Freies Spiel der Kräfte
Freies Spiel der Kräfte, ein wirtschaftliches Schlagwort, das Gombert ZfdW. 3, 332 wohl mit Recht aus den großen Nationalökonomen Adam Smith oder die Physiokraten des 18. Jahrhunderts zurückführt, begegnet schon bei Schelling, Von der Weltseele (2. Auflage 1806 und wahrscheinlich auch in der ersten von 1798) S. 300 in der Übertragung auf philosophisches Gebiet: „Das Wesen des Lebens aber besteht überhaupt nicht in einer Kraft, sondern in einem freien Spiel von Kräften, das durch irgend einen äußeren Einfluß kontinuierlich unterhalten wird.“
Eichendorff verspottet in s. „Krieg den Philistern“ (1823) 1. Abenth. bereits die Wendung:
„Frei spielen mögen meines Volkes Kräfte,
In Staatswirtschaft, Mechanik, Industrie,
Gewerbe, Kunst und hoher Wissenschaft,
Ein beispielloses Volkstum neu gestaltend.“
Das Schlagwort behält im ganzen 19. Jahrhundert seine Lebenskraft. Vgl. nur Kürnberger (1855) S. 27: „Es war ein zwangloses Spiel der Individualitäten, mehr Klub als Schule.“ Ferner eine ausfällige Bemerkung in den Soz. Monatsheften 1, 662 (1897): „Wie eine bittere Satire auf die orthodoxe Kathederphrase der Soziologen in Amt und Würde „vom freien Spiel der Kräfte“ liest sich seine (des Komponisten Karl Gleitz!) Klage.“