951. Leichtfertig¹⁾. Lose²⁾.
Leichtfertig s. Art. 949. Lose (von mhd. lôs, frei, befreit, ungebunden, mit Verliesen, verlieren, verderben verwandt, sowie mit gr. lyô, befreien, und lat. solvo, lösen) bezeichnet die Ausgelassenheit und Ungebundenheit, die sich in übermütigen, doch mehr harmlosen Überschreitungen der gesellschaftlichen Ordnung, in Neckereien und Streichen aller Art kundgibt, z. B. ein loser Spötter, ein loses Mädchen, ein loser Vogel usw. In vielen Fällen bezeichnet es sogar eine neckende Lustigkeit, die sich völlig in den Grenzen des Erlaubten hält, und das Wort wird deshalb auch liebkosend gebraucht, ähnlich wie: Schelm, schelmisch, z. B. „Und an diesem Zauberfädchen, | das sich nicht zerreißen läßt, | hält das liebe, lose Mädchen | mich so wider Willen fest.“ Goethe, Neue Liebe, neues Leben. Zuweilen jedoch zeigt lose sittliche Ungebundenheit an und hat dann einen weniger harmlosen Sinn, z. B. lose Bubenstreiche, eine lose Zunge (oder ein loses Maul), loses Gesindel usw. Von leichtfertig unterscheidet es sich erstens dadurch, daß es die Ungebundenheit als solche bezeichnet, während leichtfertig immer eine Charaktereigenschaft ausdrückt, und zweitens dadurch, daß es, namentlich im üblen Sinne, den Nebenbegriff des Listigen und Schlauen hat. Außerdem enthält leichtfertig einen stärkeren Tadel, als lose.