Psychologie
Psychologie. Die empirische Psychologie ist „die metaphysische Erfahrungswissenschaft vom Menschen“, denn „was den Ausdruck der Seele betrifft, so ist es in dieser Abteilung noch nicht erlaubt, zu behaupten, daß er eine habe“, Nachricht v. d. Einrichtung seiner Vorles. 1765—1766 (V 1,155). — Die „rationale“ Psychologie ist ein Zweig der zur „Metaphysik der Natur“ gehörenden immanenten „Physiologie“ (s. d.). Sie ist die „Metaphysik der denkenden Natur“, eine apriorische Wissenschaft. Die „empirische“ Psychologie aber gehört (wie die „empirische Naturlehre“ überhaupt) zur „angewandten“ Philosophie, nicht zur Metaphysik wenn sie auch einstweilen noch „ein Plätzchen darin“ behalten kann, nur weil sie noch nicht so reich ist, daß sie allein ein Studium ausmachen kann, und nur so lange, bis dieser „Fremdling“ in einer „ausführlichen Anthropologie“ seine eigene Behausung wird beziehen können, KrV tr. Meth. 3. H. (I 697 f.—Rc 853 f.). Die empirische Psychologie ist „bloß Anthropologie des inneren Sinnes, d. i. Kenntnis unseres denkenden Selbst“ und bloß empirisch. Die rationale Psychologie ist gar keine Wissenschaft und ist bloß wegen der moralischen Teleologie notwendig, KU § 89 (II 333 f.). „Die Psychologie ist für menschliche Einsichten nichts mehr und kann auch nichts mehr werden als Anthropologie, d. i. als Kenntnis des Menschen nur auf die Bedingung eingeschränkt, sofern er sich als Gegenstand des inneren Sinnes kennt“, Fortschr. d. Metaph. 2. Abt. Auflösung der Aufgabe III (V 3, 140). Die „empirische Seelenlehre“ muß jederzeit von dem Range einer eigentlichen Naturwissenschaft (s. d.) entfernt bleiben, „weil Mathematik auf die Phänomene des inneren Sinnes und ihre Gesetze nicht anwendbar ist“ (etwa mit Ausnahme des „Gesetzes der Stetigkeit“ in dem Abflüsse der inneren Veränderungen). Nicht einmal als systematische Zergliederungskunst oder Experimentallehre kann sie der Chemie (s. d.) nahe kommen, „weil sich in ihr das Mannigfaltige der inneren Beobachtung nur durch bloße Gedankenteilung voneinander absondern, nicht aber abgesondert aufbehalten und beliebig wiederum verknüpfen, noch weniger aber ein anderes denkendes Subjekt sich unseren Versuchen, der Absicht angemessen, von uns unterwerfen läßt, und selbst die Beobachtung an sich schon den Zustand des beobachteten Gegenstandes alteriert und verstellt". „Sie kann daher niemals etwas mehr als eine historische und als solche, so viel möglich, systematische Naturlehre des inneren Sinnes, d. i. eine Naturbeschreibung der Seele, aber nicht Seelenwissenschaft, ja nicht einmal psychologische Experimentarlehre werden“, Anfangsgr. d. Naturw. Vorr. (VII 194). Vgl. Anthropologie.