Dichtkunst, Poesie

Dichtkunst. Poesie. Die Kunst den Vorstellungen, die unter den Ausdruck der Rede fallen, nach Beschaffenheit der Absicht den höchsten Grad der sinnlichen Kraft zu geben . Der Dichter hat dieses mit dem Redner gemein, dass er vermittelst der Rede in anderen gewisse Vorstellungen erweckt; aber die besondere Art, wie jeder seinen Zweck zu erreichen sucht, macht den Unterschied zwischen der Beredsamkeit und Dichtkunst. Der Redner behandelt seinen Stoff als ein Mensch, der sich besitzt, der sieht, beurteilt und empfindet, was vor ihm liegt; der Dichter wird von seinem Gegenstand lebhafter gerührt, er wird davon so hingerissen, dass er in Begeisterung oder doch in eine Träumung gerät, in welcher seine Phantasie freier und lebhafter wirket. Daher kommt es, dass er seinen Gegenstand anders sieht als andere Menschen, dass ihm das Vergangene und Zukünftige als gegenwärtig, das bloß eingebildete als wirklich vorhanden vorkommt, dass seine Vorstellungskraft durch die geringste Veranlassung eine Menge Nebenbegriffe aufweckt, die ihn eben so lebhaft rühren als die, welche unmittelbar in seiner Materie liegen. Die Rede des Dichters wird also ihrem Inhalt nach sinnlicher und an Materie reicher; er mischet unter das wirklich vorhandene viel eingebildetes, dem er den Schein des wirklichen gibt; die Vorstellungen haben weniger Zusammenhang, als in dem Vortrag des Redners. Nicht nur die Materie wird durch diese ungleiche Art, wie der Redner und Dichter jeder von derselben gerührt wird, sehr verschieden behandelt; es zeigt sich auch natürlicher Weise eine eben so große Verschiedenheit in beider Ausdruck. Der Ton des Redners, so stark, so nachdrücklich und pathetisch er auch wird, ist doch immer der Ton eines Menschen, der weiß, was er spricht und vor wem er spricht; aber der Ton des Dichters ist durchaus, auch da wo er bloß sanft fließt, schwärmerisch und durch abgemessene Schritte, durch mehr Klang und Musik von dem Ton der gemeinen Rede unterschieden; es ist der Ton eines Menschen, der, von seiner Materie ungewöhnlich gerührt, auch ungewöhnlich davon spricht, dessen Worte, wenn es auch gemeine Worte sind, wenigstens in dem Ton das Gepräge einer tiefen Rührung der Seele haben. Auch der Ausdruck des Redners ist von des Dichters seinem stark unterschieden. Jener nimmt ihn aus der gewöhnlichen Sprache der Menschen, dieser findet den gemeinen Ausdruck selten stark genug; ungewöhnliche Figuren und Versetzungen, kühne Metaphern, Bilder, die dem anschauenden Erkenntnis malen, was der Redner dem Verstand entwickelt, sind des Dichters gewöhnliche Mittel zum Ausdruck.

 Auf diese Weise muss notwendig die Rede des Dichters von des Redners Rede, sowohl in der Materie als in der Form, dem Ausdruck und dem Ton ganz verschieden werden; und deswegen teilt sich die Kunst der Rede in die zwei Hauptäste, die Beredsamkeit und die Dichtkunst.

 Der Grund der Dichtkunst ist in dem Genie des Dichters zu suchen und die verschiedenen Zweige derselben oder die Gattungen der Gedichte entstehen sowohl aus der besonderen Art des dichterischen Genies als aus den besonderen Veranlassungen dazu. Von jenem ist in dem vorhergehenden Artikel gesprochen worden; von diesem aber wird in dem Artikel Gedicht gehandelt. Demnach bleiben uns hier allgemeine Betrachtungen über die Dichtkunst, ihre Anwendung und Wirkung übrig.

 Der Gegenstand der Dichtkunst oder die Materie, die sie bearbeitet, ist jede Vorstellung des Geistes, die klar genug ist, unter den Ausdruck der Rede zu fallen und interessant genug, die Gemüter der Menschen einzunehmen. Sie scheint einen weiteren Umfang zu haben als die Beredsamkeit. Diese muss das Interessante ihres Stoffs in der Materie selbst suchen, da der Dichter durch die Wärme seiner Empfindung, Lebhaftigkeit seiner Einbildungskraft und den sonderbaren Gesichtspunkt, in welchen ihn seine Laune setzt, auch den schlechtesten Stoff interessant machen kann. Der Gesang einer Nachtigall, so gar eines Insekts1 kann ihn so reizen, seine Einbildungskraft und sein Herz so erwärmen, dass er in die angenehmste Schwärmerei von sanften Empfindungen zärtlicher Art gerät und manch liebliches Bild der Phantasie vor seinen Augen sieht; dieses reizt ihn durch einen dieser Empfindung angemessenen Gesang auch uns in den angenehmen Gemütszustand zu setzen, darin er sich befindet. So bildet der Dichter durch sein Genie einen schlechten Stoff, den der Redner ungebraucht lassen muss, zu einer angenehmen Materie und dem, der schon an sich selbst reich ist, gibt er durch seine eigene Gedanken, Phantasien und Empfindungen, einen Überfluss an jeder Art von Kraft. Was hat nicht Homer bei Vorstellung der Belagerung von Troja gefühlt und Klopstock bei dem Leiden und dem Tode Jesu? Nichts scheint so geringe, das die Dichtkunst nicht interessant und nichts so groß, das sie nicht noch weit mehr vergrößern könne. Denn eigentlich zeigt der Dichter seinen Gegenstand nicht, wie er in der Welt vorhanden ist, sondern wie sein fruchtbares Genie ihn bildet, wie seine Phantasie ihn schmückt, und was sein empfindungsvolles Herz noch dabei empfindet, lässt er uns mit genießen. Wir sehen durch ihn mehr die Szenen, die seine Phantasie und sein Herz beschäftigen als Szenen der Natur. Also wird einem Dichter, dessen Kopf und Herz merkwürdig sind, der geringste Stoff Gelegenheit zu einem guten Werk: aber allemal wird er ihn nach der Stimmung seines Charakters wählen; der einen großen und ernsthaften, der einen lieblichen; der einen traurigen und der einen fröhlichen. Aber in dieser Wahl hat er, wenn ihn Verstand und Überlegung nicht verlässt, eine genaue Rücksicht auf die, die seine Gesänge hören sollen. Nicht jeder außerordentliche Zustand seiner Einbildungskraft oder seines Herzens ist ihm wichtig genug, um ihn auf dem Dreifus des Apollo der Welt zu entfalten; so wohl seine eigene Ehre als das, was er der Gesellschaft, darin er lebt, was er den Menschen überhaupt schuldig ist, leitet seine Wahl und dadurch versichert er sich der Hochachtung und Dankbarkeit seiner Zeitgenossen und der spätesten Nachwelt.

 Dieses sind die Wirkungen der Dichtkunst auf den Dichter. Nicht weniger wichtig sind die, welche sie auf die Gemüter der Menschen hat, die dem Dichter ein aufmerksames und empfindliches Ohr leihen. Wenn nach einer alten sehr richtigen Bemerkung das Wort, das aus dem Herzen entstanden ist, wieder in die Herzen dringt, so ist der Dichter ein Meister über die Herzen der Menschen. Nicht nur die Gedanken und Bilder selbst, die er vorlegt, tragen das Gepräge eines empfindsamen Herzens; auch der Ausdruck und der Ton der ganzen Rede bestätigen es und lassen es uns unmittelbar empfinden. Die unerforschliche Tiefe des menschlichen Herzens zeigt sich auch darin, dass bisweilen Vorstellungen, die sehr oft ohne alle Wirkung vor uns vorübergegangen, bloß durch eine glückliche Wendung, selbst nur durch den Ton der Worte, in denen sie uns wieder vorkommen, die Kraft gewinnen, sich der ganzen Seele zu bemächtigen. Lieder, die nichts enthalten als was man schon tausendmal ohne Kraft gedacht und empfunden hat, tun oft eine erstaunliche Wirkung2, bloß weil sie den Ton getroffen haben, der alle Saiten der Seele in Bewegung bringt. Keine Überlegung, keine Kunst ist vermögend, uns die Vorstellungen an die Hand zu geben, die in jedem besonderen Fall in dem Gemüte das bewirken, was wir zu bewirken wünschen. Aber der Dichter, dessen tieffühlendes Herz jetzt von einem Gegenstand durchdrungen ist, äußert seinen Gemütszustand auf eine Weise, die uns in dieselbe Empfindung setzt. Der Dichter, der jetzt selbst einen unüberwindlichen Mut fühlt, flößt auch uns ihn ein. Ist er von harten Schlägen des Schicksals getroffen standhaft, so werden wir es mit ihm; fühlt er warme Empfindungen der Rechtschaffenheit, so wärmet er auch unsere Herzen mit derselben Glut; sehen wir ihn mit der freudigsten Erwartung dem Tod entgegen gehen, so erlöscht auch in uns die Liebe zum Leben. Also kann die Poesie jede Triebfeder der Seele in Wirksamkeit setzen und mit zauberischer Kraft über die Herzen der Menschen herrschen. Diese Wirkung hat sie nicht nur denn, wenn sie von feiner Kunst und tief forschender Kritik unterstützt wird: bloß Natur und Genie sind dazu schon hinlänglich. Die Dichter scheinen noch immer die Größten zu sein, die die Natur zu Dichtern gemacht, ehe die Kunst dem Genie sich zur Gehilfin angeboten hat.3

 Eine so wichtige Kunst verdiente in der genauesten Verbindung mit Religion und Politik zu stehen. Die menschliche Natur ist großer Dinge fähig, obgleich der Mensch selten große Dinge tut. Die Dichtkunst von Religion und guter Politik geleitet, kann das Große, das in ihm liegt, wirksam machen. Wenn nach der Meinung eines der größten Philosophen alle Künste unter der Aufsicht und den Befehlen der Politik stehen sollten4, so würde die Dichtkunst mit ihrer Schwester der Beredsamkeit als die wichtigsten, vorzüglich die Aufmerksamkeit der Gesetzgeber verdienen. Dieses ist auch in den ehemaligen Zeiten und ehe die falsche Politik aufgekommen, die meisten Gesetze zum einseitigen Vorteil der Regenten zu lenken, vielfältig geschehen. Die jüdischen Könige hatten Propheten, eigentliche Nationaldichter an ihrer Seite und manche andere Könige oder Gesetzgeber waren entweder selbst Dichter oder hatten solche zum Dienst der Politik bei sich. Man weiß, was für einen ansehnlichen Rang sie bei den verschiedenen Keltischen Völkern den Barden gegeben. Aber jetzt bemühet sie sich mehr diejenigen Künste zu ermuntern und in ihren verschiedenen Wirkungen zu lenken, die einem Volke das Übergewicht der Macht und des Reichtums zu geben scheinen. Die göttliche Kunst die Gemüter der Menschen zu lenken, den Verstand mit Vorstellungen und das Herz mit Empfindungen zu erfüllen, aus deren vereinigter Wirkung die Seele ihre wahre Gesundheit und Stärke bekommt, wird dem Zufall überlassen. Wohl dem Dichter, der auch unberufen, durch das himmlische Feuer, das die Muse in seiner Seele angezündet hat, unseren Geist erleuchtet und unser Herz erwärmt, dass wir für jedes Schöne und Gute empfindsam werden, der durch seine reizende Gesänge heilsame Wahrheiten und liebenswürdige Empfindungen wirksam macht.

 Der Ursprung der Dichtkunst ist unmittelbar in der Natur des Menschen zu suchen. Jedes Volk, das sich zu irgend einer Kultur der Vernunft und der Empfindungen herauf zu schwingen gewusst, hat seine Dichter gehabt, die keinen anderen Beruf, keine andere Veranlassungen gehabt, das, was sie stärker als andere gedacht und empfunden, unter sinnlichen Bildern und in harmonischen Reden ihnen vorzustellen als die Begierde, die jede edle Seele fühlt, anderen das Gute, davon sie durchdrungen ist, mitzuteilen. Ohne Zweifel sind die ersten Dichter jeder Nation Menschen von größerem Genie und wärmern Empfindungen als andere gewesen, die in ihrem Verstand Wahrheiten und in ihrem Herzen Empfindungen entdeckt, deren Wichtigkeit sie lebhaft gefühlt und aus Liebe für ihre Mitbürger auszubreiten gesucht haben. Man hat auch in den Geschichten der Völker, ob sie gleich nie bis auf den Zeitpunkt, da Vernunft und Empfindung sich zu entwickeln angefangen haben, heraufsteigen, Spuren, dass die ältesten Dichter verschiedener Nationen Lebensregeln und Maximen, die sie entdeckt und deren Wichtigkeit sie lebhaft gefühlt haben, dem Volke zur Lehre in wohlklingenden Sätzen vorgetragen. So bald dieser erste Keim der Dichtkunst die Menschen auf die Mittel, nützliche Wahrheiten durch einen angenehmen Vortrag auszubreiten, aufmerksam gemacht hatte, entdeckten sie auch, dass außer dem gut abgemessenen Fall der Worte, die gute Einkleidung, der feurige Ausdruck der Gedanken und lebhafte Bilder eine ähnliche Wirkung tun, und so wurde nach und nach die poetische Sprache entdeckt und gebildet. Vermutlich sind die ersten poetischen Versuche überall bloß einzelne Verse, wie unsere meiste Sprichwörter oder kurze aus zwei oder drei Versen bestehende Sätze gewesen. Als die Kunst zunahm, erfand man Mittel durch Allegorien und Fabeln das Volk zu lehren; Gesetze und was zur Religion gehörte, wurde in diese neue Sprache eingekleidet und man hörte bald Lieder den patriotischen Mut zu stärken. Die edelsten Seelen von lebhaftem Genie wurden bloß durch die Musen ermuntert Lehrer und Anführer ihrer Mitbürger und so wurde die Dichtkunst zur Lehrerin und Führerin der Menschen. Manche Nation erkannte den Nutzen dieser Kunst auf die Gemüter zu wirken so lebhaft, dass sie die glücklichen Menschen, die sie besaßen, mit besonderen Vorzügen belohnten und so kam die Ordnung der Propheten oder Barden auf.

 Die wahre Geschichte der Dichtkunst nur von einem einzigen Volke, wäre ohne Zweifel zugleich die Geschichte dieser Kunst bei jeder anderen Nation und gewiss ein wichtiger Teil der allgemeinen Geschichte des menschlichen Genies: aber sie fehlt überall. Am meisten weiß man von dieser Geschichte, insofern sie die Griechen betrifft. Man kann sie in vier Hauptzeiten einteilen, nach eben so viel Gestalten, in denen sie sich gezeigt hat. Die erste Zeit, von welcher alle Nachrichten fehlen, ist die, darin sie angefangen hat aufzukeimen, da ihre Werke Sittensprüche oder auch sehr kurze Äußerungen irgendeiner aufwallenden Leidenschaft gewesen, die tanzend gesungen worden. In dieser Zeit war sie noch keine Kunst; wer etwa bei einer Versammlung ein außerordentliches Feuer der Einbildungskraft fühlte, der reizte die anderen zu unförmlichem Gesang und Tanz, bei welchen der Gegenstand der Leidenschaft in hüpfenden Worten angezeigt wurde. So äußeren sich gegenwärtig bei den noch nicht gesitteten Völkern in Kanada die ersten Versuche in Musik, Tanz und Poesie. Einige scharfsinnige Männer haben in der mosaischen Geschichte der ersten Menschen noch Spuren solcher unförmlichen Gesänge entdeckt. Aristoteles scheint eben diesen Begriff vom Anfang der Kunst gehabt zu haben und nennt diese ersten Versuche oder Werke, die aus Instinkt, ohne Absicht, entstanden sind.

 Es ist nicht unwahrscheinlich, dass schon in dieser Zeit die poetischen Versuche Spuren von dem verschiedenen Charakter der drei Hauptgattungen, des lyrischen, des epischen und des dramatischen Gedichts, gezeigt haben. Die Karre des Thespis ist noch nicht sehr weit von diesen rohen Gestalten der entstehenden Dichtkunst entfernt; dennoch versichert Plato, dass die ersten Versuche der Tragödie sehr weit über die Zeiten des Thespis heraufsteigen.6 Das lyrische scheint natürlicher Weise die älteste Gattung zu sein, da es durch den Ausbruch der Leidenschaften verursacht worden und die Lustbarkeiten, die jedes wilde Volk nach einem glücklichen Streit anstellt, können auch Spuren der nachher entstandenen epischen Poesie gezeigt haben.

 Auf diese erste Zeit folgte, vermutlich nach einer langen Reihe von Jahren, die zweite, in welcher die scharfsinnigsten unter den Autoschediasmatisten oder den durch Instinkt gebildeten Poeten, über die Form und Wirkung der ersten Versuche nachgedacht und nun aus Absichten, entweder sich ein Ansehen unter dem Volke zu geben oder dasselbe nach ihrem Willen zu lenken oder wirklich aus väterlicher Zuneigung ihm Kenntnis und Sitten beizubringen, sowohl den Inhalt als den Vortrag nach überlegten Regeln eingerichtet. Die Dichter dieser zweiten Zeit scheinen Lehrer, Gesetzgeber, Häupter und Führer der Völker gewesen zu sein. In diese Zeiten möchte man, wiewohl vielleicht schon etwas spät herunter, die ersten Dichter setzen, die von den Griechen namhaft gemacht werden und deren Gesänge unter der Nation aufbehalten worden. Orpheus besang in dieser Zeit die Cosmogonie oder den Ursprung der Welt und sein von den Ägyptern gelerntes System der Theologie. Musaus sein Schüler besang in der Redeart der Orakel, (in dunkeln Hexametern) denselben Inhalt. Eumolpus fasste die Geheimnisse der Ceres in ein Gedicht und trug darin alles vor, was damals Moral, Politik und Religion vorzügliches hatten. Thamyris besang den Krieg der Titanen, ein allegorisches Werk über die Schöpfung. Man kann die Dichter dieses Zeitpunkts einigermaßen mit den Propheten des jüdischen Volks vergleichen. Aus dieser Zeit haben sich verschiedene Werke unter den Griechen lang erhalten, sind aber nicht bis zu uns gekommen.

Die dritte Zeit der Dichtkunst ist die, da sie angefangen als eine zu einer besonderen Lebensart gehörige Kunst angesehen zu werden, da die Sänger einen besonderen Stand ausmachten und sonst nichts als Sänger waren. Man könnte diese Zeit, die Zeit der Barden nennen. Diese waren berufene oder gedungene Sänger, die an den Höfen der Häupter der damaligen kleinen Völkerschaften gehalten wurden, wie Phämius an dem Hofe des Ulysses, und Demodokus an dem Hofe des Alcinous. Sie sangen bei festlichen Zusammenkünften, sowohl zum Vergnügen als zum Unterricht der Gesellschaften, Lieder von allegorischem Inhalt über die Götterhistorie oder von Heroischem über die Taten der Helden. Sie scheinen zugleich die Freunde und Ratgeber der Grossen, die sie unterhielten, gewesen zu sein. Dergleichen Sänger sollen von uralten Zeiten her, bis nahe an unsere Tage von den Häuptern der schottischen Stämme unterhalten worden sein. An das Ende dieser Zeit oder allenfalls an den Anfang der folgenden setzen wir den Homer.

 Die vierte Zeit ist die, da durch Abschaffung der königlichen Regierung in den meisten Stämmen der Griechen, eine mehrere Gleichheit unter den Menschen eingeführt worden und keine Grossen mehr da waren, die Barden oder Sänger an ihren Höfen hielten. Da scheint es abgekommen zu sein, die Sänger als Menschen von einem besonderen Stand oder von besonderer Lebensart zu betrachten. Aber die Gesänge der Barden waren noch übrig und wurden gesungen. Wessen Genie sich gegen die Dichtkunst lenkte, der wurde ein Dichter, ohne von jemand dazu bestellt zu sein, und vermutlich, ohne die ihm sonst gewöhnliche Lebensart aufzugeben; man legte sich, wie noch jetzt unter uns geschieht, auf die Dichtkunst, entweder bloß beiläufig aus unwiderstehlichem Trieb des Genies oder um sich einen Namen zu machen.

  Man kann die Dichter dieser Zeit in zwei Klassen einteilen. Ein Teil arbeitete zum Dienst der Religion, der Philosophie und Politik; ein anderer bloß zu seinem Vergnügen und diese machten damals die Klasse der Menschen aus, die jetzt unter uns den Namen der witzigen Köpfe oder wie man sie in Frankreich nennt, der schönen Geister bekannt sind. Die ersteren sahen die Dichtkunst aus dem edlen Gesichtspunkt als eine Lehrerin der Menschen an, die ihnen als Philosophen oder Menschen, die das Glück hatten, über sittliche und politische Angelegenheiten richtiger als der große Haufen zu urteilen und weiter hinaus zu sehen, dienen konnte, Vernunft und bürgerliche Tugend allgemeiner auszubreiten. Sie fassten die durch Nachdenken erlangte Weisheit in Gedichte, die sie, ohne anderen Beruf, der Welt mitteilten, wie Hesiodus, Äsopus, Solon, Epimenides, Simonides und andre; oder auf Veranlassung des Staates, bei feierlichen Gelegenheiten verfertigten, wie Äschylus, Sophokles, Euripides, Pindar und andre. Diese haben die künstliche Poesie auf den höchsten Gipfel der Vollkommenheit gebracht. Jene witzigen Köpfe aber, Anakreon, Sappho, Alcäus und viel andre, haben zuerst die Dichtkunst bloß zum Vergnügen, zur Belustigung der Einbildungskraft und des Witzes angewendet. Seit der Zeit muss man sich die Dichtkunst, so wie die Venus unter zwei Personen, einer himmlischen und einer irdischen, vorstellen; jene von erhabener, diese von buhlerischer Schönheit.

 So lange Griechenland seine Freiheit genoss und die vorzüglichsten Genie ihren Gedanken und Empfindungen freien Lauf lassen konnten, erhielt sich die Dichtkunst auf der Höhe, auf welcher sie allen Künsten vorzuziehen ist. Als aber mit der Freiheit auch die großen Empfindungen der bürgerlichen Tugend unterdrückt worden, müsste notwendig auch die Dichtkunst ihre beste Kraft verlieren. Es war nun nicht mehr darum zu tun, die Menschen gesittet und tugendhaft zu machen. Durch die Üppigkeit der Höfe unter den Nachfolgern Alexanders, schweifte man schon über die natürlichen Sitten hinaus und Tugend wurde unnütze oder gar schädlich. Die Regenten, vornehmlich die Ptolomäer in Ägypten, beruften die witzigsten Köpfe an ihre Höfe, nicht mehr wie ehemals als Barden, auch nicht als Philosophen und Ratgeber, sondern bloß als Personen von angenehmen Talenten, die man zu guten Gesellschaftern brauchen konnte. Dieses zeugte ein neues Geschlecht der Dichter, die nicht bloß aus Temperament, wie Anakreon, noch aus edler Ruhmbegierde, wie Sophokles und seine Zeitverwandten, sondern aus Mode oder den Grossen zu gefallen oder durch die niedrigere Gattung des Ehrgeizes, die man Ruhmsucht nennt, gereizt, die Kräfte ihres Genies an den verschiedenen Dichtungsarten versuchten. Unter diese gehören Callimachus, Theokritus, Apollonius und viele andre, deren Schriften zum Teil noch vorhanden sind. Diese waren also Schriftsteller von der Art, wie sie noch jetzt Mode sind, und suchten als solche, nicht etwa ihren Zeitverwandten nützlich zu sein, sondern durch ihre Talente berühmt zu werden und mit ihnen fing das silberne Zeitalter der Dichtkunst an.

 Man muss gestehen, dass sie, ob sie gleich nur aus Nachahmung Dichter waren, die Art der wahren Originaldichter sehr gut nachgeahmt haben. Sie stehen deswegen unmittelbar nach den besten Originaldichtern und können als Muster für die Neueren angesehen werden. Aber nach ihnen kam die griechische Dichtkunst allmählich in Verfall und sank immer tiefer, wiewohl sie noch bis in die Zeiten der römischen Kaiser beträchtliche Reste ihrer ehemaligen Schönheit behalten hat.

 Es wäre für dieses Werk zu weitläufig, die verschiedenen Zeiten der Dichtkunst anderer Völker aufzusuchen. Ihr Ursprung und ihre verschiedenen Schicksale sind, da sie von dem Genie der Menschen abhangen, das im Grund immer dasselbe bleibt, ungefähr überall einerlei. Nur die verschiedenen Gestalten der deutschen Dichtkunst dürfen hier nicht ganz übergangen werden.

 Man weiß zuverlässig genug, dass die Alten deutschen ihre Barden gehabt, obgleich jetzt keine Spur von ihren Gesängen mehr übrig ist. Die Gesänge Oßians, eines alten caledonischen Barden, von denen wir nicht ohne einiges Recht auf unsere Barden schließen können, lassen uns vermuten, dass es den deutschen Bardengesängen weder an dem Feuer, wodurch die Heldengedichte sich der Herzen bemächtigen, noch auch bei anderen Gelegenheiten an Größe und Schönheit sittlicher Empfindungen gefehlt habe. Aber freilich war ihre Sprache weder so biegsam, noch so reich, noch so wohlklingend als die Sprache des Volkes, dem die Natur vor allen anderen Völkern die Feinheit des Geschmacks und Anmutigkeit in den Empfindungen in so vollem Maße verliehen hat. So weit das griechische Klima an Lieblichkeit das, so unter einem weit nördlichern Himmel liegt, übertrifft, so weit mag Homers Sprache und Einbildungskraft die übertroffen haben, die in den deutschen Bardengesängen vorgekommen. Man sieht an den ältesten Über bleibseln der deutschen Sprache noch gar wenig von Wohlklang und periodischer Einrichtung. So hatten auch die Religion und die Sitten der alten Deutschen sehr wenig von der Annehmlichkeit der Religion und der Sitten der glücklichen Völker, die ehemals unter dem griechischen Himmel wohnten.

 Nach den Barden, die vermutlich durch Einführung des Christentums abgekommen sind, scheinen andre, vielleicht doch von den Häuptern der deutschen Stämme dazu aufgemunterte Dichter gekommen zu sein, die zwar nicht mehr die unter ihren Augen verrichtete Heldentaten besungen, aber doch das Andenken älterer Begebenheiten und persönliche Verdienste verstorbener Männer ihren Zeitverwandten zur Nacheiferung in Gesängen vorgetragen haben. Der Anfang des bekannten alten Gesanges auf den heiligen Anno, welcher allem Anschein nach eine Geburt des XIII Jahrhunderts ist, gibt uns zu erkennen, wovon die Dichter der kurz vorhergehenden Zeiten gesungen haben. Wir hörten öfter (sagt der Dichter) von alten Begebenheiten singen, wie schnelle Helden fochten, wie sie feste Schlösser zerstört, wie sie Friede und Bündnis gebrochen; wie viel reiche Könige umgekommen. Nun ist es Zeit, dass wir an unser eigen Ende denken7. Es lässt sich vielleicht aus dieser Stelle auch schließen, dass Gedichte von geistlichem Inhalt damals eben noch nicht gewöhnlich gewesen, da der Dichter seinen Inhalt dem, wie es scheint, gewöhnlichen kriegerischen Inhalt, der gemeinen Gedichte entgegen setzt. Wenn man von dem Werk, dessen so eben erwähnt worden ist, auf den damaligen Zustand der deutschen Dichtkunst schließen kann, so hat es diesen alten Dichtern weniger an poetischem Genie und an lebhafter Einbildungskraft als an einer mehr ausgearbeiteten Sprache gefehlt. Indessen sieht man doch jetzt, seit dem der unermüdete Eifer unseres um die deutsche Literatur und den guten Geschmack unsterblich verdienten Bodmers, die Maneßische Sammlung ans Licht gebracht und durch den Druck ausgebreitet hat; dass in dem XII und XIII Jahrhundert die blühendste Zeit der deutschen Dichtkunst gewesen ist. Die Kaiser aus dem schwäbischen Haus haben ohne Zweifel viel dazu beigetragen, dass feinere Sitten, Geschmack und eine große Liebe zur Dichtkunst unter dem deutschen Adel ziemlich herrschend worden. Die aus diesen Zeiten übrig gebliebenen Gedichte sind in großer Anzahl. Nur die Maneßische Sammlung8 enthält Lieder von 140 Dichtern, darunter viele vom höchsten Rang sind als Kaiser Heinrich, König Conrad, König Wenzel von Böhmen, viele Marggrafen und Fürsten. Es fällt dabei in die Augen, dass damals die Dichtkunst einen großen Teil des Vergnügens der Höfe ausgemacht habe.

 Und zwar nicht eine Dichtkunst, die als eine fremde Ware griechischen oder lateinischen Ursprungs bloß zum Vergnügen der Höfe herumgeboten worden ist, sondern eine Dichtkunst, die aus den Sitten, aus der Denkungsart und aus den herrschenden Empfindungen der damaligen großen Welt entsprungen ist, die also ganz natürlicher Weise einen eben so unmittelbaren Einfluss auf die Gemüter der Menschen haben musste als die ehemaligen Gesänge der Barden, obgleich von einer ganz anderen Art. Denn in diesem schönen Zeitpunkt Deutschlands herrschten die höflichsten und galantesten Sitten, die zärtlichsten Empfindungen so wohl der Liebe als der Freundschaft und Gefälligkeit, feine Maximen der Ehre, der Tapferkeit und eines edlen Betragens gegen Lehnsherren, gegen Fremde, gegen das schöne Geschlecht, gegen Männer von Talenten, gegen Freunde und Feinde. Nach diesem Ton war der Geist der damaligen Dichter gestimmt, welche Gedanken und Empfindungen, die der Umgang mit der größeren Welt ihnen zuerst gegeben, durch ihr Genie verschönert, in angenehmen Gesängen wieder mitteilten. Es scheint, dass damals, wenigstens in Oberdeutschland, kein Hof gewesen, an dem nicht Dichter gelebt haben. Bodmer sagt sehr angenehm von diesem schönen Zeitpunkt der Dichtkunst:

Hier ist poetisches Land, das die Gabe vom Himmel empfangen

Dichter in seinem Schoß zu erziehen.

Kein anmutig Gefild liegt zwischen dem Rhein und der Limmat,

Da nicht ein Dichter die Minn' und den May sang.

Und von der Muse Helikons sagt er in Beziehung auf diese Zeit:

Ihr dient ein fürstliches Volk von Graven, Werten und Frien,

Der Ausbund des allemannischen Bluts.

Sie sangen einst um das Gefild des Rheins, der Donau, der Elbe,

An Schwabens, an Östreichs und Türingens Hof.

 Damals war die Dichtkunst, nicht wie jetzt, ein Zeitvertreib weniger empfindlichen Menschen, deren Genie durch die Schönheit der griechischen und römischen Dichter, die sie zufälliger Weise durch die Schulgelehrsamkeit kennen gelernt, zur Nachahmung gereizt worden; sie war, wie sie ihrer Natur nach sein muss, ein aus den Sitten der Zeiten entstandenes und auf dieselben wieder zurückwirkendes Geschäft. Die erwähnte Sammlung der Minnesinger enthält zwar meistens Lieder von galantem Inhalt; aber diese Materie war nicht der einzige Stoff der damaligen Dichtkunst. Wir haben auch daher noch Werke von verschiedenen anderen Dichtungsarten; Fabeln, moralische Gedichte und einige von epischem Inhalt und ritterlichen Taten.9 Überhaupt scheint es, dass die Dichtkunst dieses Zeitpunkts ganz in dem Geschmack der provenzalischen Dichter gewesen, deren Werke noch häufig in den französischen Büchersammlungen vorhanden und von denen Johann von Nostradam, ein Bruder des bekannten Propheten, viel Nachrichten herausgegeben hat. In den epischen Gedichten dieser Zeit hat man Mühe sich über das Abenteuerliche, das darin herrscht, wegzusetzen, auch herrscht der Aberglaube in voller Stärke darin; aber weder die Charaktere der handelnden Personen, noch das Genie der Dichter können uns gleichgültig bleiben.

 Mit dem Anfang des XIV Jahrhunderts nahm die schwäbische Dichtkunst stark ab, in der Mitte desselben war sie schon sehr schlecht und der gute Gesang ging unter. Weder der Haufe der im XV und XVI Jahrhundert entstandenen Meistersänger, noch die Verfasser der ungeheuren dramatischen Stücke des letztgedachten Jahrhunderts, verdienen in der Geschichte der Dichtkunst einen Platz. Aber die Kirchenverbesserung, hatte angefangen auf einen Zweig der Dichtkunst einen günstigen Einfluss zu haben. Man hat aus dieser Zeit geistliche Lieder, die völlig die Sprache und den Ton haben, der dieser Gattung zukommt; nur sind sie unter der großen Menge ganz schlechter so einzeln, dass sie keine Epoche in der Geschichte der deutschen Dichtkunst machen können, die man von den Zeiten der schwäbischen Dichter an bis in das XVI Jahrhundert, obgleich eine unzählbare Menge Reimer in diese Zwischenzeit fallen, für erloschen ansehen kann.

 Die Sitten und der Geschmack der Nation scheinen der Dichtkunst entgegen gewesen zu sein; man fand mehr Gefallen an theologischen Untersuchungen als an schönen Gegenständen der Einbildungskraft und der Empfindung. Die beiden Straßburger Johan Fischart und Sebastian Brand, die am Ende des XV und Anfange des XVII Jahrhunderts gelebt haben, beides Männer von wahrem poetischen Genie, machten keinen Eindruck auf ihre Zeitverwandten und ihr Beispiel beweißt hinlänglich, dass die Sitten und der Geschmack der damaligen Zeiten schlechterdings nichts gehabt, das der Dichtkunst günstig gewesen. Die große Welt hatte das Gefühl dafür verloren; sie geriet dem Pöbel in die Hände10, und wurde von ihm so misshandelt, wie sie noch in den Schriften Hans Sachsens aussieht.

 In der ersten Hälfte des XVII Jahrhunderts erschien Martin Opitz, den die neueren Dichter Deutschlands für den Vater der erneuerten Dichtkunst halten. Er hatte nicht nur das Genie eines Poeten, sondern auch hinlängliche Kenntnis der Alten um es auszubilden und Geschicklichkeit die Sprache dem starken und richtigen Ausdruck der Gedanken zu unterwerfen und doch wohlklingend zu sein.

 Nach einer so langen Barbarei, in welche die deutsche Dichtkunst versunken gewesen, hätte dieser große Dichter nicht nur durch sein Beispiel andere Köpfe zur ächten Poesie wieder ermuntern, sondern der Nation selbst einen Geschmack daran geben können. Aber weder das eine noch das andere erfolgte. Fast noch ein ganzes Jahrhundert hindurch, nachdem Opitz so schöne Proben von starken Gedanken, von einer natürlich fließenden und dabei sehr nachdrücklichen Sprache gegeben, sah Deutschland eine Menge schlechter Dichter, die weder durch ihre Materie noch durch ihre Schreibart die geringste Aufmerksamkeit verdienten. Und obgleich in dieser Zeit hier und da einzelne Spuren des ächten poetischen Geistes, wie z. B. in den kleinen Arbeiten eines Logau und eines Wernike erschienen, so bedeckte doch auf der einen Seite ein falscher und abenteuerlicher, auf der anderen ein pöbelhafter Geschmack die ganze deutsche Literatur.

 Erst gegen die Mitte des jetzigen Jahrhunderts drang das Genie einiger wahrhaftig schönen und starken Geister durch die Dicke der Finsternis hindurch und zeigte Deutschland in vortrefflichen Proben, so wohl das helle Licht der Kritik, als den wahren Geist der Dichtkunst. Bodmer, Haller, Hagedorn sind die ersten gewesen, die den Schimpf der Barbarei in Ab sicht auf die Dichtkunst, von Deutschland weggenommen. Nun haben wir seit dreißig Jahren manchen schönen Geist, manchen angenehmen, auch manchen stark denkenden Dichter gesehen; wir haben von einheimischen Dichtern Proben, dass der Geist, der den Homer, Pindar und Horaz belebt hat, unter dem deutschen Himmel nicht fremd sei. Alles scheint uns gegenwärtig ein schönes Jahrhundert für die deutsche Dichtkunst zu versprechen. Aber der Geist und die Denkungsart desjenigen Teils der Nation, der durch seinen Beifall den Dichtern Ruhm bringen, der den wichtigen Einfluss der Dichtkunst auf die Gemüter an sich empfinden und weiter ausbreiten sollte – Wird dieser Teil der Nation, ohne welchen die Dichtkunst bloß eine Beschäftigung weniger Liebhaber bleibt, wird er die anscheinende Hoffnungen in Erfüllung bringen? Wird ein feineres Gefühl des Schönen und Guten bei dem ansehnlichsten Teile der Nation so allgemein werden, wie das Gefühl von Galanterie und Artigkeit, ritterlicher Ehre und Tapferkeit in den Zeiten der schwäbischen Dichter gewesen ist? Werden unsere Dichter diesem Teil der Nation wichtige Männer sein? Werden wir Dichter sehen, die es nicht deswegen sind, weil ihr noch junger Geist von den Schönheiten der Alten zur Nachahmung gereizt worden, sondern von dem Geiste getrieben, der einen Homer, einen Sophokles, einen Euripides zu Dichtern gemacht und der dem Horaz seine starken Oden an das römische Volk eingegeben hat?11 Diese Fragen muss die Zukunft beantworten.

 

______________

1 S. Anakreons Ode auf die Cicada.

2 S. Lied.

3 La poesie populaire & purement naturelle a des naivetés & des graces, par où elle se compare à la principale beaute de la poesie parsaite selon l'art: comme il se void és villanelles de Gascongne & aux chansons, qu'on nous rapporte des Nations, qui n'ont cognoissance d'aucune science, ni même d'écriture. Montagne. L. I. c. 54.

4 S. Aristot. Eticor. L. I c. 2. 5 Poetic. c. 4.

6  Pl. in dem Gespr. Mönos. .

7

Wir horten je dikke singen

Von alten dingen,

Wi suelle helide vuhten

Wi si veste burge brechen

Wi sich lieb in vuiniscefle Schieden,

Wi riche Künige al zegiengen.

Nu ist ciht daz wir dencken

Wi wir selve sülin enden.

8 Sammlung von Minnesingern aus dem schwäbischen Zeitpunkte CXL Dichter enthaltend &b. Zurich bei Orell u. Comp. 1758. 4. 2 Teile.

9 Eines der beträchtlichsten ist das, was Bodmer unter dem Titel: Chriemhilden Rache 1757. herausgegeben hat.

10 S. Sammlung kritischer, poetischer und anderer geistvoller Schriften, 7 St. f. 54.

11 Lib. III. od. 5. u. 6. Epod. 7. u. 16.

 


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