910. Krank¹⁾. Siech²⁾. Ungesund³⁾. Unpaß⁴⁾. Kränklich⁵⁾. Krankhaft⁶⁾.
Ungesund (Gegens. gesund) ist das, was in seiner Lebenstätigkeit in irgend einer Weise gestört ist, z. B. ein ungesunder Mensch, ein ungesundes Tier, ein ungesunder* Ast, Zweig usw., ferner das, was eine solche Störung hervorruft, z. B. ungesunde Luft, Wohnung, Wirkung usw. Die übrigen Ausdrücke werden in diesem letzteren Sinne nicht gebraucht. Wenn ungesund von dem Körper selbst gebraucht wird, so geht es vorwiegend auf das Gesamtbefinden und bedeutet im allgemeinen den Mangel der Gesundheit. Ein Mensch, der schlechte Säfte hat, die oft in Ausschlag und Geschwüren ausbrechen, ist ein ungesunder Mensch, aber er ist darum noch nicht krank, Krank (mhd. kranc = schwach, kraftlos, verwandt mit ags. cringan, d. i. im Kampfe fallen) ist nur derjenige, der an einem besonderen und bestimmten Übel leidet, das seine besonderen Zufälle und Zeichen hat. Gewöhnlich läßt sich daher bei einem Kranken der leidende Körperteil bestimmt angeben, was bei ungesund nicht der Fall ist, z. B. herzkrank, leberkrank u. ähnl. Siech (mhd. siech, ahd. siok; es ist das alte deutsche Wort für krank, das erst im Mittelhochd., etwa seit dem 12. Jahrh., durch dieses verdrängt worden ist) bedeutet gegenwärtig: an einer lange anhaltenden Krankheit leidend, die den ganzen Organismus ergriffen hat. So sagt man: Der Körper siecht dahin. Unpaß (zusammengesetzt aus un und dem veralteten neuhochd. Adjekt. paß = angemessen, passend, das zu dem Verbum passen, angemessen sein, gehört, aus frz. passer; aber die Bedeutung entspricht dem niederl. passen) oder unpäßlich ist, wer nicht ganz wohl ist, ohne eben krank zu sein: er leidet an einer geringen Störung der Gesundheit, die nicht viel zu bedeuten hat und von der er bald wiederhergestellt zu sein hofft. Unpaß oder unpäßlich ist nur in der Umgangssprache üblich, ein edlerer Ausdruck dafür ist unwohl. Kränklich bezeichnet den, dessen Natur zu Krankheiten neigt und dessen Gesundheitszustand daher ein sehr ungleichmäßiger ist. Krankhaft bedeutet entweder einen Zustand, der mit dem Zustande des Krankseins Ähnlichkeit hat, oder einen solchen, der die Wirkung einer inneren Krankheit ist, z. B. krankhafte* Stimmung, Gesichtsfarbe, Erregung usw.