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I. [Die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern und die Mitgift]

 

Durch diesen engen Zusammenhang, den die Mitgift bei der Geldwirtschaft mit der ganzen Konstitution des Ehelebens hat - sei es um den Mann, sei es um die Frau zu sichern - ist es verständlich, daß schließlich sowohl in Griechenland wie in Rom die Mitgift zum Kennzeichen der legitimen Gattin wurde, in ihrem Gegensatz zur Konkubine, die keinen weiteren Anspruch an den Mann hat, so daß dieser weder für einen solchen entschädigt, noch sie selber finden Fall der Nichterfüllung desselben sichergestellt zu werden braucht. Und dies leitet zur Prostitution über, die die Bedeutung des Geldes für das Verhältnis der Geschlechter wieder in ein neues Licht stellt. Während alle gelegentlich des Eheschlusses erfolgenden Gaben des Mannes für die Frau oder an die Frau selbst so auch die Morgengabe und das pretium virginitatis - ebensogut als Natural- wie als Geldgeschenk auftreten können und auftreten, entspricht der unehelichen Hingabe, für die überhaupt ein Preis gezahlt wird, in der Regel die Geldform desselben. Nur die Transaktion um Geld trägt jenen Charakter einer ganz momentanen Beziehung, die keine Spuren hinterläßt, wie er der Prostitution eigen ist. Mit der Hingabe von Geld hat man sich vollständiger aus der Beziehung gelöst, sich radikaler mit ihr abgefunden, als mit der Hingabe irgendeines qualifizierten Gegenstandes, an dem durch seinen Inhalt, seine Wahl, seine Benützung leichter ein Hauch der gebenden Persönlichkeit haften bleibt. Der momentan aufgegipfelten und ebenso momentan verlöschenden Begierde, der die Prostitution dient, ist allein das Geldäquivalent angemessen, das zu nichts verbindet und prinzipiell in jedem Augenblick zur Hand ist und in jedem Augenblick willkommen ist. Für ein Verhältnis zwischen Menschen, das seinem Wesen nach auf Dauer und innere Wahrheit der verbindenden Kräfte angelegt ist - wie das wirkliche Liebesverhältnis, so schnell es auch abgebrochen werde - ist das Geld niemals der adäquate Mittler; für den käuflichen Genuß, der jede über den Augenblick und über den ausschließlich sinnlichen Trieb hinausgehende Beziehung ablehnt, leistet das Geld, das sich mit seiner Hingabe absolut von der Persönlichkeit löst und jede weitere Konsequenz am gründlichsten abschneidet, den sachlich und symbolisch vollkommensten Dienst - indem man mit Geld bezahlt hat, ist man mit jeder Sache am gründlichsten fertig, so gründlich, wie mit der Prostituierten nach erlangter Befriedigung. Dadurch, daß die Beziehung der Geschlechter innerhalb der Prostitution ganz unzweideutig auf den sinnlichen Akt beschränkt ist, wird sie auf ihren rein gattungsmäßigen Inhalt herabgesetzt; sie besteht in demjenigen, was jedes Exemplar der Gattung leisten und empfinden kann und worin sich die sonst entgegengesetztesten Persönlichkeiten. begegnen und alle individuellen Differenzen aufgehoben erscheinen. Das ökonomische Seitenstück für diese Art von Beziehungen ist deshalb das Geld, das gleichfalls, jenseits aller individuellen Bestimmtheit stehend, gleichsam den Gattungstypus der ökonomischen Werte bedeutet, die Darstellung dessen, was allen einzelnen Werten gemein ist. So empfindet man auch umgekehrt am Wesen des Geldes selbst etwas vom Wesen der Prostitution. Die Indifferenz, in der es sich jeder Verwendung darbietet, die Treulosigkeit, mit der es sich von jedem Subjekt löst, weil es mit keinem eigentlich verbunden war, die jede Herzensbeziehung ausschließende Sachlichkeit, die ihm als reinem Mittel eignet - alles dies stiftet eine verhängnisvolle Analogie zwischen ihm und der Prostitution. Wenn Kant als Moralgebot aufstellt, man solle niemals einen Menschen als bloßes Mittel gebrauchen, sondern ihn jederzeit zugleich als Zweck anerkennen und behandeln - so zeigt die Prostitution das absolut entgegengesetzte Verhalten, und zwar auf beiden beteiligten Seiten. So ist sie von allen Verhältnissen der Menschen untereinander vielleicht der prägnanteste Fall einer gegenseitigen Herabdrückung zum bloßen Mittel; und dies mag das stärkste und tiefste Moment sein, das sie in so enge historische Verbindung mit der Geldwirtschaft, der Wirtschaft mit »Mitteln« im striktesten Sinne, setzt.

 


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