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III. [Die Muskelarbeit als Arbeitseinheit]


Damit ist aber nur der allgemeine Begriff der Arbeit maßgebend geworden und die Theorie beruht insoweit auf einer sehr künstlichen Abstraktion. Man könnte ihr vorwerfen, sie baue sich auf dem typischen Irrtum auf, daß die Arbeit zunächst und fundamental Arbeit überhaupt wäre, und dann erst, gewissermaßen als Bestimmungen zweiten Grades, ihre spezifischen Eigenschaften dazu träten, um sie zu dieser bestimmten zu machen. Als ob diejenigen Eigenschaften, auf die hin wir ein Handeln als Arbeit überhaupt bezeichnen, nicht mit seinen übrigen Bestimmungen eine vollkommene Einheit bildeten, als ob jene Scheidung und Rangordnung nicht auf einem ganz willkürlich gesetzten Grenzstrich beruhte! Gerade als ob der Mensch erst Mensch überhaupt wäre, und dann, in realer Scheidung davon, erst das bestimmte Individuum! Freilich ist auch dieser Irrtum begangen und zur Grundlage sozialer Theorien gemacht worden. Der Arbeitsbegriff, mit dem die ganze vorhergehende Erörterung rechnet, ist eigentlich nur negativ bestimmt: als dasjenige, was übrigbleibt, wenn man von allen Arten des Arbeitens alles wegläßt, was sie voneinander unterscheidet. Allein, was hier tatsächlich übrigbleibt, entspricht keineswegs, wie eine verlockende Analogie nahelegen könnte, dem physikalischen Begriff der Energie, die, in quantitativer Unveränderlichkeit, bald als Wärme, bald als Elektrizität, bald als mechanische Bewegung auftreten kann; hier ist allerdings ein mathematischer Ausdruck möglich, der das Gemeinsame aller dieser spezifischen Erscheinungen und sie als Äußerungen dieser einen Grundtatsache darstellt. Menschliche Arbeit aber, ganz im allgemeinen, gestattet keine derartig abstrakte, aber doch bestimmte Formulierung. Die Behauptung, daß alle Arbeit schlechthin Arbeit und nichts anderes wäre, bedeutet, als Grundlage für die Gleichwertigkeit derselben, etwas genau so Ungreifbares, abstrakt Leeres, wie jene Theorie: jeder Mensch sei eben Mensch und deshalb seien alle gleichwertig und zu den gleichen Rechten und Pflichten qualifiziert. Soll der Begriff der Arbeit also, dem in seiner bisher angenommenen Allgemeinheit mehr ein dunkles Gefühl als ein fester Inhalt seine Bedeutung geben konnte, eine solche wirklich erhalten, so bedarf es einer näheren Präzision des realen Vorganges, den man unter ihm verstehen kann.

Als dieses letzte, konkrete Element ist, worauf ich jetzt zurückkomme, die Muskelarbeit behauptet worden; und wir fragen nach dem Rechte dieser Behauptung, nachdem wir ihren Beweis aus der Kostenlosigkeit der geistigen Arbeit oben in seiner Gültigkeit beschränkt haben. Ich will nun von vornherein gestehen: ich halte es nicht für schlechthin ausgeschlossen, daß einmal das mechanische Äquivalent auch der psychischen Tätigkeit gefunden werde. Freilich, die Bedeutung ihres Inhaltes, seine sachlich bestimmte Stelle in den logischen, ethischen, ästhetischen Zusammenhängen steht absolut jenseits aller physischen Bewegungen, ungefähr wie die Bedeutung eines Wortes, jenseits seines physiologisch-akustischen Sprachlautes steht. Aber die Kraft, die der Organismus für das Denken dieses Inhaltes als Gehirnvorgang aufwenden muß, ist prinzipiell ebenso berechenbar wie die für eine Muskelleistung erforderliche. Sollte dies eines Tages gelingen, so könnte man allerdings das Kraftmaß einer bestimmten Muskelleistung zur Maßeinheit machen, nach der auch der psychische Kraftverbrauch bestimmt wird, und die psychische Arbeit wäre nach dem, was daran wirklich Arbeit ist, auf gleichem Fuße mit der Muskelarbeit zu behandeln, ihre Produkte würden in eine bloß quantitative Wertabwägung mit denen der letzteren eintreten. Dies ist natürlich eine wissenschaftliche Utopie, die nur dartun kann, daß die Reduktion aller wirtschaftlich anrechenbaren Arbeit auf Muskelarbeit selbst für einen keineswegs dogmatisch-materialistischen Standpunkt nicht den prinzipiellen Widersinn zu enthalten braucht, mit dem der Dualismus von Geistigkeit und Körperlichkeit diesen Versuch zu schlagen schien.


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