Wie Österreich aussieht


hat kürzlich ein Blick auf die Vorderfront eines Abendblattes gezeigt. Links macht bereits der italienische Botschafter dem Minister des Äußern seinen Dankbesuch, weil der Minister des Äußeren so entgegenkommend war, den Statthalter von Triest zu desavouieren, der so objektiv war, die italienischen Beamten im Zeitpunkt der Ehrungen eines italienischen Generals hinauszuwerfen. Rechts behauptet noch der Statthalter von Triest seine Selbständigkeit, indem er sich der Neuen Freien Presse ergibt. Unwahrscheinlicheres hat sich selten begeben. Der Statthalter von Triest, dessen Entfernung der korrupteste Journalist der Gegenwart belfernd verlangt, beeilt sich, diesem Rede und Antwort zu stehen, und nur durch einen Zufall gelangt die Antwort erst in dem Augenblick an ihre anrüchige Adresse, da die Tat, die es vor Herrn Benedikt zu verantworten gilt, bereits aus der Welt geschafft ist. Der aber übt keine Nachsicht, sondern blamiert den Statthalter noch jetzt durch die Enthüllung, dass dieser ihm geantwortet hat, und macht ihn so demissionsreif. Einem Privatmann, der sich erdreistete, an die Statthalterei in Triest heranzutreten, »um eine zuverlässige Aufklärung über die Beweggründe für die Verfügungen der Statthalterei zu erhalten«, würde eine polizeiliche Antwort zuteil werden, die es ihm ersparte, ein zweitesmal die Behörde zu belästigen. Dem Prinzen Hohenlohe wird das Telegramm der Redaktion auf eine Reise nachgeschickt und er beeilt sich hochachtungsvollst, die gewünschte Auskunft über die Gründe amtlicher Entschließung zu erteilen. Wenn die Behörde einen Redakteur über einen Artikel fragt, so soll er die Antwort verweigern dürfen. Wenn der Redakteur die Behörde über einen Erlaß fragt, so steht sie unter Zeugniszwang. Und dennoch kann kein Zweifel sein, welcher der beiden Parteien die Aussage mehr zum Schaden und vor allem zur Schande gereicht.

 

 

September, 1913.


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