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Annexion

Annexion ein aus der französischen Diplomatensprache übernommener Ausdruck für die gewaltsame Einverleibung eines fremden Gebiets in den eigenen Staatenverband. Das Schlagwort mit diesem Inhalt wurde von Napoleon III. etwa um 1860, als die Annexion Sardiniens durch Frankreich erfolgte, in Umlauf gesetzt. Vgl. Sanders, Fremdw. 1, 62, der aus Treitschke belegt: „Napoleon III. hat sein berufenes Wort Annexion dem amerikanischen annexation nachgebildet.“ Der Ausdruck spielt alsbald im Kladd. 1860 eine vielseitige Rolle. Siehe S. 29 (am 19. Februar) „Annexion beider Lippen an Preußen“ oder S. 63 im Hinblick auf eine Anzeige, dass eine Geldsumme auf gesetzlich ausgezeichnete Weise gestohlen worden sei, die bissige Bemerkung: „Indem wir dem Fürstlich Reuß=Pl. Kriminalgericht für den neuesten, von ihm so geistreich erfundenen Euphemismus für „Annexion“ danken, ermangeln wir nicht, denselben allen Untertanen des Empire-la-paix und solchen, die es werden wollen, zu geeignetem Gebrauch unentgeltlich zu überlassen.“ Ebenso wird S. 30 und 57 der König Viktor Emanuel witzig als „Annexander der Große“ tituliert.

Mit neuer Lebhaftigkeit ertönte das Schlagwort dann 1866, aber auch 1870/71 und ging eine Fülle von Ableitungen und Zusammensetzungen ein, wie Annexionspolitik, Annexionswut usw. Darüber belehrt Sanders, Fremdw. a. a. D.