2. England und Nordamerika
Da wir die wichtigsten Erscheinungen in England: den Darwinismus, den Evolutionismus Spencers, den Relativismus Hamiltons, den Agnostizismus Huxleys, den Kritizismus Cairds, den Idealismus Greens bereits behandelt haben, ist nur noch weniges nachzutragen. Die wichtigsten Anhänger Hamiltons waren der englische Theologe H. Mansel (1820-71) und der Amerikaner Mac Cosh (1811-94) sowie der noch lebende bekannte konservative Politiker A. J. Balfour (geb. 1848), Vertreter einer dualistisch-theistischen Metaphysik J. Martineau (1805-1900). Wegen ihrer hervorragenden Leistungen auf Einzelgebieten seien der Logiker St. Jevons, die Psychologen J. Ward und J. Sully, der Ethiker H. Sidgwick (S. 385), der Geschichtsphilosoph Buckle (1823-62), die Soziologen H. Maine und B. Kidd erwähnt. Sprach- und Religionsphilosophie beherrschte gleichmäßig der Deutsch-Engländer F. Max Müller (geb. 1823 zu Dessau, gest. 1900 in Oxford, wo er seit 1850 dozierte; Vorlesungen über Natural Religion 1889, Physical R. 1890, Anthropological R. 1891, Theosophy or Psychological R. 1892, alle ins Deutsche übersetzt von Winternitz; Science of Thought 1887).
Die nordamerikanische Philosophie ist anfangs nur eine verspätete Parallelerscheinung der englischen. Berkeleyscher Idealismus und deistische Naturreligion finden zunächst am meisten Boden (dem Deismus stand in seinen jüngeren Jahren auch der bekannte Benjamin Franklin nahe); später die schottische Philosophie des gesunden Menschenverstandes. Im ganzen herrschen neben den praktischen religiöse Interessen vor; der Materialismus fand daher nur vereinzelte Anhänger (vgl. über die Anfänge des amerikanischen Philosophierens das ausführliche Buch von Riley, American philosophy, Neuyork 1907). Im 19. Jahrhundert wirkten dann nacheinander der deutsche Idealismus, Cousins Eklektizismus, Spencers Entwicklungslehre auf die amerikanischen Universitäten ein. Wir erwähnen den bekannten Idealisten R. W. Emerson (1803-82), von älteren Soziologen L. H. Morgan (1818-81), der auf Marx und Engels Einfluß geübt hat; von neueren: L. F. Ward, Mackenzie, Giddings (Prinzipien der Soziologie, deutsch von P. Seliger, Lpz. 1911) und Patten, endlich den theologisierenden Idealisten J. Royce. Neuerdings findet auch die moderne Logik, Psychologie, Ethik und der Positivismus (Carus' The Monist) eifrige Pflege. Der philosophische Verkehr mit Deutschland wurde eine Zeitlang durch die sogenannten »Austauschprofessoren« befördert. Das erste eigene Erzeugnis amerikanischer Philosophie ist der von dem Psychologen James begründete, von dort nach England und zuletzt auch auf das europäische Festland verpflanzte Pragmatismus (s. S. 491 f.).