Bogenstellung. (Baukunst) Diesen Namen haben die deutschen Baumeister den Werken gegeben, die man gemeiniglich mit dem französischen Namen Arkaden nennt. Man versteht dadurch eine Reihe von Bogen zwischen Pfeilern, die entweder einen bedeckten Gang ausmachen oder eine Wasserleitung oder eine Brücke tragen, wovon man sich aus der hierbei gefügten Zeichnung einigen Begriff machen kann. In der Baukunst kommen vielerlei Gelegenheiten vor, solche Bogenstellungen anzubringen. Erstlich, wo ein freistehender von oben bedeckter Spatziergang oder Porticus mit gewölbter Decke anzulegen ist, dergleichen die vornehmen Römer ehedem in der Nähe ihrer Häuser angelegt haben [s. Säulenlaube]; oder wenn man einen solchen Gang an einem Gebäude, es sei von aussen oder inwendig um den Hof herum, anlegen will, damit man im trokenen an den Häusern weggehen könne. In den meisten Klöstern sind solche Gänge um den Hof herum; vorne an den Häusern findet man sie in verschiedenen Städten, wie in Berlin auf dem Mühlendamm und an der sogenannten Stechbahn. Die Römer legten auch oft ihre kostbaren Wasserleitungen über solche Bogenstellungen. Man kann zwar solche bedeckte Gänge auch zwischen zwei Reihen Säulen, die das Dach tragen, anlegen, wie die halb runde Säulenlaube um den Hof in Sanssouci ist. Allein dann kann die Decke, wegen Mangel der Wiederlage nicht gewölbt werden, sondern muss flach entweder von sehr großen Steinen gemacht werden, wie an der Säulenlaube an der Vorderseite des Berlinischen Opernhauses, welches sehr kostbar ist oder von Holz, welches keine Dauer hat. Soll die Decke gewölbt werden, welches allemal das beste ist, so muss das Gewölbe notwendig auf sehr starken Pfeilern ruhen. Bei Gebäuden, wo man nicht viel auf die Zierlichkeit sieht, werden die Pfeiler schlechtweg viereckigt aufgemauert und allemal über zwei Pfeiler ein Bogen geschlossen; sieht man aber auf die Zierlichkeit, so werden die Pfeiler mit Wandpfeilern, wie in der hier stehenden Figur oder auch mit halb aus der Mauer stehenden Säulen verziert. Die besten Baumeister haben bei den Bogenstellungen folgende Regeln beobachtet, von denen man ohne wichtige, aus der Notwendigkeit entstehende Ursachen, nicht abgehen soll.
Die Höhe der Öffnung a b von dem Fußboden bis an den Scheitel des Bogens, soll der doppelten Breite c d gleich sein. Die Nebenpfeiler werden ein Model breit gemacht, zum Bogen wird ein voller halber Zirkel genommen und vom Scheitel des Bogens bis an den Unterbalken, wird b e zwei Model genommen. Diese Verhältnisse geben den Bogenstellungen das schönste Ansehen und danach muss nun alles übrige bestimmt werden. Ein einziges Beispiel wird hinlänglich sein, zu zeigen, wie die Einteilungen zu machen seien.
Es soll eine Bogenstellung mit dorischen Pfeilern gemacht werden. Weil die dorischen Pfeiler mit zwei Untersätzen 18 Model hoch sind [s. Dorisch], vom Unterbalken an bis auf den Scheitel des Bogens, im Lichten aber zwei Model gerechnet werden, so blieben für die Höhe der Öffnungen (a b in der Figur) 16 Model übrig; mithin würde die Weite c d 8 Model sein müssen. Nun muss an jeder Seite ein Model für die Breite des Nebenpfeilers und ebenfalls ein Model für die halbe Dicke des Pfeilers gerechnet werden; daher entsteht die Pfeilerweite f g von 12 Modeln.
Doch können diese Verhältnisse nicht allemal beobachtet werden. An dem Koloseum in Rom, wo drei Bogenstellungen übereinander stehen, sind folgende Verhältnisse beobachtet worden: die unterste ist von dorischer Ordnung, die Säulenweite 14 Model und 11 Minuten; die Breite der Nebenpfeiler beinahe 2 Model; die weite der Öffnungen 9 Model 28 1/2 Min. die Höhe nur 16 Model 13 Min. Die zweite Ordnung ist ionisch mit Säulenstühlen, die aber mit der Brüstung der Öffnung in einem fortlaufen. Die Säulenweite und die Breite der Nebenpfeiler und die Weite der Öfnungen, sind wie vorher. Die Höhe ist nur 14 Model 28 Min. und fast eben so ist auch die dritte Ordnung.
Der äußerste Pfeiler einer Bogenstellung muss notwendig stärker sein als die anderen, damit er die Spannung des Bogens aushalte. Deswegen setzt man auch allgemein zwei Wandpfeiler oder Säulen auf der Ecke neben einander. Von den Einfassungen der Bogen, von den Kämpfern und Schlußsteinen, ist in besonderen Artikeln gesprochen worden.
Eine gotische und ziemlich abgeschmackte Art von Bogenstellungen sieht man an dem Herzoglichen Pallast in Venedig, wo die Bogen auf schlechten viereckigen Pfeilern stehen, davon jeder mit zwei elenden Säulchen verziert ist, die bis an die Kämpfer der Bogen reichen.