Aufklärung
„Aufklärung** ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstands ohne Leitung eines anderen zu bedienen .. Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ So beantwortete Kant 1784 in dem berühmten Aufsatz: „Was ist Aufklärung?“ (Berlinische Monatsschrift 4, 481) gleich zu Anfang die von dem Prediger Zöllner ebenda 2, 516 aufgeworfene Frage. In der Tat fand in diesem Ausdruck das Streben nach religiöser, geistiger und politischer Befreiung, das die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts beseelte, seinen bleibenden Ausdruck.
Als Schlagwort tritt der wohlvorbereitete Ausdruck (vgl. Gombert ZfdW. 2, 59 f. und Reichel, S. 8) erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts auf und gewinnt in diesem Sinne eine ungeheuere Verbreitung.
Sogar Adelung 1, 451 (1774) bucht ihn und Wieland 35, 320 (1776) sieht sich schon zu dem Ausspruch veranlaßt: „An Aufklärung der Zeit Anteil gehabt zu haben, wird vielleicht dermalen von Manchem als ein ziemlich zweideutiges Verdienst angesehen. Man hat so lang und viel an der Aufklärung der unsrigen gearbeitet, dass Männer von Einsicht endlich auf den Gedanken gekommen sind, es sei der Sache zu viel getan worden.“
Gleichwohl betont Moses Mendelssohn noch 1784 in der Berlinischen Monatsschrift 4, 193: „Die Worte Aufklärung, Kultur, Bildung sind noch neue Ankömmlinge. Sie gehören vor der Hand bloß zur Büchersprache. Der gemeine Haufen versteht sie kaum.“ Die Gebildeten jedenfalls begannen aber des Schlagwortes Aufklärung schon herzlich überdrüssig zu werden. Gombert zitiert ZfdW. 3, 164 aus dem Deutschen Merkur 1785, 108: „Das Wort Aufklärung fängt jetzt allmählich an, so wie die Wörter Genie, Kraft, gutes Herz, Empfindsamkeit und andere in üblen Ruf zu kommen.“ Verwandte Urteile verzeichnet auch Feldmann ZfdW. 6, 106 von Schubart und J. G. Schlosser, bei dem sich die Bildung Aufklärungssucht (1788) nachweisen läßt. Auch Lavater 1, 267 (1789) mißbilligt „das Prahlen von Aufklärung, Vernunft, Freiheit, Krücken entbehren.“
Daher konnten Verspottungen, wie Aufklärerei (siehe DWb.) usw. oder gar das verächtliche, von Heinrich Leo mit Anklang an Kehricht gebildete Aufkläricht bzw. Auskläricht nicht ausbleiben. Vgl. Büchmann S. 642 und meine Angabe ZfdW. 5, 107.