Mittel gegen Kopfschmerzen
Mittel gegen Kopfschmerzen (Medicamina contra capitis dolores). Es gibt nichts Unbestimmteres, als das Wort Kopfschmerz. Man muss vor allem hier genau unterscheiden. Man mache sich ein Bild von einem Übel, das in den meisten Fällen nur etwas Symptomatisches, bald periodisch, bald anhaltend ist, bald den ganzen Kopf, bald nur einen Teil desselben einnimmt, dem bald Magenverderbnis, bald Fehler der ganzen Verdauung, Fehler des Magens, der Leber, der Milz, bald Gicht und Rheumatismus, bald Syphilis, Anomalien der Hämorrhoiden und der Menstruation, dem hier Nervenreize aller Art: Hypochondrie, Hysterie, Leidenschaften, Ausschweifungen in Baccho, Venere, Apolline et Minerva, dort Vollblütigkeit, unterdrückte Blutungen, Erkältung des Kopfes, wie der Füße, verschiedene fieberhafte Krankheiten, mechanische Kopfverletzungen, organische Fehler des Gehirns und seiner Umgebungen, allgemeine Körperschwäche u. s. w. zum Grunde liegen, und man hat eine flüchtige Zeichnung von demjenigen Übel, welches wir Kopfschmerz oder Kopfweh nennen. Daher ist dieses Übel bald ein Zeichen fieberhafter, hitziger, bald fieberloser und langwieriger Krankheiten. Im engern Sinne verstehen wir unter Kopfschmerz etwas Fieberloses, was periodisch eintritt. Die vorzüglichsten Hausmittel gegen Kopfschmerzen sind, je nach Verschiedenheit der Ursachen, folgende:
1) Ist er habituell, dann trinke man viel frisches Wasser und gehe in freier Luft spazieren. Auch kann man zwischen einem Lot gewöhnlichen Schnupftabaks sechs Gran schwefelsaures Chinin mischen und davon täglich einige Prisen nehmen, welches auch gegen periodisch eintretende Kopfschmerzen nervöser Art nützt. — Als äußerliche Mittel dienen hier: ein Beutel mit gestoßenem Schwefel, im Nacken getragen, Waschen des Kopfes mit Rum, und, schmerzt nur eine kleine Stelle des Kopfes, dann Einreiben derselben mit Perubalsam. Bei rheumatischem Kopfweh trage man eine Schwammmütze.
2) Des Abends vor dem Schlafengehen ein Glas Zuckerwasser trinken, schützte schon Manchen vor Kopfschmerzen.
3) Hysterisches Kopfweh weicht aber oft nicht eher, als bis der Leidende sich ruhig niederlegt und Alles dunkel und still um ihn ist. Ein kräftiger Wille vermag hier auch viel, indem der Kranke sich vornimmt, fest einzuschlafen.
4) Wenn unverdauliche Speisen den Magen belästigen, vergeht das daher entstandene Kopfweh nach Erbrechen, dem man daher nachhelfen muss, indem man ein Brechmittel gibt.
5) Im Kopfweh, sagt Celsus, sei Nichts heilsamer, als kaltes Wasser, womit man im Sommer den Kopf begießen lassen müsse. Dieser Ausspruch ist sehr wahr. Das Abtrocknen muss aber dabei rasch geschehen.
6) Anderen, die an kaltes Wasser weniger gewöhnt sind, möchte das Waschen und Übergießen des Kopfes mit lauwarmem Wasser mehr anzuraten sein. — Manche loben:
7) Ein frisches Kohlblatt vor die Stirn zu binden.
8) Brotrinde, in Essig getaucht, lindert die heftigsten Kopfschmerzen in fieberhaften Krankheiten. Man bindet dieselbe um den Kopf. Noch wirksamer sind Krumen von Roggenbrot, mit Kümmel und Essig vermischt, mittelst eines Tuches vor die Stirn gebunden.
9) Nervöse Kopfschmerzen vergehen oft dadurch, dass man sich jeden Abend vor dem Schlafengehen die Haare kämmt, auch dies mit einem engen Kamme des Tages einige Mal wiederholt.
10) Gegen solche nervöse Kopfschmerzen dient auch eine Tasse starker Kaffee, oder auch ein Teelöffel voll Eau de Cologne, auf Zucker genommen.
11) Kümmel, öfters in der Speise genossen, stärkt das Haupt und vertreibt die Kopfschmerzen; rühren sie von Magensäure her, so esse man so viel Semmel, als der Appetit nur vermag, dazu etwas scharfen Käse.
12) Bei Kopfgicht empfiehlt sich China, Wein, Melissen-, Pfefferminz- und Baldriantee; doch passen diese Mittel nicht bei der hitzigen, sondern nur bei der nervösen Form, welche ohne Fieberbewegungen ist.