Bewegung, Musik

Bewegung. (Musik) Wenn man von der Bewegung eines Tonstücks spricht, so versteht man den Grad der Geschwindigkeit, in welcher der Takt nach dem Charakter des Stücks gespielt wird. Jedes Tonstück hat nach Beschaffenheit der Empfindung, die es ausdrückt, einen geschwinden oder langsamern Gang, von dem man drei Hauptarten, den langsamen, den mäßigen und den geschwinden, unterscheidet. Jede Hauptart hat wieder ihre verschiedenen Grade; und der Tonsetzer zeigt den Grad der Bewegung allemal am Anfang des Stücks mit einen italienischen Wort an. Die geschwinden Bewegungen werden durch Prestissimo, Presto, Allegro assai, allegro di molto, Allegro, Allegretto, die mäßigen durch Andante, Andantino, die langsamen durch Largo, Larghetto, Adagio, ausgedrückt. Von diesen besonderen Graden der Bewegung ist unter diesen Namen das mehrere zu finden.

Hier ist überhaupt anzumerken, dass ein Tonsetzer zum richtigen Ausdruck der Musik nicht nur die Gattung der Leidenschaft oder Empfindung, die er vorstellen will, sondern deren besondere Schattierung, nach den Umständen, sich mit genauer Überlegung vorstellen müsse, ehe er die Bewegung seines Stücks bezeichnet. Dieselbe Leidenschaft spricht und wirkt, nach den Umständen, bald schneller bald langsamer. Überhaupt schickt sich zu fröhlichen Leidenschaften die geschwindere, zu zärtlichen die langsamere Bewegung, zu mäßigen aber die gemäßigte. Aber die Heftigkeit einer Leidenschaft lässt oft unbestimmt, ob die Bewegung sehr langsam oder sehr geschwind sein soll. Der Zorn erfordert eine geschwinde und der heftige Schmerz gar oft eine langsame Bewegung.

Dergleichen Umstände müssen genau überlegt werden, damit im Ausdruck nicht gegen die Natur angestoßen werde.

Niemand als der, welcher ein Stück selbst gesetzt hat, ist im Stande den richtigsten Grad der Bewegung desselben anzugeben. Ein kleiner. Grad darüber oder darunter kann der Wirkung des Stücks viel schaden tun. So viel Wörter man auch hierzu ausgedacht hat, so sind sie dennoch nicht hinlänglich. Genau könnte die Bewegung durch wirkliche Festsetzung der Zeit, in welcher das ganze Stück gespielt werden soll, angezeigt werden. Wer sich ein Verdienst daraus macht ein Stück von einem großen Meister vollkommen vorzutragen, der tut wohl, dasselbe in der Art der vorgeschriebenen Bewegung sehr oft, bald etwas geschwinder, bald etwas langsamer zu spielen und jedesmal genau auf die Wirkung desselben Achtung zu geben, damit er danach bei dem vorteilhaftesten Grad bleiben könne.

Verschiedene sehr gute Anmerkungen hierüber gibt Quanz in seiner Anleitung zur Flöte im XVII. Absch. in der VII. Abteil. §. 45. u. s. f.

Bewegung. Bedeutet in der Musik auch noch die Fortrückung des Gesangs in den Stimmen in Absicht auf das Steigen und Fallen. Über diese Bewegung geben die Tonlehrer verschiedene Regeln, wodurch man die fehlerhafte Fortschreitung durch Quinten und Oktaven vermeiden kann. Diese Regeln findet man in dem Artikel Fortschreitung; hier aber werden die Arten der Bewegung erklärt.

Die gerade Bewegung wird die genannt, da zwei Stimmen zugleich steigen oder fallen. Die Seitenbewegung die, da die eine Stimme auf derselbigen Höhe bleibt, die andere aber steigt oder fällt; die Gegenbewegung aber die, da die eine Stimme steigt indem die andere fällt.

 


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