Menuett. (Musik; Tanzkunst) Ein kleines fürs Tanzen gesetzte Tonstück in 3/4 Takt, das aus zwei Teilen besteht, deren jeder acht Takte hat. Es fängt im Niederschlag an und hat seine Einschnitte von zwei zu zwei Takten auf dem letzten Viertel: gradeauf der Hälfte jedes Teiles müssen sie etwas merklicher sein. Aber die durch solche Einschnitte entstehenden Glieder müssen geschickt mit einander verbunden sein, welches am besten durch die Harmonie des wesentlichen Septimenakkords oder dessen Verwechslungen oder in der Melodie selbst auf eine Weise geschieht, wodurch zwar der Einschnitt merklich, aber doch die Notwendigkeit einer Folge fühlbar wird. Denn die Ruhe muss nicht eher als mit dem Niederschlag des letzten Taktes empfunden werden.
Der Ausdruck muss edel sein und reizenden Anstand, aber mit Einfalt verbunden, empfinden lassen. Die geschwindesten Noten sind Achtel. Aber es ist sehr gut, dass eine Stimme, es sei der Bass oder die Melodie in bloßen Vierteln fortschreite, damit der Gang der Bewegung für den Tänzer desto fühlbarer werde; welches überhaupt auch bei anderen Tänzen zu beobachten ist. Doch können Sechszehntel einzeln, nach einem punktirten Achtel folgen.
Sonst muss dieser Tanz in reinem zweistimmigen Satz, wo die Violinen im Einklang gehen, gesetzt sein. Wegen der Kürze des Stücks haben keine anderen Ausweichungen statt als in die Dominante des Haupttons; andere Tonarten können nur im Vorbeigehen berührt werden. Also kann der erste Teil in die Dominante schließen und denn der zweite in die Tonika. Will man aber nach dem zweiten Teil den ersten wiederholen, so schließt jener in die Dominante und dieser in die Tonika. So sind die Menuette zum Tanzen am besten, weil sie am kürzesten sind. Man kann auch, um sie etwas zu verlängern den fünften und sechsten Takt wiederholen.
Zum bloßen Spielen macht man auch Menuette, von 16, 32 und gar von 64 Takten. Man hat auch solche, die im Aufschlag anfangen und den Einschnitt beim zweiten Viertel jedes zweiten Takts fühlen lassen. Andere, die mit dem Niederschlag anfangen, aber bald bei dem zweiten, bald bei dem dritten Viertel den Einschnitt setzen. Von dieser Art sind allgemein die Pastoralmenuette: aber man muss mit solcher Mischung der Einschnitte behutsam sein, damit der Rhythmus seine Natur nicht verliehre.
Bei Menuetten, die sowohl zum Spielen als zum Tanzen gesetzt werden, pflegt man auf eine Menuet ein Trio folgen zu lassen, das sich in der Bewegung und dem Rhythmus nach der Menuet richtet. Aber im Trio muss der Satz durchaus dreistimmig und die Melodie einnehmend sein. Dadurch erhält man einen an genehmen Contrast beider Stücke. Das Trio wird in der Tonart der Menuet oder in einem nahe damit verwandten Ton gesetzt und nach ihm die Menuet wiederholt.
Der Tanz selbst ist durchgehends wohl bekannt und verdient in Ansehung seines edlen und reizenden Wesens den Vorzug vor den anderen gesellschaftlichen Tänzen: nur mus nicht gar zu lange damit angehalten werden; weil dadurch die Ergötzlichkeit zu einförmig würde. Er scheint von den Grazien selbst erfunden zu sein und schickt sich mehr als jeder andere Tanz für Gesellschaften von Personen, die sich durch feine Lebensart auszeichnen. Seltsam ist es, dass (wie ich glaube) Niemand weiß, in welchem Lande dieser feine Tanz zuerst aufgekommen ist. Französischen Ursprungs, wie viele glauben, scheint er nicht zu sein. Wenigstens ist er für die Lebhaftigkeit der französischen Nation zu gesetzt.