Rückkehr. (Redende Künste) Wir wollen diesen Namen einem Kunstgrif geben, wodurch Redner oder Dichter die Zuhörer plötzlich auf eine Reihe vorhergegangener Vorstellungen zurückführen, um alle ihre Kräfte jetzt zu einer einzigen Wirkung zu vereinigen. Um uns die Bestimmung dieses Begriffes zu erleichtern, wollen wir ohne weitere Erklärung Beispiele der Rückkehr geben. Das erste nehmen wir aus des Euripides Hekuba. Polymestor ein ehemaliger Freund dieser Königin, hat die schändlichste aller Taten begangen, indem er den, ihm zur Sicherheit anvertrauten Sohn der Hekuba, aus der ärgsten Niederträchtigkeit umgebracht hat. Diese Tat erweckt die Rachgierd der Königin; aber jetzt ist sie eine Gefangene, nichts mehr als eine Magd des Agamemnons, des Zerstörers ihres ganzen Hauses und der glänzenden Glückselig keit, die sie kürzlich genossen hat. Einen solchen Mann hat Hekuba zur Ausübung ihrer Rache nötig; sie überwindet sich, einem solchen Feind freundschaftlich zu begegnen. Dieses macht einen vollkommenen Kontrast. Damit der Leser ihn in der Hize nicht unbemerkt lasse und damit diese beide einander entgegenstehende Wirkungen, der Hass des ehemaligen Freundes und das Zutrauen zu dem verwünschtesten Feind, mit einem Blick an dieselbe Ursache können geheftet werden, lässt der Dichter durch den Chor, dasjenige bewirken, was wir die Rückkehr nennen. »Wunderbar, sagt er, spielt das Schikcksal mit den Menschen, höchst seltsam wird die Not zum Gesetz. Aus den ärgsten Feinden macht sie Freunde und Feinde aus denen, die sich liebten.«1 Diese Reflexion bringt uns eine Reihe vorhergegangener Vorstellungen auf einmal und gerade zu der Zeit, wieder vor die Stirn, da sie zusammengenommen, die größte Wirkung tun sollen.
In eben diesem Trauerspiel ist eine sehr schöne Rückkehr ebenfalls durch ein Wort des Chors bewirkt. Nachdem viel sehr traurige Dinge nach und nach vorgestellt worden, sagt der Chor. Dies alles haben die schönen Augen der Helena getan!
Die Wichtigkeit der Rückkehr fällt gleich in die Augen. Denn da sie viel Einzelnes schnell vereinigt, so wirkt alles auf einmal und eben dadurch werden Empfindungen, Leidenschaften und Bewunderung erweckt.
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1 Eurip. Hecuba. vs. 864. f.f.