Surrealistische Zeitschriften
Der erste Jahrgang einer neuen Zeitschrift »Bifur« liegt vor. »Bifur« ist neben den »Annales«, die gleichfalls in Paris, den »Variétés«, die in Brüssel erscheinen, die wichtigste unter jenen Zeitschriften surrealistischer Richtung, die durch den internationalen Mitarbeiterkreis, die wohltemperierte Mischung der Beiträge und nicht zuletzt den musterhaftesten Bilderteil sich einem breiteren Publikum empfehlen. »Bifur« im besonderen ist aus einer eigentlichen Sezession, vielmehr einer Reihe von Sezessionen hervorgegangen, in denen eine Gruppe von Autoren: Desnos, Baron, Vitrac, Leiris und andere unter Führung von Ribemont-Dessaignes, dem Herausgeber von »Bifur«, von dem surrealistischen Kern um Breton und Aragon sich abgespalten hat. Während diese letzteren gerade jetzt in einer neuen Zeitschrift »Le Surréalisme au service de la révolution« die politischen Fluchtlinien der Bewegung nachziehen, die sich sämtlich im Kommunismus schneiden, die polemische Bereitschaft ihrer Gruppe aufs höchste steigern, die Reinigungskrisen immer unerbittlicher austragen und daher im ganzen ein Blatt für Fachleute – freilich in dem entscheidenden Fach revolutionärer Haltung – geworden sind, stellt der Kreis um »Bifur« dem Publikum neue Tendenzen minder aggressiver Natur dar. Auswärtige Mitarbeiter, die »Bifur« zu gewinnen gewußt hat, unterstreichen das, indem sie der parisisch-moskowitischen Note der orthodoxen Surrealisten eine international-urbane gegenüberstellen. Sie bringen Briefe aus Estland, Syrien, Amerika, Finnland, den Antillen, verfügen über Mitarbeiter wie Döblin, Benn, Kafka unter den Deutschen, Joyce, O'Neill, Hemingway unter den Angelsachsen, Schklovski, Pilnjak, Iwanow unter den Russen, Huidobro, Serna, Chirico, Bontempelli unter den Spaniern und Italienern. Unter den einheimischen Mitarbeitern befinden sich einige der namhaftesten Autoren Frankreichs: Malraux, Cendrars, Drieu La Rochelle, Salmon, Giraudoux, Supervielle, Berl. Der Bilderteil bringt Photos von Man Ray, Stone, Germaine Krull, Eli Lotar usw. Besonders hingewiesen sei auf die schöne, in Nr. 2 reproduzierte Bleistiftzeichnung, die Nathan Altman, der erste Künstler, dem Lenin saß, im Kreml von ihm gemacht hat.