Dreischlitz. (Baukunst) Eine Zierrat an dem Fries der dorischen Gebälke [s. die Figuren in den Artik. Dorisch u. Gebälke]. Es ist zu vermuten, dass in den ältesten Zeiten der Fries nichts anders gewesen ist, als der Raum zwischen dem Unterbalken und dem Kranz, den zum Teil die Köpfe der Querbalken, zum Teil der leere Raum zwischen denselben eingenommen haben. Von diesen Balkenköpfen sind die Dreischlitze oder Triglyphen entstanden und geblieben, nachdem der Zwischenraum ausgemauert worden.
Vermutlich hat man, wie einige berichten, in die Balkenköpfe bloß darum senkrecht heruntergehende Schlitze gemacht, damit das Wasser desto leichter davon ablaufe und sich nicht in die Balken ziehe. Denn wenn es eine bloße Zierrat wäre, so ist zu vermuten, dass man auf etwas anders gefallen sein würde, wie man denn noch jetzt an alten hölzernen Häusern die Balkenköpfe mit Rosen und anderem Schnitzwerk verziert findet. Die unter den Triglyphen stehenden oder hängenden Tropfen scheinen es noch mehr zu bestätigen. Man findet schon die Spuren der Dreischlitze sowohl als der Verzierungen der Zwischentiefen, in einem sehr alten Gebälk in Amara, welches das alte Taetyra ist.
Ursprünglich sind also die Dreischlitze Balkenköpfe, welche mit drei gradeherunterlaufenden prismatischen Schlitzen vertieft sind. Man hat nachher, da sowohl die Balkenköpfe als der leere Raum dazwischen, mit Steinen bedeckt und zugesetzt worden, die Dreischlitze und Zwischentiefen, als Zierrate des Frieses beibehalten. Allein es lässt sich nicht sagen, warum in keiner anderen Ordnung eine Spur der Balkenköpfe übrig geblieben sei. So viel ist aber gewiss, dass dadurch die dorische Ordnung überhaupt ein gutes Ansehen bekommt und dass die Dreischlitze und die darunter hängenden Tropfen als die einfachsten geschnitzten Zierraten, dem Gebälk ein gutes Ansehen geben.
Die griechischen Baumeister haben, um dem Fries mehr Mannigfaltigkeit zu geben, die Dreischlitze in ihren Verhältnissen von den Zwischentiefen unterscheiden. Diesen haben sie die Form eines gleichseitigen rechtwinklichten Vierecks gegeben, da sie die Dreischlitze etwas höher als breit gemacht. Vitruvius gibt dieses als eine notwendige Regel, dass ihre Höhe zu der Breite sich wie 3 zu 2 verhalten, diese aber 1 Model sein müsse. Allein diese Regel ist von keiner Notwendigkeit. Alle Verhältnisse können statthaben, wenn sie nur größer als 2:1 und kleiner als 6:5 sind. Es ist kaum zu begreifen, wie die Hochachtung für die griechischen Verhältnisse, auch da, wo sie die Natur nicht zum Grund haben, so viel neuere Baumeister hat zwingen können, das so sehr unbequeme Verhältnis des Vitruvius beizubehalten, das sich, wie wir bald sehen werden, zu so wenig Säulenweiten schickt. Goldman verwirft daher diese Einschränkung, die Vignola Palladio und Scamozzi beibehalten haben, mit Recht.
Das vitruvische Verhältnis ist darin unbequem, dass man die Triglyphen in den Säulenweiten von 4, 6, 7 und 8 Modeln, nicht mitten auf jede Säule bringen kann, welches doch in einer der wesentlichsten Regeln der Baukunst gegründet ist. Denn es ist ein beleidigender Fehler, wenn ein Balken nicht mitten auf die Säulen oder Pfeiler trifft. Setzt man die Säulen unter den ersten und dritten Dreischlitz, so wird die Säulenweite von fünf Modeln; setzt man sie aber immer unter den fünften Dreischlitz, so wird die Säulenweite von 10 Modeln und von fünfzehn, wenn man immer unter den siebten Dreischlitz eine Säule setzt. Mithin können in der dorischen Ordnung nur drei Säulenweiten, nämlich von 5, 10 und 15 Modeln statthaben, welches die Bogenstellungen sehr ungeschickt macht.
Dieser Unbequemlichkeit abzuhelfen hat Goldman verschiedene Verhältnisse angenommen. Erstlich behält er die Vitruvischen für die erwähnten Säulenweiten; danach rechnet er ein anderes Gebälk aus, darin die Dreischlitze etwas kleiner sind, dieses schickt sich auf die Säulenweiten von 4, 6, 8, 10, 12, 14 und 16 Model; endlich hat er noch ein anderes Gebälke, wo die Höhe der Dreischlitze zur Breite sich verhält, wie 4 zu 3. Dieses schickt sich auf 7 Model Säulenweite. Durch diese weise Abweichung von einer ohne dem gar nicht notwendigen Regel, hat Goldman so viel erhalten, dass er die dorische Ordnung überall anbringen kann und der so sehr mühsamen Versteckung der Fehler, die anderen Baumeistern so sauer wird, so bald sie von den drei vitruvischen Säulenweiten abgehen müssen, überhoben ist.
Die Erhöhung zwischen den Schlitzen wird der Steg genannt und einige nennen den kleinen Riemen an dem oberen Teile der Dreischlitze, sein Kapitell.