857. Kirren¹⁾. Locken²⁾. Körnen³⁾.
Ködern⁴⁾. Köder⁵⁾. Lockspeise⁶⁾.
Locken ist überhaupt: durch einen sinnlichen Reiz etwas herbeiziehen, und drückt diesen Begriff in der größten Allgemeinheit aus, z. B. „Wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht.“ Sprüche Sal. 1, 10. Locken wird im eigentlichen Sinne sowohl auf Menschen, wie auf Tiere angewendet, die übrigen Ausdrücke werden eigentlich jedoch nur von Tieren gebraucht und nur im uneigentlichen Sinne auf Menschen übertragen. Lockspeise bezeichnet jede Art von Speise, durch die ein Tier gelockt wird, Körnung (von Korn, Futterkorn) nur eine solche, die aus Körnern, Köder (ahd. quërdar, urspr. schleimiger Wurm; noch heute kommt in der Schweiz der Name Kärder für Regenwurm vor, Stalder, Schweiz. Id. II, 88) nur eine solche, die aus tierischem Stoffe besteht. Körnen und ködern erklären sich hieraus. Bei dem Kirren bedient man sich eines gewissen nachahmenden Lautes, um Vögel zu rufen, so daß sie sich ohne Scheu nähern. Auf Menschen angewendet sind kirren, ködern und körnen niedrige Ausdrücke. „Während die adeligen Theaterdirektoren ... Benda und Sonnenfels ihre puristischen und moralischen Absichten verfolgten, mußten sie doch mit ... Balletten die Gebildeten ködern.“ Gervinus, Literaturgeschichte.