Fraternisieren
Fraternisieren ist ein neues französisch-demagogisches Kunstwort, welches ich ebensowenig zu verdeutschen vermag, als das durch Klang und Sinn sehr nahe verwandte Laternisieren — so wird im Melchior Striegel (1793) S. 108 der 86. Vers des 3. Gesanges kommentiert: „Der gerührte Roßwärter ergab sich und fraternisierte Mit seinen Gegnern.“
In der Tat ist dieses Schlagwort, das Lampe, Ergb. S. 326 mit gutem Grund ein „während der französischen Staatsumwälzung so oft gebrauchtes und berühmt gewordenes Wort“ nennt, unmittelbar nach 1789 auch nach Deutschland gedrungen. Freilich das zugrunde liegende Verb fraterniser ist weit älter und schon seit dem 16. Jahrh. belegt. Man versteht unter fraternisieren das geflissentliche Betätigen gleicher politischer Überzeugungen und brüderlicher Kameradschaftlichkeit.
Von späteren Belegen sei nur aus Joh. Scherr, Das rote Quartal (Recl. 1551) S. 18 f. verwiesen.