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Freidenker

Freidenker als Übersetzung des englischen Freethinker seit dem zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ins Deutsche eingedrungen, entwickelt sich in kurzem zur gehässigen Schelte aller kritisch und aufklärerisch gesinnten Geister. Der englische Ausdruck, der schon seit dem 17. Jahrhundert auftauchte, aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts zum Modeschlagwort wurde (Murray 4, 528), wurde vor allem durch Collins wirkungsvolle Apologie: A Discourse of freethinking, occasioned by the rise and growth of a sect called Freethinkers (1713) über den Kanal getragen.

Gombert, Jahresbericht des Königl. Gymnasiums zu Groß-Strehlitz 1878, 11 belegt den Ausdruck Freidenker bereits 1715. Nicht ganz zwei Jahrzehnte später gibt Philippi in Göttingen eine Wochenschrift unter dem Titel Der Freidenker heraus, wird aber darob noch von Liscow verhöhnt. Weiter bringt Reichel S. 22 ein Zeugnis aus dem Jahre 1748 bei, und in der zweiten Hälfte gehört dann das Scheltwort zum Sprachschatz aller Kirchengläubigen.

Vgl. Lessing 12, 259 (1774): „Von Naturalisten, Deisten, Freidenkern stellt sich der unwissende Haufe im bösen Verstande nichts bessers vor, als dass sie die Natur zu Gott machen, und in ungezügelter Frechheit bloß nach ihren Lüsten handeln. Spötter der Religion und Gotteslästerer, nebst anderen solchen theologischen Ausdrücken, geben vollends christgläubigen Seelen, ein Bild von den abscheulichsten Kreaturen, die man ausrotten und vertilgen müsse.“ Von Freidenkerei hatte Lessing schon 5, 447 (1754) gesprochen. Siehe auch das 1759 von Trinius herausgegebene „Freidenkerlexikon“ und die von Thorschmid zu Halle 1765 ff. veröffentlichte „Freidenker-Bibliothek“.

Und Adelung bucht 2, 289 (1775): „Freidenker, der frei, d. i. ohne Vorurteile denkt; ein Name, den sich die Feinde des Christentums seit Collins Zeiten gegeben haben, ungeachtet ihre gerühmte Freiheit nur zu oft in Zügellosigkeit und Widerstrebung gegen die Gesetze der Vernunft ausartet.“