Der Herausgeber


Es ist bekannt, dass jener Teil der Bevölkerung, aus dem die Journalisten hervorgehen, einen unwiderstehlichen Hang hat, »hinaus« und »heraus« zu verwechseln. Sie fühlen sich immer als Draußenstehende und sagen deshalb »herauskommen«, wenn sie »hinauskommen« sagen wollen. Wenn sie hinausgeworfen werden, so sehen sie sich schon vor der Tür und sagen, man habe sie herausgeworfen. Vor den Wahlen rufen sie mit Vorliebe: »Heraus aus dem Sumpf!«, als wären sie schon draußen. Vor der Entspannung wünschen sie nichts weiter als: »Heraus aus der Ungewißheit!« Ich wartete auf den Augenblick, wo sie den Abschied vom Bösendorfer-Saal beklagen und Raimunds herrliches »So leb denn wohl« zitieren würden. Der Vater Korngold hat mich nicht enttäuscht:

»Wir ziehn betrübt aus dir heraus«, das naive Liedchen des Volksdichters, das schlicht eine Empfindung ausdrückt, für die wir die großen Worte scheuen, tritt uns auf die Lippen.

Auf die Lippen heraus? Oder auf die Lippen herauf? Auf was herauf? Der Bösendorfer-Saal fällt der Häuserspekulation zum Opfer. Sie ziehn betrübt heraus, was herauszuziehen ist.

 

 

Mai, 1913.


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