte, findet man zum Handverkauf auf den Apotheken noch viele verschiedene Fette: Hunde-, Bären-, Dachs-, Fuchs-, Schlangenfett etc. vorrätig. Wir betrachten hier näher folgende Arten:

1) Das Gänsefett (Axungia anserina). Es wird hier in Mecklenburg, wo man allgemein im Herbst Gänse einschlachtet, mit Recht dem Schweinefett wegen seines feineren Geschmacks vorgezogen. Man verspeist es mit Brot und fettet die Speisen damit. Indessen macht der tägliche Genuss desselben oft Rauhigkeit im Halse, Heiserkeit und Reiz zum Husten. Als Hausmittel wird es äußerlich gegen Leibschmerzen, Kolik, Verbrennung, Hautschrammen etc. gebraucht.

2) Das Hundefett (Axungia Canis). Um es echt zu bekommen, kauft es der Landmann und Bürger meist vom Scharfrichter. Es ist zu einen bis zwei Esslöffeln voll, in ein paar Tassen heißem Bier getrunken, ein beliebtes und sehr gutes Schwitzmittel nach Erkältung und daher kommenden akuten Katarrhen, Rheumatismen; ja bei letzteren entfernt es bald die heftigsten Gliederschmerzen und die Steifheit in den Gelenken. Auch gegen Lungensacht und chronischen Schleimhusten wird das Hundefett, täglich ein- bis zweimal einen Esslöffel voll in warmer Milch genommen, vom Landmann oft Wochen lang mit vielem Vertrauen und oft mit gutem Erfolg gebraucht. Es erinnert dies an die neuerdings auch von Ärzten gegen genannte Übel empfohlenen Öl- und Speckeinreibungen, an den innerlichen täglichen Genuss des Olivenöls, des gebratenen fetten Specks gegen Skrofeln, Rachitis und Auszehrung, endlich an die Tatsache, dass Handwerker, welche täglich mit Fett und Öl umgehen, als Seifensieder, Metzger, Gerber etc., so wie die Kinder in den englischen Wollmanufakturen, wo alles mit Öl bereitet wird, gesund und muskelkräftig sind, ja dass in letzteren selbst schwächliche Kinder erstarken, während in den Baumwollenmanufakturen die gesündesten Kinder krank und elend werden u. s. f.

3) Das Dachsfett (Axungia Taxi). Es steht als Hausmittel bei Förstern und allen anderen Waidmännern in hohem Ansehen. Man reibt es bei Leibschmerzen, Kolik, Magenkrampf, Wurmbeschwerden, in den Unterleib, desgleichen gegen Verstauchungen, Quetschungen, Rheumatismus in die Glieder, den Kacken etc.

4) Das Fuchsfett (Axungia Vulpis). Es wird in denselben Fällen, wie das Dachsfett von Jägern etc. in Anwendung gebracht.

5) Der Hirschtalg (Sevum cervinum). Er übertrifft an Festigkeit, Reinheit und Weiße den Hammeltalg (Sevum ovillum), und wird zum äußerlichen Gebrauch gegen wunde Hautstellen, Wandsein der Füße, zum Verbinden spanischer Fliegenstellen etc. viel gebraucht.