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Physik

Physik. Die Physik hat, wie alle Naturwissenschaft (s. d.), apriorische Grundlagen. Die „rationale Physik“ ist der Teil der rationalen Physiologie (s. d.), der es mit der körperlichen Natur zu tun hat. Sie gehört zur „Metaphysik“ (s. d.) und ist eine Wissenschaft von der Natur gegebener Gegenstände aus apriorischen Prinzipien. Sie ist nicht identisch mit dem, was man „physica generalis“ nennt, die „mehr Mathematik als Philosophie der Natur“ ist, während die Metaphysik der Natur und somit auch die rationale Physik sich von der Mathematik gänzlich absondert, wenn auch die letztere für sie „ganz unentbehrlich“ ist, KrV tr. Meth. 3. H. (I 696—Rc 851 f.). „Die Begriffe vom vollen und leeren Raum, von Bewegung und bewegenden Kräften können und müssen in der rationalen Physik auf ihre Prinzipien a priori gebracht werden“, Fortschr. d. Metaph. 2. Abt. 1. Stadium (V 3, 114). Die „Physik“ im allgemeinsten Sinne ist „die Wissenschaft der Vernunfterkenntnis aller Gegenstände möglicher Erfahrung“, ibid. Beilage I. Einl. (V 3, 146). „Die Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft enthalten in sich eine Tendenz, d. i. eine Nötigung a priori zum Überschritt in die Physik, d. i. in ein System empirischer Sätze, dessen Form als subjektives Prinzip der Naturforschung jene Sätze der Materie nach, d. i. in Ansehung der bewegenden Kräfte, die sich a priori (als Anziehung und Abstoßung) dem Verstande als die einzig mögliche denken lassen, als Gegenstände der Erfahrung, dennoch a priori —“, Lose Bl. D 19; vgl. Kraft.

Die Physik will „ein System des Empirischen“. Dazu gehören Grundsätze a priori, welche nötig sind, um eine Erfahrung (s. d.) zu erzeugen. Nicht, was uns empirisch gegeben ist, sondern „was wir in die Sinnenvorstellung von Objekten hineinlegen“, macht den Übergang von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur Physik gesetzlich möglich. Physik ist „Naturkunde, insofern sie subjektiv alle bewegende Kräfte der Materie als zu einem Lehrsystem der Erfahrung gehörend vorstellig macht, in welchem das Materiale den Inbegriff dieser Kräfte, die Form aber die Verbindung dieses Mannigfaltigen zu einem absoluten Ganzen der Gegenstände der Erfahrung ausmacht“, Altpreuß. Mth. XIX. 257 ff. Es gibt „Prinzipien a priori der Naturforschung, welche nicht aus der Erfahrung, sondern für die Erfahrung“ in einem System der Kräfte ihrer Form nach in einem Ganzen vereinigt gedacht werden müssen. „Nicht aus der Erfahrung, sondern für die Möglichkeit der Erfahrung werden synthetische Sätze a priori vorangeschickt zum Behuf der Naturforschung als einem System der Grundsätze derselben in einem Aggregat der bewegenden Kräfte, die einen Inbegriff der Wahrnehmungen ..., dessen Form, das Prinzip ihrer Verbindung in einem Ganzen der Form nach, und so den Übergang von den Metaph. A. Gr. der NW. zur Physik ausmacht, zu welcher die Metaphysik der Naturwissenschaft (Mathematik und Physiologie) die unvermeidliche Tendenz hat.“ „Es ist der Übergang von einem empirischen Aggregat zu einem System, wozu die Form a priori gegeben ist“, ibid. 263 f. Dieser Übergang enthält oder ist „ein Prinzip der Möglichkeit der Physik als eines Systems empirischer Begriffe und Gesetze“ und ist der Abriß des Elementarsystems der bewegenden Kräfte der Materie als einer besonderen Naturwissenschaft, die immer im Fortschreiten, Beobachten und Aggregieren begriffen, aber nie vollendet ist, ibid. 267 f. Die Prinzipien des Überganges sind die Axiome (s. d.) der reinen Anschauung, Antizipationen (s. d.) der Wahrnehmung, Analogien (s. d.) der Erfahrung, Postulate (s. d.) des Denkens, ibid. 268 ff. Die Physik ist Erfahrungswissenschaft vom Inbegriff der bewegenden Kräfte der Materie, welche auch das Subjekt (den Menschen) und seine Organe affizieren, ibid. 271. Ohne System der Kräfte ist die Physik keine Wissenschaft. Sie ist „das Lehrsystem von dem All der bewegenden Kräfte der Materie“. Nur durch den Begriff eines Systems kann das Mannigfaltige der Natur aufgesucht und aufgefunden werden, ibid. 275 ff. „Physik ist die Wissenschaft der Prinzipien, die bewegende Kräfte der Natur zu einem System der Erfahrung zu verknüpfen“, ibid. 280. Die Physik ist „ein Lehrsystem der Wahrnehmungen ... in ihrer Verknüpfung nach einem Prinzip zur Möglichkeit der Erfahrung“, ibid. 434. „Nicht darin, daß das Subjekt vom Objekt empirisch (per receptivitatem) affiziert wird, besteht die Möglichkeit des Überganges von den metaph. A. Gr. der NW. zur Physik. Die Physik muß ihr Objekt selbst machen nach einem Prinzip der Möglichkeit der Erfahrung als einem System der Wahrnehmungen.“ „Denn Erfahrung kann nicht gegeben, sondern muß gemacht werden, und das Prinzip der Einheit derselben im Subjekt macht es möglich, daß auch empirische Data als Stoffe, wodurch das Subjekt sich selbst affiziert, in das System der Erfahrung eintreten und als bewegende Kräfte im Natursystem aufgezählt und klassifiziert werden können“, ibid. 458; gl. 461. „Physik ist das System der Wahrnehmungen aus den die Sinne affizierenden Kräften der Materie, insofern sie das Subjekt nach einem Prinzip der Möglichkeit der Erfahrung.... modifizieren, welche Erfahrung ein Werk des Verstandes ist, der dieser nach einem Gesetze a priori die Form a priori gibt“, ibid. 463. Vgl. N 1 ff. Vgl. Bewegungslehre, Bewegung, Kraft, Materie, Natur, Masse, Äther, Körper, Hyperphysisch.