Warum unmöglich? Nichts ist unmöglich
Budapest, 10. Jänner. Wie ›Az Est‹ aus Wien erfährt, soll der Zarenhof drei berühmten Wiener Professoren die Deskription der Krankheit des russischen Thronfolgers eingesendet und nun ein Gutachten erbeten haben. Von den drei Professoren sollen zwei erklärt haben, es sei ihnen unmöglich, ein Gutachten auf Grund von derartigen Krankheitsbeschreibungen abzugeben.
Und der Dritte, ach der Dritte, stand daneben uhund blieb stumm. Ihm mußt' ich den Apfel geben — Kalchas, duhu weißt wohol warum ... Evoe, um zu gefallen einem feschen Zeitungsmann — Evoe, wenden die Ärzte oft die seltsamsten Mittel an ... Und ordinieren brieflich. Warum soll also der Zar nicht geglaubt haben, dass es gehen wird? Sollen sie denn nach Petersburg, wo sie bezahlt werden, nichts einsenden können, wenn sie in Wien der Redaktion die Wahrheit über den russischen Thronfolger sagen? Der Zar hatte wahrscheinlich in der Neuen Freien Presse gelesen, was die Wiener Fakultät über seinen Sohn denke. Gut, dachte er, machen mrs ihnen leichter, schicken mr ihnen die Deskription! Wenn sie über telephonisches Ersuchen des Schapsls Diagnosen stellen und Gutachten abgeben, so wirds doch am Ende auch der Vater, der Zar erreichen. Aber da wurden zwei von ihnen — jetzt kommt ein Wort, das vielleicht tödlicher ist, als die Krankheit des Zarensohns — hopetatschig und beriefen sich auf die Ehre der Wissenschaft, Pardon, sagte der Zar, ich hab ja die Herren nicht beleidigen wollen, ich hab nur geglaubt —. Und ahnte nicht, dass Rußland weit und Herr Benedikt groß ist. Ferner hat man bei Verweigerung einer Ferndiagnose Aussicht, an den Hof berufen zu werden, während in Wien selbst eine Berufung in die Nachtredaktion nichts trägt. Ob die zwei sich verspekuliert haben, weiß man nicht. Der Dritte, der daneben stand und stumm blieb, wird wohl so schlau gewesen sein, mit sich reden, mit sich korrespondieren zu lassen.
Februar, 1913.