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III. [Die Höhenunterschiede der Arbeit als Quantitätsunterschiede]

 

Die gleiche Reduktion kann auch in objektiver Wendung erfolgen. Die Höherwertung des Arbeitsergebnisses bei gleicher subjektiver Anstrengung, findet nicht nur als Erfolg eines persönlichen Talentes statt; sondern es gibt bestimmte Kategorien von Arbeiten, die von vornherein einen höheren Wert als andere repräsentieren, so daß die einzelne Leistung innerhalb jener weder größere Mühe noch größere Begabung als die innerhalb anderer zu enthalten braucht, um dennoch einen höheren Rang einzunehmen. Wir wissen sehr wohl, daß unzählige Arbeiten in den »höheren Berufen« an das Subjekt keinerlei höhere Ansprüche stellen, als solche, in den »niederen«; daß die Arbeiter in Bergwerken und Fabriken oft eine Umsicht, Entsagungsfähigkeit, Todesverachtung besitzen müssen, die den subjektiven Wert ihrer Leistung weit über den vieler Beamten- oder Gelehrtenberufe erhebt; daß die Leistung eines Akrobaten oder Jongleurs genau dieselbe Geduld, Geschicklichkeit und Begabung fordert, wie die manches Klaviervirtuosen, der seine manuelle Fertigkeit durch keinen Beisatz seelischer Vertiefung adelt. Und doch pflegt nicht nur die eine Kategorie von Arbeiten der anderen gegenüber tatsächlich viel höher entlohnt zu werden, sondern auch ein sozial vorurteilsloses Schätzungsgefühl wird in vielen Fällen denselben Weg gehen. Bei vollem Bewußtsein der gleichen oder höheren subjektiven Arbeit, die das eine Produkt erfordert, wird man dem anderen dennoch einen höheren Rang und Wert zusprechen, so daß es hier wenigstens scheint, als ob andere Momente als die des Arbeitsmaßes seine Schätzung bestimmten. Doch ist dieser Schein nicht unüberwindlich. Man kann nämlich die Arbeitsleistungen höherer Kulturen in eine Stufenreihe von dem Gesichtspunkt aus einstellen, welches Quantum Arbeit bereits in den objektiven, technischen Vorbedingungen aufgehäuft ist, auf Grund deren die einzelne Arbeit überhaupt möglich ist. Damit es überhaupt höhere Stellungen in einer Beamtenhierarchie gebe, muß erstens eine unübersehbare Arbeit in der Verwaltung und der allgemeinen Kultur bereits geleistet sein, deren Geist und Ergebnis sich zu der Möglichkeit und Notwendigkeit solcher Stellungen verdichtet; und zweitens setzt jede einzelne Tätigkeit höherer Funktionäre die Vorarbeit vieler subalterner voraus, die sich in ihr konzentrieren; so daß die Qualität solcher Arbeit wirklich nur durch ein sehr hohes Quantum schon vollbrachter und in sie eingehender Arbeit zustande kommt. Ja, gegenüber der »unqualifizierten« beruht alle qualifizierte Arbeit als solche keineswegs nur auf der höheren Ausbildung des Arbeiters, sondern ebenso auch auf der höheren und komplizierteren Struktur der objektiven Arbeitsbedingungen, des Materials und der historisch-technischen Organisation. Damit auch der mittelmäßigste Klavierspieler möglich sei, bedarf es einer so alten und breiten Tradition, eines so unübersehbaren überindividuellen Bestandes technischer und artistischer Arbeitsprodukte, daß allerdings diese in ihr gesammelten Schätze seine Arbeit weit über die vielleicht subjektiv viel erheblichere des Seiltänzers oder Taschenspielers erheben. Und so im allgemeinen: was wir als die höheren Leistungen schätzen, nur nach der Kategorie des Berufes und ohne daß personale Momente ihre Höhe bewirkten, das sind diejenigen, die in dem Aufbau der Kultur die relativ abschließenden, am meisten von langer Hand vorbereiteten sind, die ein Maximum von Arbeit Vor- und Mitlebender als ihre technische Bedingung in sich aufnehmen - so ungerecht es auch sei, aus diesem, durch ganz überpersönliche Ursachen entstandenen Wert der objektiven Arbeitsleistung eine besonders hohe Entlohnung öder Schätzung für den zufälligen Träger derselben herzuleiten. Auch wird dieser Maßstab selbstverständlich nicht genau innegehalten. Wertungen von Leistungen und Produkten, die durch ihn begründet sind, werden auf andere, dieses Rechtsgrundes entbehrende, übertragen: sei es wegen äußerlich- formeller Ähnlichkeit, sei es wegen historischer Verknüpfung mit jenen, sei es, weil die Inhaber der betreffenden Berufe eine aus anderer Quelle fließende, soziale Macht zur Steigerung ihrer Schätzung benutzen. Ohne solche, aus der Komplikation des historischen Lebens folgende Zufälligkeiten abzurechnen, läßt sich aber überhaupt kein einziger prinzipieller Zusammenhang in sozialen Dingen behaupten. Im großen und ganzen kann, wie mir scheint, die Deutung aufrechterhalten werden: daß die verschiedene Wertung der Leistungsqualitäten, bei Gleichheit der subjektiven Arbeitsmühe, dennoch der Verschiedenheit der Arbeitsquanten entspricht, die in vermittelter Form in den betreffenden Leistungen enthalten sind. So erst wäre der Gewinn für die theoretische Vereinheitlichung der ökonomischen Werte, auf den die Arbeitstheorie ausging, in vorläufige Sicherheit gebracht.

 


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