III. [Das Arbeitsgeld und seine Begründung]
Ohne von den angedeuteten Vereinheitlichungen des Wertes eine als die allein legitime zu verkünden, möchte ich die Arbeitstheorie wenigstens für die philosophisch interessanteste halten. In der Arbeit gewinnen die Körperlichkeit und die Geistigkeit des Menschen, sein Intellekt und sein Wille, eine Einheitlichkeit, die diesen Potenzen versagt bleibt, solange man sie gleichsam in ruhendem Nebeneinander betrachtet; die Arbeit ist der einheitliche Strom, in dem sie sich wie Quellflüsse mischen, die Geschiedenheit ihres Wesens in der Ungeschiedenheit des Produktes auslöschend. Wäre sie wirklich der alleinige Träger des Wertes, so würde der letztere damit in den definitiven Einheitspunkt unserer praktischen Natur eingesenkt, und dieser würde sich den adäquatesten Ausdruck, den er in der äußeren Realität finden kann, erwählt haben. Im Hinblick auf diese Bedeutung der Arbeit erscheint es mir eine untergeordnete Frage, ob man nicht der Arbeit daraufhin den Wert abzusprechen habe, daß sie doch vielmehr die Werte erst erzeuge - wie die Maschine, die einen Stoff bearbeitet, doch die Form nicht selbst besitzt, die sie diesem erteilt. Gerade wenn man nur den Produkten menschlicher Arbeit Wert zuspreche, könne nicht sie selbst - die eine physiologische Funktion ist -, sondern nur die Arbeitskraft Wert haben. Denn diese allerdings werde vom Menschen erzeugt, nämlich durch die Unterhaltungsmittel, die ihrerseits menschlicher Arbeit entstammen. Daß sie sich dann in wirkliche Arbeit umsetzt, fordert ersichtlich nicht wiederum Arbeit, bedeutet also selbst keinen Wert; dieser vielmehr haftet nun erst wieder an den von solcher Arbeit bedingten Produkten. Ich halte dies indes für eine im wesentlichen terminologische Angelegenheit. Denn da die Arbeitskraft sicher kein Wert wäre, wenn sie latent bliebe und sich nicht in wirkliches Arbeiten umsetzte, sondern erst in diesem wertbildend wirkt, so kann man für alle Zwecke der Berechnung und des Ausdrucks die Arbeit einsetzen. Das wird auch nicht durch die Überlegung geändert, daß die als Nahrung konsumierten Werte nicht Arbeit, sondern Arbeitskraft erzeugen und deshalb nur diese, als Trägerin jener aufgenommenen Werte, selbst ein Wert sein könne. Die Nahrungsmittel können schon deshalb nicht die zulängliche Ursache des vom Menschen verwirklichten Wertes sein, weil dieser letztere den in den ersteren investierten übersteigt, da es andernfalls nie zu einer Wertvermehrung kommen könnte. Die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeit ist nur für die Zwecke des Sozialismus wichtig, weil sie die Theorie anschaulich macht, daß der Arbeiter nur einen Teil der Werte erhält, die er erzeugt. Seine Arbeit produziert mehr Werte, als in seiner Arbeitskraft, in Form der Unterhaltsmittel, investiert sind; indem der Unternehmer die ganze Arbeitskraft um den Wert der letzteren kauft, profitiert er das ganze Mehr, um welches die schließlichen Arbeitsprodukte diesen Wert überragen. Aber selbst von diesem Standpunkt aus scheint mir, man könnte, statt der Arbeitskraft die Arbeit als Wert bezeichnend, innerhalb der letzteren die Quanten gegeneinander abgrenzen, deren Werte einerseits als Lohn zum Arbeiter zurückkehren, andrerseits den Gewinn des Unternehmers ausmachen. Ich gehe hierauf also nicht weiter ein, sondern untersuche im folgenden nur die nähere Bestimmung, unter welcher uns die Arbeitstheorie des Wertes so häufig entgegentritt: sie sucht einen Arbeitsbegriff, der für Muskelarbeit und geistige Arbeit gleichmäßig gilt, und mündet dabei tatsächlich auf der Muskelarbeit, als dem primären Werte oder Wertproduzenten, der als Maß jeglicher Arbeit überhaupt zu gelten habe. Es wäre irrig, hierin nur proletarischen Trotz und prinzipielle Entwürdigung geistiger Leistungen zu sehen. Vielmehr wirken dazu tiefere und verwickeltere Ursachen.