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Dezember 1912

Herbstzeitlose

oder

Die Heimkehr der Sieger

Vorwort

Hier führt die ganze ungeheuere Schmach der Balkankriegs-Berichterstattung ihren Dialog. Wie in »Harakiri und Feuilleton« ist der Jargon vielleicht nicht die realistische Nachbildung der äußern, wohl aber der innern Sprechart der Berufsträger. Zwanglos, wie von selbst, prädestiniert für diese Umformung, betten sich die scheinbar hochdeutschen Zitate in die Litanei des unseligsten Geistesjammers. Die Handlung entwickelt wieder, unter Verzicht auf jede äußere Begebenheit, das ruchlose Weltbild der Personen auf dem rein assoziativen Weg der Redensarten, die sie einander zuwerfen und abfangen, und das dramatische Ereignis ist nichts weiter als das fingierte Leben, das sich zwischen diesen Geschöpfen abspielen muß, sobald die Phrase einen Inhalt bekommt. Dieser Inhalt ist die vermessene Gleichstellung und Angleichung von Weltglaube und »Blattgefühl«, der Sieg des Ungeistes über die Realität, den in einem verrotteten Staatsleben das Machtbewußtsein des Journalismus längst errungen hat und den es am deutlichsten in den Tagen beweist, wo wirklich der Bericht das Ereignis zur Folge hat. Wie in »Harakiri und Feuilleton« ist der Autor nicht dafür verantwortlich, daß die Realität es mit den Namen so gut getroffen hat, daß Typen genau so heißen können wie Individuen.

Vgl.: Die Fackel, Nr. 366/367, XIV. Jahr
Wien, 11. Januar 1913.