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Arbeitende Klassen

Arbeitende Klassen, eine ältere Wendung für die Lohnarbeiter, die seit den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Frankreich, Deutschland und England mit steigender Lebhaftigkeit zum sozialen Schlagwort ausgemünzt wird. Vgl. Buret, la misère des classes laborieuses (1840), Alex. Baron v. Bülow in den Grenzboten 1842, 566: „In diesem Wechsel von Sieg und Niederlage bewegen sich heutzutage die Industrie und die arbeitenden Klassen.“ Desgl. Friedrich Engels, die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845), mit der Zuschrift an the working classes im Vorwort.

Im Deutschen beschäftigte das Stichwort zumal seit dem Jahre 1844 die Gemüter aufs angelegentlichste. Denn da wurden in verschiedenen Städten „Lokalvereine für das Wohl der arbeitenden Klassen“ ins Leben gerufen und deren Bestrebungen lebhaft diskutiert. Siehe Grenzb. 1844, 2. Sem. 2, 509: „Die Vereine für das Wohl der arbeitenden Klassen bilden jetzt den Mittelpunkt vieler Unterhaltungen, einerseits um ihrer selbst willen, da man vielfach von dem Ernst der Erscheinungen und Konflikte in den untersten Schichten der bürgerlichen Gesellschaft daran gemahnt wird, etwas mit Verstand zu tun, bevor es gewaltsam und ohne Verstand geschehe.“ Vgl. auch Grenzb. 1845, 1. Sem. 1, 44 und 182, ferner Gutzkow 12, 464 (1846), der übrigens schon 12, 277 und 291 (1842) von den herzzerreißenden, aber wahren Schilderungen berichtet, die der deutsche Kommunist Weitling von dem „Elend und der Entwürdigung der arbeitenden Klassen“ entwirft. Hierzu noch Treitschke, Deutsche Geschichte 5, 510 ff.

Der Ausdruck selbst ist bereits dem 18. Jahrhundert geläufig. Wieland 19, 186 (1772) schreibt: Diese und hundert andere Artikel von gleichem Schlage vermehrten die sogenannten Staatsbedürfnisse auf eine so ungeheure Art, dass, ungeachtet die Abgaben, womit das Volk nach und nach unter allen nur ersinnlichen Titeln belastet worden war, den arbeitenden Klassen zu ihrem notdürftigen Auskommen kaum das Unentbehrlichste übrig ließen, die Zinsen der Staatsschulden zuletzt beinahe die ganze Summe der Einkünfte aufzehrten.“

Belege aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bieten Gombert, ZfdW. 3, 163, und Morgenblatt 1834, 1107 z. B.: „So ziehen die Garçons aus den Kaffeehäusern die Hüte vor einander ab, und dasselbe gilt sogar von den niedrigsten arbeitenden Klassen.“