Onkel Salomon


Onkel Salomon. Bei der Heine-Feier der »Konkordia« ist der Vertreter der 'Wiener Allgemeinen Zeitung' lobsüchtig geworden. Sein Bericht lautet: » ... Zuerst kam ein Prolog von Ludwig Hevesi, der ja wirklich auch zu den großen Dichtern gehört. Er hat wieder einen seiner köstlichen Aufsätze geschrieben, die man mit Goldbuchstaben und künstlichen Miniaturen auf unvergänglichem Pergament oder auf ehernen Tafeln festhalten sollte, von denen jeder einzelne ein unvergeßliches, künstlerisches Erlebnis ist, in denen alle Künste, Poesie, Malerei, Plastik und die Kunst der Architektur, verschmolzen sind zu dem edelsten Erz der Sprache. Jedes seiner Worte war eine Welt, jeder Satz ein Epigramm, jeder Absatz eine Geschichte der Literatur, der Kunst oder der Kultur überhaupt, und mehr als das. Und trotz der Tiefe seiner Philosophie schreitet seine Sprache leicht dahin wie eine Tänzerin. Ein ästhetischer Genuß von höchstem Reiz war es, zu sehen, wie die große, vielgewaltige Natur Heines sich in dem vielgewandten, stilgewaltigen Hevesi spiegelt: es glänzt, es blitzt von Geist und die Reflexe leuchten in die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen.«

 

 

Nr. 199, VII. Jahr

23. März 1906


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