Licht und Schatten

Licht und Schatten. (Zeichnende Künste) So oft ein eingeschränktes Licht auf dunkle Körper fällt, entstehen auch Schatten: so dass Licht und Schatten in einer unzertrennlichen Verbindung stehen; besonders weil allemal die Stärke in beiden nach einerlei Graden ab und zunimmt. Darum wird in der Malerei der Ausdruck, Licht und Schatten, wie ein einziges Wort angesehen, wodurch man die unzertrennliche Verbindung dieser beiden Erscheinungen anzeigt. Durch eine genaue aus der Form der erleuchteten körperlichen Gegenstände entspringende Vermischung des Lichts und Schattens an herausstehenden und vertieften Stellen wird vieles von der wahren Gestalt derselben dem Auge sichtbar, welches ohne Schatten nicht könnte bemerkt werden. So kommt der Mond, wegen Mangel der aus seiner Rundung entstehenden Vermischung des Lichts und Schattens, uns nicht, wie er wirklich ist als eine Kugel, sondern bloß als ein flacher Teller vor.

 Deswegen ist die genaue Kenntnis des durch die Form der Körper, bei gegebener Erleuchtung veränderten Lichts und Schattens, ein Hauptstück der Wissenschaft des Malers. Es hängt aber von völlig bestimmten geometrischen und optischen Regeln ab, welche auch gemeiniglich, wie wohl nicht in der erforderlichen Ausführlichkeit in den Anleitungen zur Perspektive vorgetragen werden. Von der richtigen Beobachtung des Lichts und Schattens hängt ein großer Teil, sowohl der Wahrheit als der Annehmlichkeit des Gemäldes ab; aber dieses allein erfüllet, wie der Herr von Hagedorn gründlich bemerkt hat, das, was der Maler in Absicht auf das Hell und Dunkele zu beobachten hat, noch nicht ganz.1

 

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1 Betracht. über die Malerei S. 637. Man sehe auch den Art Helldunkel.

 


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Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
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