Boerhaaves Mittel gegen Husten
Mittel, Boerhaaves, gegen alten Husten, Schnupfen, Pleuresie u. s. w. Der Honig ist, nach ihm, ein Freund der Brust. Er rät, statt des Zuckers bei katarrhalischem Seitenstechen, Honig zum Kaffee zu mischen. Auch Osiander rühmt das Mittel gegen Katarrhalhusten (l. c. p. 48). Gerstenschleim und Honig, ein herrliches Mittel dagegen, lobt schon Aretaeus; — in Göttingen ist Honig, mit pulverisiertem Pfefferminzkraut, ein Volksmittel. Gegen Stockschnupfen ist der aufsteigende heiße Dampf von gekochtem Kaffee, von heißem Wasser, Fliedertee ein gutes Mittel. Den Pfefferminztee lobt als Schwitzmittel Osiander (l. c. p. 50) gegen alle Beschwerden bei der Grippe ganz besonders. Man soll des Abends einige Tassen Tee davon warm trinken. Gegen langwierigen Husten und Schnupfen dienen weder Honig, noch andere Süßigkeiten. Hier ist der Tee von Huflattig, der tägliche Genuss einer Zwiebel, das Kauen eines Stücks Ingwer, Rhabarber vorzuziehen; auch kann man öfters eine Heringsmilch verschlucken. Gegen frischen Katarrhalhusten und Heiserkeit lobt das Volk in Frankreich (Bulletin de Pharmacie 1813. p. 579) Folgendes: Man siedet ein Ei hart, schneidet es durch, nimmt das Eigelb heraus, füllt die Höhle mit gestoßenem Kandiszucker, bindet es dann zusammen, und hängt es über einem Gefäße im Keller auf. Alsdann findet man am anderen Tage darin einen Lecksaft, ein süßes Öl, welches man Teelöffelweise gebraucht. — Auch getrocknete Feigen, ein Lecksaft ans Mohnöl, Kandis und Honig, heißes Zuckerwasser mit frischem Eidotter angerührt (ein französisches Volksmittel, bekannt unter dem Namen: Lait de poule), Fliedertee mit Eidotter, mit Milch und Honig, in nördlichen Gegenden Europas und bei Seefahrern Punsch oder Grog, Tee mit Rum, Arrak und Zucker sind beliebte Hausmittel gegen Erkältungsübel: Husten, Schnupfen, Grippe, Rheumatismus. Als Schutzmittel dagegen führen wir folgende Gesundheitsregeln an:
1) Für die meisten Menschen ist es besser, wenn sie am Schnupfen leiden, sich warm gekleidet, bei irgend erträglichem Wetter, täglich der freien, kühlen Luft auszusetzen, als sich in heiße Zimmer einzuschließen oder sich zu Bett zu legen. Ein berühmter klinischer Lehrer (v. Hildenbrand) pflegte, wie Osiander erzählt, seinen Zuhörern zu sagen: „der Schnupfen dauere ohne Arzt vierzehn Tage und mit einem Arzt einen halben Monat.“
Nach meinen Erfahrungen darf der Schnupfen auch nicht einmal vierzehn Tage dauern. Wer ihn länger als sieben Tage hat, hat die Schuld davon sich selbst beizumessen, indem er sich zu sehr in Zimmer und Betten eingeschlossen, oder der Zugluft und dem schnellen Temperaturwechsel exponiert, dagegen das Spazierengehen in freier Luft und im Sonnenschein bei Windstille versäumt hat.
2) Um einen langwierigen Katarrhalhusten, der, bei Anlage, in Schwindsucht übergehen kann, abzukürzen, habe ich nichts wirksamer gefunden, als eine Luftveränderung, eine Reise, am liebsten in ein Schwefelbad. Man wird in der Regel finden, dass schon unterwegs die beunruhigenden Zufälle: Husten, Auswurf, Fieber, Appetit- und Geruchlosigkeit sich vermindern. Es versteht sich übrigens von selbst, dass die Jahreszeit dem Reisen nicht gar zu ungünstig sein darf; doch ist es durchaus nicht nötig, gerade die Sommermonate dazu zu wählen.
3) Schon das Verlassen eines kalten, feuchten, zu ebener Erde oder gegen Norden gelegenen Zimmers, und das Bewohnen eines höher und südlich gelegenen ist in vielen Fällen hilfreich.
4) Bei Anlage zu Katarrh und übermäßiger Empfindlichkeit gegen jede Luftveränderung ist es rationeller, sich an Kälte zu gewöhnen, als sich in Pelze einzuhüllen und beständig in heißen Zimmern zu leben.
5) Daher es auch nützlich sein kann, Kinder zu gewöhnen, sich täglich den Kopf kalt zu waschen.
6) Ein gutes Mittel, um sich, bei Geneigtheit zum Schnupfen abzuhärten, ist: täglich Morgens beim Aufstehen frisches Brunnenwasser aus der hohlen Hand in die Nase einzuziehen. Es hat zugleich erheiternde Wirkung. Ich habe durch dieses Mittel mir schon oft den heftigsten Katarrh binnen 24 Stunden ohne den geringsten Nachteil vertrieben.
7) Von dem größten Nutzen sind auch — wie Osiander bestätigt — in solchen Fällen als Prophylacticum kalte Fußbäder, und
8) warme Bäder. Durch das Bad wird die Tätigkeit der Haut belebt, und der unglücklichen, großen Empfindlichkeit für alle Veränderung der Atmosphäre entgegen gewirkt.
9) Diejenigen, welche sich in heißen und kalten Klimaten dem Wechsel der Temperatur bei Tag und Nacht aussetzen müssen, wie Matrosen und Soldaten, schützt das Tragen wollener Hemden oder Flanellwesten auf der bloßen Haut, vor Erkältung und ihren Folgen. Benj. Bush versichert, dass im amerikanischen Kriege die Soldaten, welche Flanellhemden trugen, von den unter den Truppen herrschenden Krankheiten verschont geblieben seien. In unserem Norddeutschland mit seinem unbeständigen Klima schützen sich sehr viele Menschen durch Flanellhemden vor den nachteiligen Folgen der häufigen Erkältung. Hierbei ist aber zu bemerken, dass aus Ängstlichkeit und Unkenntnis sich manche Individuen der Art schaden, indem sie Jahr ein Jahr aus jene Hemden tragen, dadurch ihr Hautsystem verzärteln und für Wetterwechsel empfindlicher machen. In den heißen Sommertagen kann jeder, sonst gesunde Mensch die Flanellhemden ablegen, ohne dass es Schaden brächte; nur ist dabei zu beobachten, dass man einige Tage vorher täglich einmal entweder kalt badet, oder sich den ganzen Körper mit einem großen Badeschwamm und kaltem Wasser abwäscht und tüchtig frottiert. Statt der wollenen Hemden tragen Wohlhabende oft seidene Hemden, welche auch als Heilmittel gegen Rheumatismus und Krämpfe gelobt werden.