Phantasmen
Phantasmen. Mit Descartes ist anzunehmen, „daß alle Vorstellungen der Einbildungskraft zugleich mit gewissen Bewegungen in dem Nervengewebe oder Nervengeiste des Gehirns begleitet sind, welche man ideas materiales nennt, d. i. vielleicht mit der Erschütterung oder Bebung des feinen Elements, welches von ihnen abgesondert wird, und die derjenigen Bewegung ähnlich ist, welche der sinnliche Eindruck machen könnte, wovon er die Kopie ist. Nun verlange ich aber mir einzuräumen: daß der vornehmste Unterschied der Nervenbewegung in den Phantasien von der in der Empfindung darin bestehe, daß die Richtungslinien der Bewegung bei jenen sich innerhalb dem Gehirne, bei dieser aber außerhalb schneiden.“ Unter normalen Umständen werden so die Einbildungen als Hirngespinste von den Sinneseindrücken unterschieden. Im Wahnsinn und unter sonstigen abnormen Bedingungen aber werden Phantasmen für Wahrnehmungsobjekte gehalten; denn da „die Bewegung der Nerven, die mit einigen Phantasien harmonisch beben, nach solchen Richtungslinien geschieht, welche fortgezogen sich außerhalb der Gehirne durchkreuzen würden, so ist der focus imaginarius außerhalb dem denkenden Subjekt gesetzt, und das Bild, welches ein Werk der bloßen Einbildung ist, wird als ein Gegenstand vorgestellt, der den äußeren Sinnen gegenwärtig wäre“. Daraus lassen sich die vermeintlichen Geistererscheinungen erklären, Träume 1. T. 3. H. (V 2, 36 ff.).