848. Kehle¹⁾. Gurgel²⁾. Schlund³⁾.
Kehle begreift sowohl die Luftröhre, als die Speiseröhre, und äußerlich bezeichnet es den vorderen Teil des Halses. Daher kann häufig auch geradezu der Ausdruck Kehle für Hals eintreten, und die altdeutschen Dichter z. B. priesen die Kehle, d. i. den Hals schöner Frauen: „ir kel, ir hende, ietweder fuoz, | daz ist ze wünsche wol getân.“ Walther v. d. Vogelweide. „Wie schone ir uz der waete schein | ir kele und ir brustbein.“ Gottfried von Straßburg, Tristan und Isolde. Noch bei Hans Sachs heißt es: „Darzu hat auch die wolgeboren | ein hälslein und ein kehlen weiß.“ Die Luftröhre bezeichnet das Wort Kehle namentlich in dem volksmäßigen Ausdrucke: Es ist mir etwas in die unrechte Kehle gekommen (d. h. statt in die Speiseröhre in die Luftröhre). Besonders versteht man aber unter Kehle auch die Speiseröhre, z. B. „Es blieb ihm etwas in der Kehle stecken.“ „Gib mir zu trinken, mir ist die Kehle ganz trocken geworden.“ „Er hat eine durstige Kehle.“ Bei Kehle denkt man aber zugleich häufig an den Kehlkopf, der ja den obersten Teil der Kehle bildet, und an die Stimme, als an die Luftsäule, welche durch die Kehle geht und im Kehlkopf tönend wird. So sagt man: „Er hat eine heisere, rauhe Kehle; sie sangen mit halber Kehle, mit voller Kehle usw.“ „Sie (die Nachtigall) gurgelte tief aus der vollen Kehle den Silberschlag.“ Hölty. „Das Lied, das aus der Kehle dringt, | ist Lohn, der reichlich lohnet.“ Goethe, Der Sänger. Die Gurgel (lat. gurgulio, Halsröhre; das Lehnwort Gurgel, mhd. gurgel, ahd. gurgula, verdrängte das altgermanische, mit lat. gurgulio urverwandte ahd. quërcha, quërchala, d. i. Gurgel, altnord. kverk) ist der Eingang der Halsröhre und also an dem äußeren Halse der Teil, der unmittelbar unter dem Kinne liegt, an dem inneren Halse aber der Teil der Kehle, den man bei weit offenem Munde sieht. Gurgel ist im allgemeinen. derber und niedriger als Kehle. Von einem Trinker sagt man in derber Rede: „Er hat sein Vermögen durch die Gurgel gejagt,“ edler klingt: „durch die Kehle.“ Zuweilen bezeichnet Gurgel auch wie Kehle die Stimme, ist aber auch hier niedriger, z. B. „Die Kehle der Nachtigall wird durch das Frühjahr aufgeregt, zugleich aber auch die Gurgel des Kuckucks.“ Goethe. Schlund (ahd. und mhd. slunt, von slintan, schlingen) wird von dem äußeren Halse nicht gebraucht, sondern bezeichnet nur den Anfang der Speiseröhre oder die ganze Speiseröhre, sofern durch diese die Speisen in den Magen hinabgetrieben oder verschlungen werden.