Lombardische Schule

Lombardische Schule. (Zeichnende Künste) Sie wird auch die Bolognesische genannt, weil sie in Bologna ihren Hauptsitz gehabt.1 Man kann behaupten, dass diese Schule keiner anderen nachsteht, wo sie nicht gar, die Kunst in ihrem ganzen Umfange genommen, alle anderen übertrifft. Die Römische Schule, die älter als die Lombardische ist, hatte einen großen Geschmack und eine erhabene Zeichnung in die Kunst eingeführt. Aber außer dem großen Raphael hatte sie bloße Nachahmer dieses unsterblichen Meisters, welcher selbst nicht alle Teile der Kunst in einem gleich hohen Grad besessen hat.

 Die Carrache, welche diese Schule gestiftet haben, (wo man nicht gar, wie einige wollen, den großen Corregio für den ersten Meister derselben halten soll) brachten alle Teile der Kunst nahe an den höchsten Gipfel. Nachdem sie mit ungemeinem Fleis das Antike studiert hatten, kamen sie wieder auf die Natur zurücke, welche sie mit Augen, die das Altertum geschärft hatte, betrachteten. Ihre Werke werden auf immer die Lust der wahren Kenner bleiben.

 In den besten Arbeiten dieser Schule herrscht eine Wahrheit, die sogleich rührt und täuschet. Hanibal Carrache nach seinen besten Werken beurteilt, wird weder in der Zeichnung noch in großen und wohlausgedruckten Charakteren von jemand übertroffen. Sein Pensel muss nur des Corregio seinem allein weichen. Fast eben so groß war Ludwig Carrache, aber seine Farbe hat etwas trauriges und sein Pensel eine etwas schwere Manier.

 Aus der Schule der Carrache sind unter anderen zwei große Maler gekommen: Domeniquino dessen vortreffliche und nette Zeichnung nebst der edlen Einfalt und Schönheit der Charaktere oder Gesichter, der Stellungen und Kleidungen, zu bewundern sind; seine Gemälde sind sehr ausgearbeitet, ohne mühesam oder übertrieben zu sein, – und Guido Reni in dessen besten Stücken alle Teile der Kunst nahe an die Vollkommenheit grenzen.

 

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1 S. Fl. le Comte T. Il. p. 1. 44. f. f.


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Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
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