Liebhaber. (Schauspielkunst) Die Person, welche im Schauspiel die Role eines Verliebten hat. Wenn die Gesellschaft der Schauspieler vollkommen sein soll, so müssen Liebhaber von mehr als einer Art darin sein. Denn die komische Liebe erfordert eine ganz andre Vorstellung als die ernsthafte.1 Die Role der Liebhaber ist gewiss nicht die Leichteste. Die ernsthafte und edle Liebe erfordert notwendig eine edle, angenehme Figur, ein gefälliges und zärtliches Wesen. Das beste Stück kann durch eine schlechte Figur oder durch schlechte Manieren so verdorben werden, dass das Ernsthafte possierlich und das Zärtliche abgeschmackt wird; wovon leider die Beispiele auf der deutschen Bühne nicht sehr selten sind. Wer kann Anteil an der Liebe eines Frauenzimmers nehmen, die einem Geken oder doch ungeschickten und gar nicht liebenswürdigen Menschen, ihre Zärtlichkeit gibt? Und wie lächerlich werden nicht die Seufzer eines Liebhabers, wenn die Geliebte eine Dulcinea ist?
Der Schauspieler muss die äußerste Sorgfalt anwenden, die Personen der Liebhaber gut zu wählen. Aber bei der schlechten Aufmunterung, die die deutsche Schaubühne bis hierher erfahren hat, ist nicht zu erwarten, dass auch der verständigste und uneigennützigste Vorsteher der Bühne allemal solche Leute finde, die diesen Rolen eine Genüge leisten.
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1 S. Liebe.