III. [Das Nacheinander und das Nebeneinander beider Tendenzen, die Entwicklungen des Geldes als Analogie und als Träger derselben]
« Zurück 1 |
2 |
3 |
4 Weiter »
Aber damit fällt das Geld nicht etwa in die breite Kategorie, der die Luft angehört, die die sonst Unterschiedensten doch Unterschieds los atmen, oder die Waffen, deren Gleichartigkeit sich nicht der Benutzung durch alle Parteien verweigert. Das Geld ist zwar das umfassendste Beispiel auch für diese Tatsache: daß auch die radikalster. Unterschiede und Gegnerschaften in der Menschenwelt immer noch für Gleichheiten und Gemeinsamkeiten Raum geben - aber es ist doch noch mehr. Jener Typus unparteiischer Dinge bleibt den inneren Tendenzen, denen sie dienen, etwas schlechthin Äußerliches. Dagegen, so fremd das Geld auch seinem abstrakten Wesen nach allen Innerlichkeiten und Qualitäten gegenübersteht, so zeigt es, als der ökonomische Extrakt des Wertkosmos in dessen ganzer Ausdehnung, doch sehr häufig die geheimnisvolle Fähigkeit, dem ganz spezifischen Wesen und Tendenz jeder von zwei entgegengesetzten Einseitigkeiten zu dienen; die eine entnimmt dem allgemeinen Wertreservoir, das es darstellt, gerade die Kräfte, die Ausdrucksmittel, die Verbindungs- oder Verselbständigungsmöglichkeiten, die ihrer Eigenart angepaßt sind, während es der inhaltlich entgegengesetzten nicht weniger biegsame und schmiegsame, nicht weniger gerade ihrer Innerlichkeit entgegenkommende Hilfen bietet. Das ist die Bedeutung des Geldes für den Stil des Lebens, daß es gerade vermöge seines Jenseits aller Einseitigkeit einer jeden solchen wie ein eigenes Glied ihrer zuwachsen kann. Es ist das Symbol, im Engen und Empirischen, der unsagbaren Einheit des Seins, aus der der Welt in ihrer ganzen Breite und all ihren Unterschieden ihre Energie und Wirklichkeit strömt. Denn so wird die Metaphysik sich doch wohl die an sich unerkennbare Struktur der Dinge subjektiv deutend auseinanderlegen müssen: daß die Inhalte der Welt, einen bloß geistigen Zusammenhang bildend, in bloßer Ideellität bestehen und nun - natürlich nicht in zeitlichem Prozeß - über sie das Sein kommt; wie man es ausgedrückt hat: daß das Was sein Daß gewinnt. Niemand wüßte zu sagen, was dieses Sein denn eigentlich ist, das den wirklichen Gegenstand von dem qualitativ nicht von ihm unterschiedenen, aber bloß gültigen, bloß logischen Sachgehalt unterscheidet. Und dieses Sein, so leer und abstrakt sein reiner Begriff ist, erscheint als der warme Strom des Lebens, der sich in die Schemata der Dingbegriffe ergießt, der sie gleichsam aufblühen und ihr Wesen entfalten läßt, gleichviel wie unterschieden oder einander feindselig ihr Inhalt und ihr Verhalten sei. Aber es ist ihnen doch nichts äußerliches oder fremdes, sondern ihr eigenes Wesen ist es, das das Sein aufnimmt und in wirksame Wirklichkeit entwickelt. Dieser Kraft des Seins nähert sich von allem Äußerlich-Praktischen - für das jede Analogie mit dem Absoluten immer nur unvollständig gelten kann - das Geld am meisten. Wie jene steht es seinem Begriffe nach ganz außerhalb der Dinge und deshalb gegen ihre Unterschiede völlig gleichgültig, so daß jedes einzelne es ganz in sich aufnehmen und mit ihm gerade sein spezifisches Wesen zur vollkommensten Darstellung und Wirksamkeit bringen kann. Seine Bedeutung für die Entwicklung der Lebensstile, die man als den rhythmischen und den individuell- sachlichen bezeichnen kann, habe ich deshalb herausgehoben, weil die unvergleichliche Tiefe ihres Gegensatzes den Typus dieser Wirksamkeit des Geldes sehr rein hervorleuchten läßt. -
« Zurück 1 |
2 |
3 |
4 Weiter »