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III. [Die Nützlichkeitsunterschiede der Arbeit als Gegengrund gegen das Arbeitsgeld; dadurch geförderte Einsicht in die Bedeutung des Geldes]

 

Die Sprache deutet diesen Sachverhalt gut an, indem sie den äußerlich-ökonomischen ebenso wie den innerlich-moralischen Ertrag unseres Tuns gleichmäßig als Verdienst bezeichnet. Denn auch im letzteren Sinne tritt dieses doch erst ein, wenn der sittliche Impuls Hemmnisse der Versuchung, des Egoismus, der Sinnlichkeit überwunden hat, nicht, wenn die sittliche Handlung aus einem ganz selbstverständlichen, die Möglichkeit des Gegenteils von vornherein ausschließenden Triebe quillt; so daß, um den sittlichen Musterbildern nicht das sittliche Verdienst absprechen zu müssen, die Mythenbildung der Völker allenthalben ihre Religionsstifter eine »Versuchung« besiegen läßt und Tertullian sogar den Ruhm Gottes für größer hält, si laboravit. Wie sich der eigentlich moralische Wert an das überwundene Hemmnis entgegengesetzter Impulse knüpft, so der ökonomische. Wenn der Mensch seine Arbeit leistete, wie die Blume ihr Blühen oder der Vogel sein Singen, so würde sich kein entgeltbarer Wert mit ihr verknüpfen. Dieser liegt also nicht in ihrer äußeren Erscheinung, in dem sichtbaren Tun und Erfolg, sondern auch bei der Muskelarbeit in dem Willensaufwand, den Gefühlsreflexen, kurz, in den seelischen Bedingungen. Damit gewinnen wir die Ergänzung für die an das andere Ende der wirtschaftlichen Reihen sich anschließende fundamentale Erkenntnis: daß aller Wert und alle Bedeutung der Gegenstände und ihres Besitzes in den Gefühlen liegt, die sie hervorrufen, daß das Haben ihrer als ein bloß äußerliches Verhältnis gleichgültig und sinnlos wäre, wenn sich nicht innere Zustände, Affekte der Lust, der Erhöhung und Erweiterung des Ich, daran schlössen. So wird die Sichtbarkeit wirtschaftlicher Güter von beiden Seiten - des Leistenden wie des Genießenden - her durch psychische Vorgänge begrenzt, die allein es begründen, daß für die einzelne Leistung ein Gegenwert gefordert wie gewährt wird. Ebenso unwesentlich und beziehungslos, wie uns ein Besitzgegenstand ist, der nicht in eine psychische Erregung übergeht, wäre uns das eigne Tun, wenn es nicht aus einem inneren empfundenen Zustande hervorginge, dessen Unlust und Opfergefühl allein die Forderung eines Entgeltes und deren Maß in sich trägt. In Hinsicht des Wertes kann man deshalb sagen, Muskelarbeit sei psychische Arbeit. Als Ausnahme hiervon könnten nur diejenigen Arbeiten gelten, die der Mensch als Konkurrent der Maschine oder des Tieres vollbringt; denn obwohl sich auch diese in bezug auf die innere Bemühung und psychische Kraftaufwendung wie alle anderen verhalten, so hat doch der, zu dessen Gunsten sie vollbracht werden, keine Veranlassung, für diese innere Leistung etwas zu vergüten, da der ihm allein wichtige äußere Effekt auch durch eine rein physische Potenz erreichbar ist und die kostspieligere Produktion nirgends vergolten wird, sobald eine billigere möglich ist. Aber mit einem ganz kleinen Schritt tiefer ist vielleicht auch diese Ausnahme in die Allbefaßtheit des Äußerlichen durch das Seelische zurückzuführen. Was an den Leistungen einer Maschine oder eines Tieres vergolten wird, ist doch die menschliche Leistung, die in Erfindung, Herstellung und Dirigierung der Maschine, in der Aufzucht und Abrichtung des Tieres steckt; so daß man: sagen kann: jene menschlichen Arbeiten werden nicht wie diese physisch-untermenschlichen vergolten, sondern, umgekehrt, diese werden gleichfalls mittelbar als psychisch-menschliche gewertet. Dies wäre nur eine ins Praktische hineinreichende Fortsetzung der Theorie, daß wir auch den Mechanismus der unbelebten Natur schließlich nach den Kraftund Anstrengungsgefühlen deuten, die unsere Bewegungen begleiten. Wenn wir unser eignes Wesen der allgemeinen Naturordnung einfügen, um es in ihrem Zusammenhange zu verstehen, so ist dies nur so möglich, daß wir zuvor die Formen, Impulse und Gefühle unserer Geistigkeit in die allgemeine Natur hineintragen, das »Unterlegen« und das »Auslegen« unvermeidlich zu einem Akt verbindend. Wenn wir, dies Verhältnis zur Welt auf unsere praktische Frage ausdehnend, an der Leistung untermenschlicher Kräfte nur die Leistung menschlicher durch Gegenleistung aufwiegen, so fällt damit in der hier fraglichen Hinsicht der prinzipielle Grenzstrich zwischen denjenigen menschlichen Arbeiten, deren Entgelt sich auf ihr psychisches Fundament stützt, und denen, die wegen der Gleichheit ihres Effektes mit rein äußerlich- mechanischen diese Begründung ihres Entgeltes abzulehnen schienen. Man kann also jetzt ganz allgemein behaupten, daß nach der Seite des aufzuwiegenden Wertes hin der Unterschied zwischen geistiger und Muskelarbeit nicht der zwischen psychischer und materieller Natur sei, daß vielmehr auch bei der letzteren schließlich nur auf die Innenseite der Arbeit, auf die Unlust der Anstrengung, auf das Aufgebot an Willenskraft hin das Entgelt gefordert werde. Freilich ist diese Geistigkeit, die gleichsam das Ding-an-sich hinter der Erscheinung der Arbeit ist und den Binnenwert derselben bildet, keine intellektuelle, sondern besteht in Gefühl und Willen; woraus dann folgt, daß derselbe dem der geistigen Arbeit nicht koordiniert ist, sondern auch diesen fundamentiert. Denn auch an ihm bringt ursprünglich nicht der objektive Inhalt des geistigen Prozesses, sein von der Persönlichkeit gelöstes Resultat, die Forderung des Entgeltes hervor, sondern die subjektive, vom Willen geleitete Funktion, die ihn trägt, die Arbeitsmühe, der Energieaufwand, dessen es für die Produktion jenes geistigen Inhaltes bedarf. Indem so als der Quellpunkt des Wertes nicht nur von selten des Aufnehmenden, sondern auch des Leistenden her sich ein Tun der Seele enthüllt, erhalten Muskelarbeit und »geistige« Arbeit einen gemeinsamen, - man könnte sagen: moralischen - wertbegründenden Unterbau, durch den die Reduktion des Arbeitswertes überhaupt auf Muskelarbeit ihr banausisches und brutal materialistisches Aussehn verliert. Das verhält sich ungefähr wie mit dem theoretischen Materialismus, der ein ganz neues und ernsthafter diskutables Wesen bekommt, wenn man betont, daß doch auch die Materie eine Vorstellung ist, kein Wesen, das, im absoluten Sinne außer uns, der Seele entgegengesetzt ist, sondern in seiner Erkennbarkeit durchaus bestimmt von den Formen und Voraussetzungen unserer geistigen Organisation. Von diesem Standpunkt, auf dem die Wesensverschiedenheit körperlicher und geistiger Erscheinungen statt der absoluten eine relative wird, ist das Verlangen, die Erklärung für die im engeren Sinn geistigen in der Reduktion auf die körperlichen zu suchen, sehr viel weniger unerträglich. Hier, wie in dem Falle des praktischen Wertes, muß das Äußere nur aus seiner Starrheit, Isolierung und Gegensätzlichkeit gegen das Innere erlöst werden, damit es sich als einfachster Ausdruck und Maßeinheit für die höheren »geistigen« Tatsachen auftun könne. Diese Reduktion mag gelingen oder nicht; aber mit ihrer Behauptung vertragen sich nun wenigstens prinzipiell die Forderungen der Methode und der fundamentalen Wertsetzungen.

 


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