Dreiklang. (Musik) Dieses Wort bedeutet im Grund jeden aus drei verschiedenen Intervallen bestehenden Akkord; aber der Gebrauch hat es nur auf diejenigen Akkorde eingeschränkt, in denen die drei vornehmsten konsonierenden Intervalle, die Terz, die Quinte und die Oktave vorkommen. Einige nennen diesen Akkord den harmonischen Dreiklang; aber auch ohne dieses Beiwort bezeichnet man allgemein den aus erwähnten drei Hauptkonsonanzen bestehenden Akkord, bloß mit dem Namen Dreiklang.
Dieser Dreiklang ist von dreierlei Art; a der große1 oder harte, da der Oktave und der reinen Quinte die große Terz beigefügt wird; b der kleine oder weiche, in dem bei jenen Intervallen die kleine Terz steht und c der verminderte, in welchem zu der Oktave und der kleinen Terz die kleine Quinte genommen wird.
Der erste bestimmt die große oder harte Tonart2, der zweite die kleine oder weiche, der dritte aber bestimmt keine besondere Tonart, weil er keine ihm zugehörige besondere diatonische Tonleiter hat, wie die beiden anderen. Er würde seine besondere Tonleiter haben, wenn man in den diatonischen Tonleitern der sieben Haupttöne, die noch fehlende Konsonanz 6:7. oder die kleinste Terz einführen wollte. Es ist schon im Artikel Konsonanz angemerkt worden, dass diese kleinste Terz von den besten unter den neuen Harmoniker für eine Konsonanz gehalten werde. Hätte man sie noch in das System aufgenommen, so würde zwischen A und B noch eine Saite hineingekommen sein, die wir mit bB bezeichnen wollen; sie würde gegen G eine verminderte Terz ausgemacht haben, wie in dem Noten-System, das im Artikel Konsonanz3 steht, zu sehen ist. Dann wäre der Akkord E, G, bB, der verminderte Dreiklang. Diesem Dreiklang kommt in unserer diatonischen Tonleiter jeder Dreiklang auf der Septime der harten Tonarten und auf der Sekunde der weichen, sehr nahe. Daher der Akkord H, d, f, wirklich für den verminderten Dreiklang zu halten ist, weil die Terz d - f, 27/32 von der verminderten Terz 6/7 nur um 1/64 unterschieden ist. Da aber von diesem Dreiklang in einem besonderen Artikel gesprochen wird 4, so sind hier nur die beiden ersteren in Betrachtung zu ziehen.
Einige Tonlehrer halten alle Akkorde, deren Intervalle die Namen der Terzen und Quinten tragen, für harmonische Dreiklänge: nach ihrer Meinung wäre also auch der Akkord C. E - Gis ein Dreiklang. Da aber die übermäßige Quinte C - Gis offenbar dissoniert, so kann man dergleichen Akkorde keineswegs zu den Dreiklängen rechnen. Denn wenn es auf die Namen oder auf das Linien-System ankäme, so müsste man auch folgende und noch andere dergleichen Akkorde für Dreiklänge halten.
Es geht auch nicht an, die kleine Quinte, ob sie gleich in dem verminderten Dreiklang mit der kleinen Terz konsonierend ist, mit der großen Terz in einen Dreiklang zu verbinden. Die eine oder andere dieser über einander liegenden Terzen ist immer aus einer anderen Tonleiter als die, aus welcher man spielt. So gehört in dem angeführten Akkord der Ton Dis zu E dur, in welcher Tonart der Ton F nicht statthat. Dieses fühlen alle geübten Spieler, die deswegen, so oft die große Terz zufällig über der Bassnote steht, allemal die reine Quinte dazu nehmen, wenn sie gleich durch kein Zeichen dazu eingeladen werden. Wo dieser Gang vorkommt da nimmt jeder geübte Spieler die rechte Quinte als wenn der Bass also bezeichnet wäre. Also gibt es außer den drei angezeigten Arten des Dreiklanges keine andre, die man für konsonierend halten könnte.
Es ist schon an einem anderen Ort5 angemerkt worden, dass unter allen dreistimmigen Akkorden der Dreiklang die vollkommenste Harmonie habe. Daraus folgt, dass in der großen Tonart die größte Befriedigung des Gehöres im großen Dreiklang, in der weichen Tonart aber im weichen Dreiklang zu finden sei. Hieraus lässt sich der Gebrauch des Dreiklanges bestimmen.
Er schickt sich 1) beim Anfang eines jeden Tonstücks und zwar auf der Tonika desselben; denn dadurch wird das Gehör sogleich von dem Hauptton und der Tonart des Stücks eingenommen, weil man nicht nur die drei wesentlichsten Töne desselben wirklich hört, sondern auch undeutlich von jedem Ton die Quinte vernimmt, wodurch schon fünf Töne der ganzen Tonleiter dem Gehör eingeprägt werden. 2) Beim Ende des Stücks; weil auf dieser Harmonie die größte Ruhe ist, folglich das Gehör beim Eintritt des Dreiklanges so befriediget wird, dass es weiter nichts zu vernehmen verlangt. 3) Beim Anfang einer neuen Periode, wenn man in einen Nebenton ausgewichen ist; damit die Tonleiter dieses Tones dem Gehör eingeprägt werde und 4) beim Schluss eines Hauptabschnitts; weil durch die Ruhe, die das Ohr im Dreiklang empfindet, das Ende eines solchen Abschnitts dadurch fühlbar wird.
Der Dreiklang hat nicht notwendig alle seine drei Konsonanzen bei sich; die Terz allein ist ihm unentbehrlich, weil sie die Tonart bestimmt, von den beiden anderen Intervallen kann eines weggelassen und dafür ein anders verdoppelt werden. Dieses wird so gar bisweilen zu Vermeidung der auf einander folgenden verbotenen Quinten und Oktaven notwendig. Demnach erscheint der Dreiklang bisweilen ohne Quinte mit zwei Terzen d,6 oder mit zwei Oktaven e; oder ohne Oktave mit verdoppelter Terz f oder mit verdoppelter Quinte g.
Es ist aber bei besonderen Fällen keineswegs gleichgültig, welches von den Intervallen soll verdoppelt werden. Man hat dabei Behutsamkeit nötig, um nicht auf verbotene Fortschreitungen zu fallen. So kann man die große Terz auf der Dominante des Tones, darin man ist, nicht verdoppeln. Denn da sie das Subsemitonium des Tones ist, der im nächsten Akkord angeschlagen wird, folglich über sich treten muss, so würden durch diese Verdoppelung verbotene Oktaven entstehen, wie an diesem Beispiel deutlich zu sehen ist. Aus eben diesem Grunde geht es selten an, dass eine zufällig vorkommende große Terz, welche über dem Bass mit angedeutet wird, kann verdoppelt werden; denn diese zufällig eintretende Terz ist das Subsemitonium eines neuen Tones, in den man ausweichen will und würde also durch ihre Verdoppelung die schon erwähnte verbotene Fortschreitung verursachen.
Der Dreiklang leidet eine doppelte Verwechslung; denn man kann, ohne dass er seine konsonierende Harmonie verlieret, sowohl die Terz als die Quinte desselben in den Bass setzen. Im ersten Fall entstehen die Sextenakkorde h, i, k.7 und im anderen die konsonierenden Quart- Sextenakkorde. l, m, n. Von dem Gebrauch dieser Akkorde wird in ihren besonderen Artikeln gesprochen.
Da der Dreiklang eine befriedigende Harmonie empfinden lässt, so wird das Gehör von ihm auf nichts anders geleitet, folglich kann man von dem Dreiklang ohne Behutsamkeit auf andere Akkorde fortschreiten. Schreitet man aber von einem Dreiklang auf einen andern fort, so ist es eben so viel als wenn man lauter Schlüsse oder Kadenzen machte, wenn man gleich immer in demselben Ton bleibt, weil auf jedem Akkord ein Ruhepunkt ist. Solche Folgen von Schlüssen kann man erhalten, wenn man durch Quarten und Quinten heraufsteigt oder fällt. Als: Allein dergleichen Fortschreitungen können selten nützlich sein, weil sie gar zu einförmig sind. Man kann aber, um die Ruhepunkte nicht allzu merklich zu machen, auch Terzenweise zurückgehen. Wenn man nun einen Akkord von fallender Terz überspringt, so kann folgende Fortschreitung entstehen. Auf diese Weise kann man mit Akkorden bisweilen Stufenweise in die Höhe kommen.
Mit zwei hintereinander folgenden Akkorden um eine große Terz zu steigen, hat für das Gehör etwas Hartes. Hierüber aber, so wie von der Fortschreitung in einerlei Ton überhaupt, wird an einem anderen Orte gesprochen.8
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1 Diese drei Arten des Dreiklanges sind in der am Ende dieses Artikels stehenden Tabelle mit a b, c, bezeichnet.
2 S. Tonart.
3 S. 224 .
4 Verminderter Dreiklang.
5 S. Akkord, S. 12 .
6 S. die Tabelle.
7 S. die Tabelle.
8 S. Fortschreitung.