Pierino Buonacorsi, Perino del Vaga

Buonacorsi, Pierino, genannt Perino del Vaga, berühmter Maler, geb. 1500 zu Florenz, erlernte die Anfangsgründe der Kunst bei einem mittelmäßigen Maler, Andrea de' Ceri, ging hierauf in die Schule des Ridolfo Ghirlandajo, in der er bedeutende Fortschritte machte, und begab sich später mit dem florentinischen Maler Vaga, der ihn als Gehülfe annahm und von dem er den Beinamen Perino del Vaga erhielt, nach Rom, wo er von Raphael unter seine Schüler aufgenommen wurde und mit Giovanni da Udine in den Logen des Vatikans nach des Meisters Zeichnungen Stuckaturarbeiten, Grottesken (gest. v. Santo Bartoli), die (nunmehr zu Grund gegangenen) Bilder aus der heil. Schrift in Bronzefarbe unter den Fenstern und drei Darstellungen aus dem neuen Testament ausführte. Gemeinschaftlich mit Giovanni da Udine übernahm er auch die Ausschmückung des Saals dell' appartamento Borgia im Vatikan. Er verzierte ihn mit den Bildern der Planeten (wahrscheinlich nach den Zeichnungen Raphael's), mit Stuckaturen, Grottesken und Ornamenten. Da er sich durch diese Arbeiten großen Ruf erwarb, wurde er mit Bestellungen überhäuft. So schmückte er viele Häuser, Säle, Loggien, Höfe und Gärten mit mythologischen Darstellungen, Szenen aus der römischen Geschichte und Poesie, ebenso mehrere Kirchen und Kapellen mit Fresken aus der biblischen Geschichte. In der Kirche Santa Minerva malte er: eine Kreuzabnahme; in San Marcello: verschiedene Heiligen, von trefflichen Kindergruppen umgeben, und die Erschaffung der Eva; in Santa Trinita dei Monti: Propheten und Szenen aus dem Leben der Maria. Nach der Plünderung Roms (1527), wobei Pierino zum Gefangenen gemacht worden war, begab er sich nach Genua, wo ihm die ganze Dekoration des Palastes Doria übertragen wurde, die er in ähnlicher Weise durchführte, wie Giulio Romano die der mantuanischen Paläste. Er übernahm sowohl die äußere Verzierung in Marmorbildern, wie die innere mit Stuckaturen, Vergoldungen, Grottesken, Ornamenten und insbesondere mit Gemälden. In diesen stellte er die Helden des Hauses Doria, Szenen aus der Mythologie, aus der römischen Geschichte und Poesie, Kinderscherze u. s. w. dar, Bilder, die in ihren schönsten Stellen an die ungemeine Lieblichkeit und Heiterkeit der Farnesina erinnern und auf die Umwandlung der altern genuesischen Malerschule nach römischem Vorbild außerordentlich großen Einfluss ausübten. Außerdem führte er noch mehrere andere Bilder und Dekorationen in Genua aus, malte dann für den Dom in Pisa einige Kinderengel in Fresko und eine Madonna mit mehreren Heiligen, die er aber unvollendet verließ (sie wurde von Sogliani vollendet und ist heute noch eine Zierde des Doms) und eilte nach Rom, wo er bald entsprechende Arbeiten erhielt und dann eine ungeheure Tätigkeit entfaltete. Er malte in einer Kapelle in Santa Trinita Bilder aus der biblischen Geschichte an die Wände, verzierte die Sockel der Säle, in welchen Raphael die Schule von Athen, die Disputa und den Parnass dargestellt hatte, mit kleinen Bildern in Bronzefarbe, die auf jene Darstellungen der Philosophie, Theologie und Poesie Bezug hatten; dekorierte die Decke und Wände der Sala regia im Vatikan mit Stuckaturen; schmückte das frühere Tabernakel in der Peterskirche mit Fresken u.s.w.; auch fertigte er eine Menge Zeichnungen zu Thronhimmeln, Teppichen, Tapeten, Rahmen, Stickereien u.s w. Doch tragen alle diese Werke seiner späteren Zeit, wo er mehr nach Geld als nach Ehre strebte und die er meistens, wie die Fresken in einigen Sälen und größeren Zimmern des Kastei S. Angelo, durch seine Schüler ausführen ließ, ein durchaus manieristisches Gepräge. Durch die Mühen seines Berufs und durch Unregelmäßigkeit im Leben und Lieben zerstörte Buonacorsi seine Gesundheit. Er bekam die Schwindsucht und starb 1547 in seinem 47. Jahre. — Seine besten Schüler waren: Luzio Romano, Lazzaro und Pantaleo Calvi, Girolamo Siciolante da Sermoneta und Marcello Venusti. — Perino del Vaga besaß eine ungemein leichte und reiche Produktionsgabe und seine besten Werke nähern sich mit größerem oder geringerem Glück dem Raphael'schen Stil, ohne übrigens diesen Meister im Geist der Komposition, in der Anmut, oder im Ausdruck zu erreichen. Doch gehört er jedenfalls nebst Giulio Romano, dessen Richtung auf antike Gegenstände er teilte, zu den besten Schülern Raphael's und bleibt, sogar diesem näher in Darstellungen, wo eine dekorative Abgrenzung und Einteilung seine Gestalten und Szenen vor der Formlosigkeit behütet. Später werden seine Bilder auffallend manieriert, ja aus seiner großen Werkstätte zu Rom, im letzten Jahrzehnt seines Lebens, ging nur Handwerksmäßiges hervor. In der Zeichnung des Nackten richtete er sich nach Michelangelo, doch liefen im Feuer der Erfindung starke Verzeichnungen mitunter; sein Kolorit ist glühend, aber bräunlich und hat dunkle und undurchsichtige Schatten.

Außer den angeführten Bildern bewahrt das Museum in Berlin: einen Johannes, den Täufer, und den zu Athen predigenden Paulus, welche ihm zugeschrieben werden. Die Dresdner Galerie besitzt eine Maria mit dem Kinde von ihm. In der Pinakothek zu München sieht man: einen Apoll unter den Musen, ein Bild mit kleinen Figuren, und im Louvre zu Paris: den Wettgesang der Musen und Pieriden. Auch in England sind einige Bilder von Buonacorsi. Die Bildersammlung in Castle Howard besitzt eine heil. Familie von ihm und die Gemäldesammlung zu Alhhorp das vortreffliche Porträt des Kardinals Polo. In den Studj zu Neapel und in der Galerie des Prinzen von Salerno ebendaselbst befindet sich je eine heil. Familie; im Pal. Borghese zu Rom sieht man eine Madonna, im Pal. Doria Pamfili daselbst eine Galathea.


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