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Attentäter

Attentäter kam nach dem vom Bürgermeister Tschech am 26. Juli 1844 unternommenen Mordversuch gegen König Friedrich Wilhelm IV. zuerst in Berlin auf, und zwar als ironische Neubildung eines sogenannten Volksliedes im Ulkstil. Siehe Hildebrand, Vom d. Sprachunt. S. 133 f., und Meyer S. 55, der auch das Verbum attentaten beibringt. Das eigenartige Schlagwort Attentäter gewinnt seit den vierziger Jahren schnell an Boden, zumal die Zahl dieser politischen Verbrecher ganz erschreckend zunahm. Andresen charakterisiert übrigens den Ausdruck S. 382 als „eine sehr kühne, ja regellose und an sich fehlerhafte, aber wirklich treffende und sehr glückliche Bildung .., bei der der Gedanke an „Täter“ sich unwillkürlich aufdrängt.“

Zugrunde liegt natürlich das aus dem Französischen stammende Attentat, das nach Kluge, Etym. Wb. S. 22 in Fremdwörterbüchern seit 1695 verzeichnet wird, aber schon in Zeitungen während des dreißigjährigen Krieges sich findet und von Kehrein S. 58 aus Schiller und Herder belegt wird. Ursprünglich ist dieses Wort ein juristischer Ausdruck und bedeutet Antastung, d. h. einen strafbaren Eingriff oder Angriff. Seit den Mordanschlägen aus Ludwig Philipp wurde Attentat dann in dem modernen Sinne auch in Deutschland üblich und nicht selten sogar in der gedankenlosen Zusammensetzung Attentatsversuch gebraucht.

Von scherzhaften Weiterbildungen notiert Sanders 1, 54 sonst noch beattentaten (Glasbrenner). Vgl. außerdem Goltz, D. Kleinstädter in Ägypten (1853) S. 308 „ein .. attentäterndes „Gesellen-point d’honneur"“; ferner: Goltz, Typen d. Ges. (1860) 1, 48 „Attentäterei auf Tränendrüsen“, S. 102 „attentäterische Lebhaftigkeit“ und 2, 151 „attentäterische Liebenswürdigkeit“.