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Semen Cannabis

Semen Cannabis. Wir fügen zum Artikel Hanf (s. o. S. 255) noch Folgendes: Ein sehr wirksames, von mir selbst oft erprobtes Hausmittel gegen spastische Harnverhaltung der Säuglinge (auch Erwachsener) ist ein bis drei Teelöffel voll gequetschter Hanfsamen, mit zwei Tassen kochendem Wasser infundiert und warm getrunken. — Nach Freudenstein (Diss. de cannabis sativae usu et viribus narcoticis. Marpurgi 1841) gibt es außer Cannabis sativa L. noch eine andere Spezies: Cannabis indica Lemarck, welche narkotischer, als jene wirkt. Als Berauschungsmittel kannten schon die alten Skythen, nach Herodot, den Rauch von Hanfblättern, — in Ägypten bedienen sich die Spitzbuben desselben, um die, welche sie bestehlen wollen, dadurch einzuschläfern, und das Hanfextrakt lobt Aubert (De la Peste etc. Paris 1840) besonders in der Pest, wo er von zwölf Kranken dadurch sieben genesen sah. Das harzige Hanfextrakt hat Dr. O’Shaughnessy als ein narkotisches Mittel angewendet, wobei zu bemerken ist, dass in heißeren Klimaten, als bei uns, aus den Blättern und dem Stamme des Hanfes ein harziger Saft ausschwitzt, welcher einen scharfen, narkotischen Geruch und bittern Geschmack hat. Das Extrakt wird durch Kochen der getrockneten Pflanze in Spiritus und Abdampfen erhalten, worauf durch Auflösung von drei Gran Extrakt in eine Drachme Alkohol man auch eine Tinktur bereitet. Das Mittel soll sich besonders bei Tetanus bewährt haben, wo man alle halbe Stunden eine Drachme Tinktur gibt, bis der Krampf nachlässt. (British and Foreign med. Review, July 1840.) Als Berauschungsmittel vertritt der Hanf in vielen Gegenden des Orients die Stelle der Spirituosa, des Weins und Branntweins. — Personen, die ihn als Vergnügungsmittel zu sich nehmen, fühlen eine besondere Heiterkeit, Fröhlichkeit und Munterkeit des Gemüts, ein behagliches Vergessen aller Traurigkeit und jedes Schmerzes; stets lächeln sie milde, wenn auch keine äussere Ursache dazu vorhanden ist, aller Zorn und Hass schweigt und nach einigen Stunden verfallen sie in einen milden und sanften Schlaf, während desselben sie, wie vorher im Wachen die lieblichsten Phantasiebilder ergötzen, — Alles Zeichen des Hanfrausches. Der Angabe des Sonnini zufolge ist diese Störung des Denkvermögens, diese Art von Seelenschlaf auf keinerlei Weise mit dem Rausche vom Weine oder anderer geistiger Getränke zu vergleichen, und unsere Sprache besitzt keinen Ausdruck, um jenes Gefühl anzudeuten. Die Hanftrunkenheit hat noch ferner das Eigene, dass durch sie die Circulation des Blutes nicht beschleunigt, das Atmen nicht schneller vor sich geht, und der Kopf nicht angegriffen wird; wohl aber entsteht ein wahrer Hundshunger (fames canina). Übrigens hat dieser Missbrauch des Hanfes doch auch, wenn er zu lange fortgesetzt wird, Dummheit, Blödsinn und große Körperschwäche zur Folge.

Es gibt verschiedene Arten, den Hanf als Berauschungsmittel zuzubereiten. In Indien sind, nach Ainslie, deren drei gebräuchlich. Ein aus den Blättern dargestellter Trank, dessen sich, zumal die Mohamedaner, bedienen, heißt Banghie. Eine andere Zubereitung heißt Majum, zu welcher nebst den Hanfblättern noch Mohnblätter, Blumen des Stechapfels, Krähenaugen, Zucker und Milch verwendet werden. Sehr stark ist eine aus diesen Substanzen bereitete Latwerge, deren sich jedoch nur sehr ausschweifende Leute bedienen. Auch kommen daraus bereitete Pillen vor, welche sanskritische Schriftsteller mit dem Namen Gandschakini bezeichnen. — Besonders beliebt ist der Hanfgebrauch in Persien, wo man den Hanfsamen mit Tabaksblättern gemischt, aus besondern Pfeifen zu rauchen pflegt, welche Nardschihli heißen, oder man bereitet auch einen Trank aus Hanf, Krähenaugen, Kali und Wein, dessen sich aber die rechtgläubigen Muselmänner nicht bedienen; endlich macht man auch ein Infusum aus Hanf und Mohnblättern mit Krähenaugen, welches Bangue, Baeng oder Beng heißt, Benennungen, die auf indischen Ursprung deuten. Nach dem Berichte des Olearius, der 1633 in Persien war, bereitet man daselbst Pillen aus den Blättern und Samen des Hanfes mit Honig, die als Aphrodisiakum dienen. Auch in der Berberei bedient man sich des Hanfpulvers oder raucht die Blätter, um sich aufzumuntern und ad coitum zu stimulieren; aber hier ist in Folge dieses Missbrauchs auch die Impotenz und Sterilität sehr häufig (s. Dublin Journ. März 1841). Merkwürdig! ganz anders spricht Woyt (l. c. p. 156) vom Hanf. „Der Samen“ — sagt er — „mindert die männliche Natur, wird auch wider den Samenfluss (Pollutionen), Schmerzen, Seitenweh, Husten und gelbe Sucht gebraucht.“ Ganz richtig! denn Alles, was momentan stimuliert, hat schnelles Unvermögen zur Folge (s. Hanf).