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III. [Die Nützlichkeitsunterschiede der Arbeit als Gegengrund gegen das Arbeitsgeld; dadurch geförderte Einsicht in die Bedeutung des Geldes]

 

Diese Ausführungen können nicht sowohl erweisen, daß das Äquivalent für die Arbeit sich ausschließlich an das Quantum der Muskeltätigkeit knüpft, als gewisse Bedenken beseitigen, die man dieser Verbindung vorzuhalten pflegt. Dennoch findet sie eine Schwierigkeit, die mir unüberwindlich scheint, und zwar die von dem ganz trivialen Einwand ausgehende, daß es doch auch wertlose, überflüssige Arbeit gebe. Denn die Widerlegung, unter der Arbeit als dem fundamentalen Werte verstehe man natürlich nur die zweckmäßige, durch ihr Ergebnis gerechtfertigte Arbeit, enthält ein Zugeständnis, das der ganzen Theorie verderblich ist. Wenn es nämlich wertvolle und wertlose Arbeit gibt, so gibt es zweifellos auch Zwischenstufen, geleistete Arbeitsquanten, welche einige, aber nicht lauter Elemente von Zweck und Wert enthalten; der Wert des Produktes also, der der Voraussetzung nach durch die in ihm investierte Arbeit bestimmt wird, ist ein größerer oder geringerer, je nach der Zweckmäßigkeit dieser Arbeit. Das bedeutet: der Wert der Arbeit mißt sich nicht an ihrem Quantum, sondern an der Nützlichkeit ihres Ergebnisses! Und hier hilft nicht mehr die oben bezüglich der Qualität der Arbeit versuchte Methode: die höhere, feinere, geistigere Arbeit bedeute eben der niedrigeren gegenüber mehr Arbeit, eine Häufung und Verdichtung eben derselben allgemeinen »Arbeit«, von der die grobe und unqualifizierte Arbeit nur gleichsam eine größere Verdünnung, eine niedrigere Potenz darstelle. Denn dieser Unterschied der Arbeit war ein innerer, der die Nützlichkeitsfrage noch ganz beiseite ließ, indem die Nützlichkeit als der fraglichen Arbeit in immer gleichem Maße einwohnend dabei vorausgesetzt wurde: die Arbeit des Straßenkehrers ist für diese Überlegung nicht weniger »nützlich« als die des Violinspielers, und ihre geringere Schätzung stammt aus der inneren Quantität ihrer als bloßer Arbeit, aus der geringeren Kondensiertheit der Arbeitsenergien in ihr. Nun aber zeigt sich, daß diese Voraussetzung eine zu einfache war und daß die Verschiedenheit der äußeren Nützlichkeit nicht gestattet, die Wertungsunterschiede der Arbeit von ihren bloß inneren Bestimmungen abhängen zu lassen. Wenn man die unnütze Arbeit, oder richtiger: die Nützlichkeitsunterschiede der Arbeit aus der Welt schaffen und bewirken könnte, daß die Arbeit genau in demselben Maße mehr oder weniger nützlich sei, in dem sie mehr oder weniger konzentriert, kraftverbrauchend, mit einem Wort: mehr oder weniger Arbeitsquantität ist - so wäre damit zwar noch nicht die Muskelarbeit als der einzige Wertbildner erwiesen; wohl aber könnte dann die Arbeit überhaupt als Wertmaß der Objekte gelten, da dann deren anderer Faktor, die Nützlichkeit, immer derselbe wäre, also die Wertrelationen nicht mehr alterierte. Allein die Nützlichkeitsunterschiede bestehen eben, und es ist ein Trugschluß, wenn das ethisch vielleicht begründbare Postulat: aller Wert ist Arbeit - in den Satz umgekehrt wird: alle Arbeit ist Wert, d.h. gleicher Wert. Hier zeigt sich nun der tiefe Zusammenhang der Arbeitswerttheorie mit dem Sozialismus; denn dieser erstrebt tatsächlich eine Verfassung der Gesellschaft, in der der Nützlichkeitswert der Objekte, im Verhältnis zu der darauf verwendeten Arbeitszeit, eine Konstante bildet. Im dritten Bande des »Kapital« führt Marx aus: die Bedingung alles Wertes, auch bei der Arbeitstheorie, sei der Gebrauchswert; allein das bedeute, daß auf jedes Produkt gerade so viel Teile der gesellschaftlichen Gesamtarbeitszeit verwendet werden, wie im Verhältnis zu seiner Nützlichkeitsbedeutung auf dasselbe kommen. Es wird also sozusagen ein qualitativ einheitlicher Gesamtbedarf der Gesellschaft vorgestellt - dem Motto der Arbeitstheorie, Arbeit sei eben Arbeit und als solche gleichwertig, entspricht hier das weitere, Bedürfnis sei eben Bedürfnis und als solches gleich wichtig - und die Nützlichkeitsgleichheit aller Arbeiten wird nun erzielt, indem in jeder Produktionssphäre nur so viel Arbeit geleistet wird, daß genau der von ihr umschriebene Teil jenes Bedarfes gedeckt wird. Unter dieser Voraussetzung wäre freilich keine Arbeit weniger nützlich als die andere. Denn wenn man z.B. heute Klavierspielen für eine weniger nützliche Arbeit als Lokomotivenbauen hält, so liegt das nur daran, daß mehr Zeit darauf verwandt wird, als dem wirklichen Bedürfnis danach entspricht. Wäre es auf das hiermit bezeichnete Maß eingeschränkt, so wäre es genau so wertvoll wie Lokomotivenbauen - gerade wie auch das letztere unnützlicher würde, wenn man mehr Zeit darauf verwendete, d.h. mehr Lokomotiven baute, als Bedarf danach ist. Mit anderen Worten: es gibt prinzipiell gar keine Gebrauchswertunterschiede; denn wenn ein Produkt momentan weniger Gebrauchswert hat als ein anderes (also die auf jenes verwandte Arbeit wertloser ist, als die dem letzteren geltende), so kann man einfach die Arbeit an seiner Kategorie, d.h. die Quantität seiner Produktion, so lange herabsetzen, bis das darauf gerichtete Bedürfnis ebenso stark ist, wie das auf den anderen Gegenstand gerichtete, d.h. bis die industrielle Reservearmeen völlig verschwunden ist. Nur unter dieser Bedingung kann die Arbeit das Wertmaß der Produkte getreu ausdrücken.

 


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